0977 - Gefahr für die Blaue Stadt
abgeschirmt umgeben von großen Bäumen und Büschen gelegenen Haus befanden sich der Swimmingpool und ein parkähnlicher Garten. Und genau dort hatten sich die Freunde hinbegeben und ließen sich von Butler Scarth bedienen. Im Hintergrund lief leise Musik, hauptsächlich die von Tendyke bevorzugten Stile Swamp-Rock und Country-Rock der Bands Creedence Clearwater Revival und The Eagles.
Eine fehlte bei dem Treffen, Tendykes zweite Freundin, Uschi Peters. Zusammen mit ihrer Zwillingsschwester Monica teilte sie sich Robert Tendyke schon seit über 20 Jahren als Gefährten. Seltsamerweise schienen alle drei mit dieser Regelung einverstanden zu sein, bisher hatten Zamorra und Nicole noch nie von Streitigkeiten zwischen Tendyke und den Peters-Zwillingen in puncto Partnerschaft gehört. Auf den ersten Blick sahen die Zwillinge fast gleich aus und es hatte einige Jahre gedauert, aber mittlerweile konnte sogar Zamorra die beiden gut voneinander unterscheiden. Wer sie näher kannte, wusste, dass Uschi die keckere von beiden war und Monica eher die vorsichtigere.
Zamorra ließ den Blick weiterschweifen, bis hin zu der kombinierten Garage mit Werkstatt, die sich auf der anderen Seite befanden. Das Gesamtgrundstück war gegen Räuber sehr weiträumig umzäunt, nur Old Sam, das alte menschenfreundliche Schlitzohr, tauchte manchmal auf.
So wie heute.
Robert Tendyke stieg als Erster aus dem Becken, während die Damen noch weitere Runden schwammen. Der Besitzer der Tendyke Industries trocknete sich ab, dann erwiderte er den fragenden Blick des Parapsychologen. Beide Männer kannten sich lange genug, um sich in vielen Situationen auch ohne Worte zu verstehen.
»Vergnügen und Arbeit?«, wollte der französische Dämonenjäger wissen.
»Arbeit und vielleicht ein bisschen Vergnügen«, verbesserte ihn Tendyke und setzte sich in den bequemen Liegestuhl. Wer den Mann mit den kurzen schwarzen Haaren und den dunklen Augen sah, ahnte zwar, dass er einem außergewöhnlichen Menschen gegenüberstand, aber dass der Sohn des Dämons Asmodis mittlerweile 516 Jahre zählte, sah man ihm nicht an. »Außerdem muss ich mir über ein paar Dinge klar werden.«
»Dein Vater?«, fragte Zamorra ins Blaue hinein. Der Franzose war ebenfalls weit älter, als sein Äußeres anzeigte. Und das nicht nur, weil er vom Wasser der Quelle des Lebens getrunken hatte. Vor langer Zeit hatte er einmal viele Jahre in der Vergangenheit verbringen müssen, ehe er wieder in die Gegenwart gelangt war.
Tendyke verzog das Gesicht, es sah aus, als hätte er in eine Zitrone gebissen. »Mein Erzeuger «, stellte er klar. Er wollte mit Asmodis nichts zu tun haben, nicht im Guten und schon gar nicht im Bösen, deshalb nannte er ihn auch nie seinen Vater, sondern stets nur seinen Erzeuger. Dennoch musste er mit Zamorra über den Erzeuger reden.
Der Franzose zeigte Tendyke mit einer Geste an, dass er beginnen sollte.
»Vor ein paar Wochen ist der Alte bei mir gewesen.« Der Chef der Tendyke Industries schnaubte, als er daran zurückdachte. »Ich habe hier am Pool gesessen, da kam der Idiot und fragte mich über die Blauen Städte und über Avalon aus.«
»Avalon?« Deutlich war die Falte zwischen Zamorras Augen zu sehen. Er wusste vom besonderen Verhältnis, das Tendyke zu Avalon besaß; schließlich war die Feeninsel stets seine Lebensversicherung gewesen, wenn er gestorben war. Bisher hatte er es immer geschafft, sich auf den Schlüssel und die Zauberworte zu konzentrieren, um nach Avalon zu wechseln, wo sein Körper regeneriert wurde. Fraglich war, ob diese Verbindung nach dem Tod des Zauberers Merlin noch existierte, ebenso, ob es Merlins Zauberwald Brocéliande noch gab.
»Er weinte sich darüber aus, dass er die Herrin vom See nie zu einem Rendezvous bewegen konnte. Als ich ihn darauf brachte, dass Avalon vom kymrischen Abal abstammt, was Apfel bedeutet, verschwand er zum Glück wieder.«
Zamorra überlegte kurz. »Neuwalisisch wird es Afal genannt - Afal/Avalun/Avalon. So in etwa muss die Abstammung des Wortes zu deuten sein.«
»Das weiß ich doch, Alter, aber ich möchte zu gern wissen, was der Scheißkerl von mir wollte. Er wird ja wohl keine Äpfel zusammenklauben wollen!«
Man konnte wirklich nicht behaupten, dass Tendyke besonders respektvoll über seinen alten Herrn sprach. Um der Wahrheit die Ehre zu geben: Am liebsten hätte er es gesehen, wenn der Erzdämon beim Untergang der Hölle mit gestorben wäre. Tendyke verachtete alles, was mit Asmodis
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