098 - Die Blutfurie
einjagen zu können. Bestimmt waren seine Opfer sonst immer vor Entsetzen gelähmt, aber unter diesen hatte sich garantiert kein Dämonenjäger befunden.
Unerschrocken drosch ich auf ihn ein und traf ihn auch einige Male sehr gut. Er fauchte zornig. Ich fällte ihn mit einem präzise abgezirkelten Schlag.
Er kam mir relativ schwach vor.
Dafür hatte ich nur eine Erklärung: Die Begegnung mit dem Dämon, der sich in seinem Haus befand, mußte für Chelo Silenti kräfteraubende Folgen gehabt haben.
Er schnellte auf dem Boden herum und kam wieder auf die Beine. Nun ging er aufs Ganze, und er hatte ein paar gute Augenblicke. Aber es gelang ihm nicht, mich in dieser Phase des Kampfes zu verletzen.
Ich krallte meine Finger in seine Kleidung und ließ mich mit ihm fallen. Ich warf ihn über meinen Kopf nach hinten, machte eine Rolle rückwärts und war über ihm.
Bevor er mich von sich stoßen konnte, riß ich meinen Colt Diamondback aus dem Leder und setzte ihm die mit geweihten Silberkugeln geladene Waffe an die Stirn.
Wußte der Vampir, welche Munition sich in den Kammern der Trommel befand?
Er erstarrte.
Ich hatte kein Mitleid mit dem Schattenwesen, das hier schon seit mehr als zweihundert Jahren sein Unwesen trieb, zuerst gemeinsam mit seiner blutsaugenden Mutter, dann allein.
Ich spannte den Hahn und war entschlossen, zu schießen, aber da peitschte mir eine scharfe Stimme entgegen: »Wenn du abdrückst, stirbt Jubilee!«
Ich hatte gesiegt, gleichzeitig aber auch verloren.
***
Die Stimme!
Ich kannte sie!
Natürlich. Sie gehörte Terence Pasquanell!
Als ich den Kopf hob, fand ich meine Vermutung bestätigt. Fünf Schritte von uns entfernt stand der Zeit-Dämon mit den Todesaugen, aber das war es nicht, was mir so einen schmerzhaften Stich gab. Sein Erscheinen hatte mich überrascht, das gebe ich zu, es entsetzte mich jedoch nicht.
Was mich entsetzte, war die Tatsache, daß er sich Vicky Bonney geholt hatte.
Habe ich es nicht gesagt?
Was ist schon eine Türverriegelung für einen Mann wie Terence Pasquanell?
Er hielt Vicky nicht, und dennoch befand sie sich in seiner Gewalt. Sie konnte sich nur bewegen, wenn er es wollte. Verzweifelt und unglücklich schaute mich meine Freundin an.
Es lief verdammt gut für unsere Gegner. Nach Jubilee hatte sich Terence Pasquanell auch noch einen zweiten großen Trumpf verschafft, den ich nicht überstechen konnte.
Pasquanell… Wo waren die Zeiten, als er noch auf der Seite des Guten gestanden hatte? Endlos weit lagen sie zurück. Seither hatte sich der bärtige Werwolfjäger mit großem Eifer zum Höllenschurken entwickelt.
Ich hatte gesehen, welchen grauenvollen Schaden er mit seinen Augen anrichten konnte. Deshalb mußte ich mir berechtigte Sorgen um meine Zukunft machen.
Er also steckte hinter dem Schwindel. Er hielt die Fäden in seiner Hand. Er hatte an diesen Fäden gezogen, und wir hatten uns genauso bewegt, wie er es wollte.
Ich steckte den Colt in die Schulterhalfter und ließ von Chelo Silenti ab.
Pasquanell grinste. »Du hast dich gut geschlagen, Tony Ballard.«
»Ich hätte den Kampf gern zu Ende gebracht«, erwiderte ich.
»Das kann ich verstehen«, sagte der Zeit-Dämon, »aber ich habe andere Pläne mit Chelo Silenti.«
Der Vampir erhob sich. In Pasquanells Gegenwart gab er sich friedlich. Er griff mich nicht sofort wieder an.
»Mein Freund hat Hunger«, sagte Pasquanell. »Er wollte schon über Jubilee herfallen. Ich konnte gerade noch verhindern, daß er ihr Blut trank.«
»Wo ist Jubilee?« fragte ich aufgeregt.
»Im Haus. Ich habe mit deinem Erscheinen hier nicht gerechnet. Du warst doch im Haus der Barringtons gefangen.«
Ich bleckte die Zähne. »Auf mich muß man verdammt gut aufpassen, wenn ich nicht entwischen soll. Das sieht dir ähnlich, daß du die Barringtons zu deinen Handlangern gemacht hast. Harmlose, unschuldige Menschen…«
»Ich habe sie gebraucht.«
»Und was geschieht mit ihnen, wenn du sie nicht mehr brauchst?« fragte ich.
»Dann kann Chelo Silenti sie haben, wenn sie ihm nicht zu alt sind«, antwortete Terence Pasquanell gefühlsroh.
Mich schauderte.
»Wozu ist das alles geschehen?« wollte ich wissen. »Was bezweckst du damit?«
»Ich will mein Herz haben«, sagte Terence Pasquanell.
»Aus welchem Grund?«
»Es behagt mir nicht, es in den Händen meiner Feinde zu wissen. Ihr könntet damit etwas anstellen, was mir mein Dämonendasein unmöglich macht. Außerdem will ich damit eine gute Tat
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