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0980 - Schwerkraft-Alarm

Titel: 0980 - Schwerkraft-Alarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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zur Linken in einem langgestreckten, geradlinig verlaufenden Kamm endete. Zur Rechten ging es in eine Art Tal hinab. Nicht weit entfernt bildeten Büsche eine vielfach geschlängelte Linie. Sie.sah nicht, was sich dahinter verbarg, aber der Verlauf der Buschreihe erinnerte an einen Flußlauf.
    Sie wandte sich dorthin. Sie schritt durch gelbgrünes Gras, das ihr fast bis zu den Knien reichte. Der weiße Baum mit den grünblauen Blättern war die fremdartigste Lebensform, die ihr bis jetzt vor Augen gekommen war; alles andere wirkte mehr oder weniger vertraut. Ein Botaniker hätte wahrscheinlich ohne Mühe erkannt, daß es sich bei keiner der hier wachsenden Pflanzenarten um solche handelte, die dem Menschen bekannt waren. Aber für Lyn war das ohne Bedeutung. Vorläufig, verbesserte sie sich. Sobald der Hunger einsetzte, würde sie sich darum kümmern müssen, was diese Pflanzen ihr an Eßbarem boten. Tiere - außer winzigen Insekten, die blitzschnell durch die Luft schossen - hatte sie bisher nicht zu Gesicht bekommen. Was nützten sie ihr auch? Sie war nicht bewaffnet.
    Sie erreichte die Buschreihe und zwängte sich durch das Gestrüpp. Die Vermutung hatte sie nicht getäuscht: jenseits der Büsche floß träge, aber mit kristallklarem Wasser nicht ein Fluß, eher ein tiefer Bach. Sie kniete am Ufer nieder kostete die Flüssigkeit vorsichtig und trank, als sie sie wohlschmeckend fand, in langen Zügen.
    Es war unglaublich, wie die Befriedigung des Durstes einen Menschen wieder aufrichtete. Sie fühlte sich unternehmungslustig. Sie hatte vor, diese Welt zu erforschen. Sie würde behutsam zu Werke gehen und sich unterwegs nach Pflanzen umsehen, die eßbare Früchte trugen. Die Eßbarkeit sah man ihnen natürlich nicht an. Sie würde probieren müssen und sich dabei ein paarmal Magengrimmen holen. Aber was machte das schon aus!
    Das gegenüberliegende Ufer des Baches war ebenfalls von Büschen gesäumt. Lyn wollte gerade umkehren, als es drüben im Blattwerk zu rauschen begann. Sie stand reglos, ganz sicher, daß sie es mit einem eingeborenen Tier zu tun hatte, das gefährlich sein mochte.
    Eine menschliche Gestalt schob sich durch das Buschwerk. Sie kniete am Ufer des Baches nieder, wie Lyn es vor wenigen Minuten getan hatte.
    „Hormel Dan", sagte Lyn, „erschrick nicht, ich bin’s nur!"
     
    *
     
    Die vorsichtige Warnung war von geringem Nutzen. Hormel erschrak so sehr, daß er um ein Haar kopfüber ins Wasser gestürzt wäre. Er fand schließlich sein Gleichgewicht wieder, aber da war Lyn schon in der Mitte des Baches und strebte mit kräftigen Stößen dem gegenüberliegenden Ufer zu.
    Hormel empfing sie mit ausgebreiteten Armen. Lyn Degas hätte nie gedacht, daß sie sich je von ihm umarmen lassen würde, aber hier ließ sie es mit Begeisterung geschehen. Die Arme umeinandergeschlungen, tanzten sie wie Kinder durch die stachligen Büsche hinaus auf das Grasland und hatten einander weiter nichts zu sagen als ihre Namen.
    Als die Freude sich ausgetobt hatte, fragte Lyn: „Hast du einen von den anderen gesehen, Hormel?"
    Er schüttelte den Kopf.
    „Nein. Aber ich glaube, ich habe ein Stück von der MEMPHIS gefunden." Er deutete mit dem Daumen über den Rücken. „Vielleicht gibt es noch Geräte, mit denen wir etwas anfangen können."
    „Geräte!" schrie Lyn.
    „Was ist? Warum? Was meinst du?"
    Lyn zerrte den Helm aus dem Nakken und schickte sich an, ihn über den Kopf zu ziehen.
    „Mein Gott, Hormel!" stieß sie hervor. „Geräte! Wir tragen das perfekte Gerät unmittelbar an uns." Um den Helmsender in Betrieb zu nehmen, brauchte sie den Helm nicht vollends zu schließen. Hormel hörte sie rufen: „Zelda! Jak! Wo seid ihr? Meldet euch!"
    Hormel wollte es ihr nachtun, aber Lyn winkte heftig ab. Durch die Öffnung ihres Helmes hörte Hormel den Empfänger ansprechen.
    „Lyn!" Das war Zeldas Stimme. „Und ich dachte, ich wäre ganz allein", rief sie schluchzend. „Wo bist du?"
    Bevor Lyn antworten konnte, meldete sich auch Nyman.
    „Soeben zu mir gekommen. Phantastisch, euch beide zu hören. Fehlt uns nur noch Hormel."
    „Oh, der ist auch hier", sagte Lyn. „Wir haben einander durch Zufall gefunden. Seht ihr irgendwo in eurer Nähe zwei parallele Reihen von Büschen, die sich durch die Gegend schlängeln?"
    „Ich sehe sie!" schrie Zelda begeistert.
    „Hormel und ich stehen am Ufer des Baches, der zwischen den Buschreihen entlangläuft. Wir müssen nur noch feststellen, ob du dich aufwärts oder

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