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0978 - In den Ruinen von London

0978 - In den Ruinen von London

Titel: 0978 - In den Ruinen von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Doyle
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Hilferuf schien Eindruck bei ihm hinterlassen haben. Er wirkte insgesamt zugänglicher und kooperativer, als noch vor ein paar Minuten. »Ich bin da vorhin auf etwas gestoßen…«
    »Die Hülsen«, fiel ihm der Field Marshal ins Wort.
    Dr. Sänger schüttelte ärgerlich den Kopf. »Davon rede ich nicht. Unterbrechen Sie mich nicht, dann erfahren Sie es auch.«
    Cougar nickte entschuldigend.
    »Worauf ich gestoßen bin, hat vielleicht mit dem Sterben der Mischwesen zu tun. Wie Sie wissen, bin ich Experte auf dem Gebiet molekularer Pflanzenbiologie.«
    Zamorra und der Field Marshal nickten.
    »Das Gewebe der Toten, speziell die verholzten Bereiche, weist einige Auffälligkeiten auf, die ich näher untersuchen möchte. Allerdings weiß ich nicht, ob die Einrichtung dieses Labors dafür ausreichend ist.«
    »Sie erhalten jede erdenkliche Unterstützung«, versprach Cougar. »Sagen Sie, was Ihnen fehlt, und sie bekommen es!«
    An den Augenfältchen war zu sehen, dass Dr. Sänger lächelte. »So etwas dürfen Sie einem von seiner Arbeit Besessenen wie mir niemals in Aussicht stellen, denn ich werde Sie beim Wort nehmen!«
    Zamorra scannte die Toten auf den Tischen ebenso, wie er es zuvor nur mit den Hülsen getan hatte. Währenddessen diktierte Dr. Sänger dem Field Marshal, was er an Apparaturen herangeschafft haben wollte.
    Als Zamorra sich den beiden wieder zuwandte, machte er eine entschuldigende Geste in Richtung des Wissenschaftlers. »Ich hoffe, ich gefährde nicht Ihre Bestellung.«
    »Wie meinen Sie das?«, fragte der MPI-Wissenschaftler.
    »Nun, ich glaube, ich habe herausgefunden, woran diese Menschen gestorben sind. Aber es kann nicht schaden, wenn Sie es auf seriöse Weise überprüfen und bestätigen.«
    »Sagen Sie schon, was der Hokuspokus ergeben hat«, erwiderte Dr. Sänger die Stichelei mit einem gottergebenen Seufzer.
    »Diese Unglücklichen«, sagte Zamorra, »sind alle demselben Leiden zum Opfer gefallen.«
    »Welchem?«, fragte der Field Marshal.
    »Rapide Zelldegeneration. Oder einfacher ausgedrückt: Altersschwäche.«
    ***
    »Altersschwäche.« Orson Cougar und Dr. Sänger tauschten befremdete Blicke.
    »Ich versuche, es zu erklären, wie es sich mir darstellt«, sagte Zamorra. »Wir haben es mit bislang drei Individuen zu tun, die offenbar allesamt das gleiche Ziel verfolgten: Sie wollten von drinnen nach draußen. Aus London heraus zu uns in die - noch, wie ich bewusst betone - freie Welt. Dazu mussten sie den Nebel überwinden, der in Wahrheit natürlich kein simpler Nebel ist, sondern eine übernatürliche Sperre. Oder um es für Dr. Sänger zu sagen: etwas Magisches. Besagte Sperre hat aber offenbar genau die Funktion zu verhindern, dass jemand aus London flüchten kann - oder nach London hineinkommt. Können Sie mir so weit folgen?«
    »Der nächste Nobelpreis, Sparte Magie, ist Ihnen sicher. Ich werde persönlich den Namensvorschlag an das Komitee herantragen.« Dr. Sänger grunzte.
    Zamorra lächelte. »Die Jagd nach Ruhm war für mich noch nie relevant. Auch darin unterscheiden sich Magier und Wissenschaftler offenbar grundlegend.«
    »Hören Sie endlich mit Ihren Animositäten auf«, verlangte der Field Marshal - zu Recht, wie Zamorra einräumen musste. »Kommen Sie zum Wesentlichen. Wollen Sie etwa behaupten, der Nebel habe die drei bei dem Versuch, ihn zu überwinden, altern lassen? So rapide altern, dass sie, auf unserer Seite angelangt, nur noch wenige Minuten zu leben hatten?«
    »Genau das hat meine Untersuchung ergeben«, bestätigte Zamorra. »Und falls der Turnus beibehalten wird, finden wir morgen den nächsten Pflanzengreis. Nur mit einem Unterschied zu den bisherigen Fällen.«
    »Welchem?«, fragte Cougar.
    »Diesmal werde ich da sein, wenn er aus dem Nebel kommt.«
     
    9.
    London, 2010
    Ihre Mum war nicht gekommen, und nachdem einige Tage ins Land gezogen waren, rechnete Carrie auch nicht mehr damit.
    Das Haus im Wald blieb aus unerfindlichen Gründen unbehelligt, obwohl immer wieder Schreie und Lärm - auch in unmittelbarer Nähe des Grundstücks - darauf hindeuteten, dass Menschen Gewalt angetan wurde.
    Carrie und Tom verschanzten sich in der Anfangszeit regelrecht in dem Cottage. Während die Stadt nach Einbruch der Dunkelheit jedes Mal etwas mehr in Dunkelheit versank und nur noch schwach von dem märchenhaften Baum illuminiert wurde, hatten die Highgate Woods zunächst noch Strom. Der fiel erst am fünften Tag nach Entstehung des Baumes aus. Bis dahin hatte Tom

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