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0972 - Finsteres Erbe

0972 - Finsteres Erbe

Titel: 0972 - Finsteres Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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erhellend. Was kommt dabei heraus? Minus 45,51942? Sollte uns das irgendetwas sagen?«
    »Vierundvierzig«, korrigierte Nicole. »Aber das ist völlig gleichgültig. Ich dachte auch erst, es sei ein mathematisches Rätsel, aber ich glaube, damit lag ich daneben.«
    »Was ist es dann?«
    »Ich zeig es dir.« Sie zog ihr Handy aus der Hosentasche, ein TI-Alpha der Tendyke-Industries-Tochterfirma Satronics.
    Die Geräte dieser Marke waren echte Alleskönner. Zamorra vermutete, dass man mit ihnen sogar Tintenfischringe frittieren konnte. Er hatte nur noch nicht herausgefunden, wie. »Du meinst, die Zahlen bilden eine Telefonnummer?«
    »Quatsch!« Nicole startete eine Anwendung und eine Weltkugel füllte das Display. In ein Eingabefeld tippte sie die Ziffern ein. »Es handelt sich um Koordinaten. Weil April sie aber nicht in der Form von Grad, Minuten und Sekunden, sondern in Dezimalgrad angegeben hat, erkennt man das nicht sofort.«
    Wie bei einer rasanten Kamerafahrt schoss ihnen das Satellitenbild der Erde entgegen, bis Zamorra schließlich nur noch Blau sah. Und mitten im Ozean Steckte ein gelbes Fähnchen, neben dem die eingegebenen Koordinaten aufleuchteten.
    »Wo ist das?«, wollte der Parapsychologe wissen.
    Nicole zoomte ein wenig heraus, dass auch Land in den Bildausschnitt geriet. »Etwa achthundert Kilometer östlich von Florida.«
    »Florida«, echote Zamorra. »Mit anderen Worten: dort, wo Robert Tendyke lebt. Oder mit noch anderen Worten: dort, wo ich gerade herkomme.«
    Seine Lebensgefährtin lächelte ihn an. »Er wird sich sicher freuen, dich so schnell wiederzusehen.«
    ***
    Einige Zeit zuvor
    »Geschwindigkeit: 175 Knoten«, sagte Ran Munro, der Skipper der SEASTAR III.
    April Hedgeson nickte zufrieden und blickte auf die Anzeigen im Steuerhaus der neuen Jacht. Sie sah zu der Konsole auf ihrer rechten Seite, an der ein vierzigjähriger, untersetzter Mann stand. Schweißperlen glitzerten auf seiner Glatze. »Mr. Richards?«
    »Das Limit ist noch nicht erreicht«, antwortete der Angesprochene. George Richards war der Techniker für das neue Bauteil, das sie gerade testeten. Seine Stimme klang leicht zittrig. Er war ein Ass auf seinem Gebiet. Dieses lag allerdings eher in den Entwicklungsbüros und Werkstätten der Grym-Werft und nicht an Bord der experimentellen Jachten, die zu konstruieren seine Aufgabe war.
    April wünschte sich, er würde die Ruhe ihres Skippers ausstrahlen. Munro ging auf die Sechzig zu, war aber noch immer in ausgezeichneter Verfassung, psychisch und physisch. Selbst kritische Situationen brachten ihn kaum aus der Ruhe. Wie Richards stammte er aus den USA. War dort vor vielen Jahren Marineflieger mit TOP-GUN-Ausbildung gewesen. Später folgte eine Beschäftigung beim Geheimdienst, Abteilung Analyse und Auswertung. Nur hatte es ihm dort nicht gefallen. Zwar hatte ihn die Technik begeistert, mit der er in seinem Job zu tun hatte, allerdings hatten ihm der militärische Drill und das starrsinnige Beharren auf Formalitäten nicht geschmeckt. Und so stand er nun seit über fünfzehn Jahren im Dienst der Grym-Werft.
    »Die Werte des Torbeschleunigers liegen noch immer im grünen Bereich«, fügte Richards hinzu. »Zwanzig bis dreißig Knoten mehr könnten noch drin sein.«
    Allerdings hoffe ich nicht, dass Sie das wirklich ausprobieren wollen.
    Auch wenn er diese Worte nicht aussprach, sah April ihm an, dass er so fühlte. Sie konnte ihn gut verstehen.
    Seit jeher war die Grym-Werft für schnelle und unkonventionelle Boote bekannt. Ungewöhnliche neue Materialien, ungewöhnliche Technik, ungewöhnliches Styling und ungewöhnliche Preise zeichneten die superschnellen Wasserflitzer aus. Spezielle Kunststoffbeschichtungen senkten den Reibungswiderstand des Wassers, sodass bei gleicher Maschinenleistung Grym- Jachten bis zu dreißig Prozent schneller waren als vergleichbare Schiffe. Was die SEASTAR III zu leisten vermochte, ging darüber aber noch einmal um ein Vielfaches hinaus. Der Geschwindigkeitsrekord bei Rennbooten lag bei gut dreihundert Stundenkilometern, was etwa hundertsechzig Knoten entsprach. Den hatten sie gerade überboten und besaßen sogar noch Spielraum nach oben.
    Und das mit einer Jacht!
    Ja, April konnte George Richardson verstehen. Es war eben doch etwas anderes, sich an der theoretischen Möglichkeit dieses Tempos zu erfreuen, als sie dann tatsächlich mitzuerleben. Sie hätte den Techniker auch gar nicht in ihre Crew aufgenommen, wenn er nicht einer der wenigen

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