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0972 - Die Stimme aus dem Nichts

Titel: 0972 - Die Stimme aus dem Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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die Insel lag, auf der sich das Hauptquartier der Arbeit erhob.
     
    *
     
    Wie immer übernahm Lyrta auf den letzten Kilometern die Steuerung des Bootes selbst. Das Hauptquartier der Arbeit war ein massives Gebäude mit achteckigem Grundriß, das sich einhundertundachtzig Stockwerke weit über das subtropische Grün der Insel erhob. Das Dach, mit einer Grundfläche von über einem Quadratkilometer, war als Landefläche für kleinere Fahrzeuge ausgelegt. Anflugrampen schoben sich nach allen Richtungen über den achteckigen Grundriß hinaus.
    Lyrta kam über eine der südlichen Rampen herein. Sie glitt zwischen den Aufbauten hindurch, die die Rampen voneinander trennten und deni Zugang zum Gebäudeinnern dienten, und parkte das Boot vor einer Wand, durch die mehrere Türen f.ührten.
    In Gedanken versunken kletterte sie von Bord. Sie war damit beschäftigt, wie sie Ror Perpulans Vorstoße während der bevorstehenden Sitzung des Arbeitsrats abwehren solle. Mechanisch näherte sie sich der Tür, deren Aufschrift verkündete, daß es hier zu einem der Antigravschächte gehe. Beim Durchschreiten der Offnkng spürte sie einen kurzen Ruck, dem sie jedoch keine Beachtung schenkte.
    Ein kahler, hell erleuchteter Gang führte in Richtung der Schachtmündung. Lyrta war hier Hunderte von Malen gegangen und kannte jede Fuge in der mit Gußmasse überzogenen Wand. Am Ende des Korridors gähnte der Eingang zu dem abwärts führenden Antigravschacht, eine über zwei Meter hohe, torbogenförmige Öffnung. Lyrta schritt darauf zu und stand im Begriff, sich mit einem leichten Schwung der sanften Umhüllung des künstlichen Schwerefelds anzuvertrauen, als sich das Bild der Umwelt sehlagartig veränderte.
    Die Wände des Ganges klappten beiseite und waren verschwunden. Die Schachtöffnung verblaßte und wurde durch milchig-blauen Himmel ersetzt. Warmer Sonnenschein reflektierte von der hellgrauen Oberfläche einer Konkrit-Leiste, die ins Nichts führte und unmittelbar unter Lyrtas Fuß mit einer schroffen Kante endete.
    Der Schwung trug Lyrta vorwärts. Im letzten Augenblick noch versuchte sie, sich unter Anspannung aller Muskeln rückwärts zu schnellen. Es gelang ihr nicht. Sie verlor den Boden unter den Füßen. Aber die Anstrengung hatte sich dennoch gelohnt. Ihre Vorwärtsgeschwindigkeit war gebremst worden. Die hilflos emporgerissenen Arme streiften an der Kante der Leiste entlang. Die Hände krallten sich instinktiv in das Material.
    Lyrta biß sich auf die Lippen, bis ihr vor Schmerz die Tränen in die Augen schossen. Das vertrieb das erbärmliche Gefühl der Schwäche, die finstere Ahnung der Ohnmacht, die sie hatte überkommen wollen. Sie vermied es, in die Tiefe zu blicken. Die Wipfel der Bäume lagen fast siebenhundert Meter unter ihr. Sie versuchte, sich an der Kante in die Höhe zu ziehen, aber die Anstrengung war zu groß. Es blieb ihr nur noch eine Hoffnung: daß jemand kommen würde, um sie zu retten.
    Sie begann zu rufen.
     
    *
     
    Hastende Schritte irgendwo Über ihr ... eme aufgeregte, klagende Frauenst~mme: „Lyrta ... Lyrta! Halt dich fest ... ich komme ..."
    Ein Gesicht erschien über der hellgrauen Kante, das Gesicht einer jungen Frau, die Lyrtas Zwillingsschwester hätte sein können.
    „Alisu ...", ächzte Lyrta. „Rasch ... ich kann nicht mehr lange ..."
    Alisu sah sich verzweifelt um. Dann warf sie sich nieder und lockerte vorsichtig den Griff von Lyrtas linker Hand. Es gab einen Ruck, als Lyrta die Kante losließ, aber Alisu hatte damit gerechnet. Sie zog mit einer Kraft, die niemand dem schmächtigen Frauenkörper zugetraut hätte. Lyrta gab einen halb erstickten Schrei von sich, aber da hatte Alisu sie schon zur Hälfte über das Ende der Rampe emporgezerrt.
    Der Rest war Spielerei. Lyrta lag erschöpft auf der warmen Fläche der Rampe und holte mit pumpenden Lungen Luft.
    „Woher kamst du so schnell?" fragte sie mit bebender Stimme.
    „Ich sah dich durch die Tür gehen. Ich war auf der anderen Seite der Plattform. Ich rief dir nach, aber du hörtest mich nicht. Da lief ich hinter dir drein. Wie kamst du darauf, die Tür zu nehmen, die zur Rampe führt?"
    Lyrta richtete sich langsam und vorsichtig auf.
    „Ja, wie nur?" wiederholte sie mechanisch.
    Sie stand auf.
    „Es war eine Hypnofalle", sagte sie. „Die Tür trug die richtige Markierung, und hinter der Tür verlief der übliche. Gang bis zum Eingang des Antigravschachts. Ich habe alles mit eigenen Augen gesehen. Dann, als ich mich in den

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