098 - Die Blutfurie
Seite zu werfen, und das schwere Beil sauste haarscharf an ihm vorbei.
Er fing sich, unterlief den nächsten Beilhieb und entriß dem Untoten die Waffe.
Jetzt schrie der Blutsauger doch, während der Hexenhenker das Beil waagrecht schwang. Die magisch geschärfte Schneide wies auf Chelo Silentis Hals.
Und im nächsten Augenblick riß der Schrei des Vampirs ab.
***
Vera Silenti wollte ihrem Sohn zu Hilfe eilen, aber da tauchten wir auf. Ich bremste meinen Rover scharf ab, und wir sahen alle, wie Anthony Ballard den Blutsauger tötete.
Chelo Silenti brach zusammen.
Ich sprang aus dem Wagen. Silentis Körper zerfiel zu Staub.
Ich sah Vera Silenti und Terence Pasquanell auf dem Friedhof. Die beiden wirbelten herum und suchten das Weite. Wir folgten ihnen. Ich rief im Vorbeirennen meinem Vorfahren zu, er solle auf die Mädchen aufpassen.
Immerhin bestand die Möglichkeit, daß Terence Pasquanell ein Trick einfiel, der es ihm ermöglichte, Jubilee und Vicky noch einmal in seine Gewalt zu bringen.
Ich wollte sie auf keinen Fall schutzlos wissen.
Während sich der Hexenhenker zu meinem Wagen begab, stürmten Mr. Silver und ich durch das Friedhofstor. Wir sahen nur noch die Vampirin. Terence Pasquanell schien sich in Luft aufgelöst zu haben.
Also verfolgten wir Vera Silenti. Sie war unheimlich schnell. Kein Wunder. Sie hatte zweihundert Jahre Zeit gehabt, sich auszuruhen. Sie verließ den Friedhof, und wir konnten nicht verhindern, daß sie Saxton erreichte.
Sie verschwand zwischen den Häusern. Wir verloren sie aus den Augen und suchten sie mit wachsender Nervosität.
Jedermann in Saxton war nun in Lebensgefahr. Niemand ahnte es. Aber einen würde es treffen, wenn es uns nicht gelang, die Spur der Vampirin schnellstens wiederzufinden.
Ich blieb schwer atmend stehen. »Zum Teufel, Silver, wo steckt sie?«
»Ich wollte, ich wüßte es, Tony«, gab der Ex-Dämon zurück.
Wir trennten uns.
Und einen Augenblick später wußte ich, wo die Vampirin war.
***
Sie gewahrte Stimmen… Lachen… Leben… Blut!
Und plötzlich befand sie sich nicht mehr auf der Flucht, sondern auf der Jagd!
Sie brauchte Blut. Sie hatte so lange darauf verzichten müssen, daß sie ihren Hunger nicht bezähmen konnte.
Die Stimmen, das Lachen kamen aus einem Wirtshaus. Hier hatte sich Terence Pasquanell informiert. Nicht weit von hier lagen Pete Sartago und Dan Mitchell tot in einer Scheune. Man hatte sie noch nicht gefunden.
Entschlossen trat die Vampirin auf die Tür zu. Ihr Erscheinen würde die Gäste so schwer schocken, daß niemand daran denken würde, sie anzugreifen.
Terence Pasquanell hatte gesagt, der Tisch wäre reich gedeckt, und das stimmte. Vera Silenti wußte nicht, was ihrem Sohn zugestoßen war. Aber sie nahm an, daß er nicht mehr existierte.
Sie öffnete die Tür und trat ein. Als man ihrer ansichtig wurde, blieb den Leuten das Lachen in der Kehle stecken. Es war für alle ein gewaltiger Schock, die Vampirin zu sehen.
Grau und schlaff sahen Vera Silentis Wangen aus. Die Vampirin würde sich erst besser fühlen, wenn sie sich am Blut eines Opfers gelabt hatte.
Ihr gieriger Blick schweifte durch das Lokal. Für gewöhnlich fallen Blutsauger ihre Opfer an einsamen Orten an, oder dort, wo sie mit ihnen allein sind. Vera Silenti brach mit der Vampirtraditon.
Sie platzte mitten hinein in die volle Gaststube und war im Begriff, ihre Wahl zu treffen.
Mark Ericson, der feiste Wirt, nahm ihr die Entscheidung ab. Er bewahrte unter dem Tresen eine Gaspistole auf, und nachdem die Schrecksekunde vorüber war, faßte er danach.
Da griff ihn die Untote an. Sie sauste durch das Lokal und stürzte sich mit einer erschreckenden Wildheit auf den Mann. Mark Ericson stieß einen entsetzten Schrei aus.
***
Und diesen Schrei hatte ich gehört!
Ich drehte mich um und rannte mit langen Sätzen auf die Kneipentür zu. Ich riß meinen Colt Diamondback aus dem nassen Leder und rammte in der nächsten Sekunde die Tür auf.
Sie flog gegen die Wand, das Glas brach.
Ich sah verstörte blasse Männer und erblickte die hungrige Vampirin, die ihre Hauer soeben in den Hals eines Mannes schlagen wollte, den ich für den Wirt hielt.
Mein unverhofftes Erscheinen zwang die Blutsaugerin umzudisponieren. Sie drehte sich mit dem dicken Mann und benutzte ihn als lebenden Schild.
Ich forderte die Untote auf, den Mann loszulassen, doch sie dachte nicht daran, zu gehorchen. Sie setzte sich mit ihm in Richtung Hintertür ab.
Ich konnte nicht
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