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0978 - In den Ruinen von London

0978 - In den Ruinen von London

Titel: 0978 - In den Ruinen von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Doyle
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Tage. Dann hat sich die Lage beruhigt. Stabilisiert, wie’s die Ollen ausdrücken würden.«
    Carries erster Zorn war wieder verraucht. Kleinlaut fragte sie: »Du glaubst, das bleibt so? Aber…«
    »Drauf geschissen, was ich glaube. Es reicht, was ich sehe. Da läuft irgendein Film ab, den ich nicht verstehe. Und wir stecken mittendrin. Das ist kein Spaß mehr. Ich hab Leute krepieren sehen, verdammt viele Leute, bevor ich dich vorhin traf.« Sein Gesicht wurde ganz starr. Ab und zu schüttelte ihn etwas. Es dauerte eine Weile, bis Carrie merkte, dass er schluchzte. Dass Tränen über sein Gesicht liefen. Dass er alles andere als der toughe Junge war, den er ihr die ganze Zeit vorzuspielen versuchte. »Scheiße, ich hatte auch eine Mum und einen Dad - bis heute. Heute früh sind sie nich’ mehr aufgestanden. Und als ich nach ihnen schaute, lagen sie nebeneinander wie aufgebahrt im Bett. Sie hielten Händchen. Aber aus ihren Mündern wuchs so’n komisches Zeug… wie ich’s seither überall sehe! Scheiße, scheiße, scheiße!«
    Er schleuderte die Behälter mit Essen von der Couch.
    Carrie zögerte, dann ging sie zu ihm und setzte sich auf die Kante der Couch. Ihre Hand nahm sich die seine und drückte ganz sanft. »Das wusste ich nicht. Heul ruhig. Mir hilft’s, wenn ich’s tue. Ich hab schon oft geweint.«
    Er wischte sich mit dem Ärmel über das Gesicht. »Was ist eigentlich mit deinen Haaren? Hab ich irgend ’nen Modetrend verpasst?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Sind ausgefallen.«
    »Einfach so?«
    »Chemo«, sagte sie.
    »Chemo? Das Zeug, das man kriegt, wenn man… wenn man…«
    »Krebs hat.« Sie nickte.
    »Scheiße. Was für’n Krebs?«
    »Blut«, sagte sie. »Leukämie - so sagen die Ärzte dazu.«
    »Und… wirst du wieder gesund?«
    Sie zuckte mit den Achseln. Jetzt standen ihr die Tränen in den Augen. Normalerweise redete sie nicht gern darüber. Aber sie mochte Tom. Sie wusste nicht genau, warum, aber es war nun mal so. »Ich glaub, selbst wenn die letzte Chemo die Leukämiezellen beseitigt hat, stehen meine Chancen nicht besser als deine, das hier…« Sie machte eine große Geste, die weit über das Cottage hinausging. »… zu überleben.«
    »Jetzt drück nicht auf die Tränendrüse.«
    »Tu ich gar nicht.«
    Sie sahen sich an - und fingen an zu lachen.
    Es war verrückt.
    Es war wunderbar, Tom gefunden zu haben. Auch wenn eigentlich er sie gefunden hatte.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte er.
    Sie sah ihn an. »Meinst du wirklich, sie kommt?«
    »Wer? Deine Mum?«
    Carrie presste kurz die Lippen zusammen und nickte.
    »Keine Ahnung. Aber wenn, sollten wir vorbereitet sein. Lass uns alle Türen und Fenster verriegeln.«
     
    8.
    Gegenwart
    »Kann ich rein?«, fragte Zamorra.
    Der Field Marshal nickte augenzwinkernd. »Wenn Sie sich trauen.«
    Zamorra zuckte mit den Achseln. »Darüber denke ich schon lange nicht mehr nach.«
    Orson Cougar führte ihn zu einem Spind, in dem Schutzkleidung bereitlag. Universalgröße. Während Zamorra sich den Overall überstreifte, begann auch der Field Marshal, sich einen Anzug über die Uniform zu ziehen.
    »Sie kommen mit?«
    »Ich lass mir doch von einem Zivilisten nicht nachsagen, ich hätte keine Traute!«
    Zamorra empfand die Art, wie Cougar mit dem eigenen Status umging, als wohltuend. Es war offensichtlich, dass er sich selbst nicht so wichtig nahm, wie seine Bemerkung es vorspiegeln sollte.
    »Sie müssen mir nichts beweisen.«
    »Dann beweise ich es eben mir.«
    Sie schlossen ihre Plastikoveralls. Zamorra hatte vorher noch sein Amulett unter dem Hemd hervorgeholt und hängte es vor die Brust.
    »Was ist das?«, fragte Cougar mit gedämpfter Stimme. Er hatte schon den Mundschutz aufgesetzt.
    »Meine Lebensversicherung. Im optimalen Fall: unsere Lebensversicherung.«
    »Ein Talisman?«
    »So etwas Ähnliches.«
    Der Mundschutz bewegte sich, aber es blieb unklar, ob Cougar abfällig die Nase rümpfte.
    Sie wechselten durch eine Schleuse hinüber zu Dr. Sänger und dessen Assistenten.
    Und zu den Pflanzenmenschen.
    ***
    Das Amulett reagierte immer noch nicht.
    »Sie sind Professor Zamorra?«, fragte Dr. Sänger auf Englisch. Sein Blick haftete an der Silberscheibe mit den deutlich sichtbaren Tierkreiszeichen. »Offen gestanden hatte ich einen seriösen Wissenschaftler erwartet.«
    »Grenzwissenschaften haben es immer etwas schwerer, Anerkennung zu finden«, erwiderte Zamorra leichthin. »Aber ich bin guter Dinge, dass Ihr Weltbild in letzter Zeit

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