0980 - Schwerkraft-Alarm
klatschten gegen die Decke. Irgendwo unter ihr rumorte es laut und anhaltend. Sie hörte ein knirschendes Ächzen und wußte instinktiv, daß irgendwo in ihrem Schiff wenigstens eine Terkonitwand der plötzlichen Belastung nicht mehr hatte standhalten können.
Das Heulen der Alarmsirenen war nur von kurzer Dauer. Einer der Rucke, die jetzt in pausenloser Folge durch den Schiffsleib fuhren, hatte das Alarmsystem zerstört. Lyn ertappte sich dabei, wie sie rein instinktiv den Helm ihrer Montur über den Kopf zog und den Verschluß betätigte. Sie erinnerte sich ihrer Verantwortung und sah in die Runde. Jedermann sonst war ihr zuvorgekommen - bis auf die Roboter. Die brauchten keine Schutzmonturen.
Sie warf einen raschen Blick auf den Bildschirm. Er war jetzt rot, von einem Ende bis zum anderen. Und da waren sie wieder: die gezackten Ränder des Tales und der Fluß, eine Fata Morgana mit einer Lebensdauer von einer Achtelsekunde.
„Nyman, was zum Teufel ist los?" schrie sie durch den höllischen Lärm, der mühelos durch die Hüllen der Raumanzüge drang.
„Ein starker Schwerkrafteinfluß", hörte sie ihn über Helmfunk antworten. „Inhomogenes Gravitationsfeld, das generell stärker wird, je näher wir der Oberfläche kommen."
„Oh, verdammt ..."
Warum hatte der Autopilot nicht reagiert? Warum hatte er die MEMPHIS nicht beim ersten Anzeichen von Gefahr aus diesem Chaos hinausbefördert? Sie griff nach den Schaltern ihrer Konsole, aber ein mörderischer Ruck fegte ihr die Hand einfach beiseite. Es war ein Knirschen, Ächzen, Stöhnen und Fauchen ringsum, als berste das Schiff aus den Nähten. Lyn war nicht sicher, ob der Antigrav noch funktionierte. Die Stöße, die sie trafen, trieben ihr den Magen bis zum Hals oder die Kehle bis zwischen die Knie, je nachdem, aus welcher Richtung sie kamen.
Sie brachte die rechte Hand schließlich an den Rand der Konsolentastatur. Der Zeigefinger, abgestützt durch sämtliche anderen Finger einschließlich des Daumens, druckte mit Mühe die Nottaste. Eine Sekunde verging, dann erschien auf dem Sichtgerät der flackernde rote Blitz, das Symbol für Fehlanzeige. Ein paar Atemzüge lang leuchtete der Blitz auf und ab, dann zerspIitterte die Bildscheibe.
„Wir steigen aus!" schrie Lyn.
Der Bildschirm kam herab. Er flog quer durch die Hälfte des Kommandostands und zerbarst krachend am Boden. Lyn fingerte verzweifelt an ihren Gurten. Zum Teufel auch - das Ding sollte doch so einfach funktionieren!
Sie kam schließlich frei. Ein mächtiger Ruck schleuderte sie zu Boden. Sie fühlte sich mit aller Gewalt gegen das harte Metall gepreßt, als der ganze Kommandostand wie wild zu rotieren begann. Sie hörte Stimmen im Helmempfänger, aber sie verstand nichts. Sie war noch damit beschäftigt, wieder auf die Beine zu kommen, als sich die Luft plötzlich mit weißem Nebel füllte. Sie kannte das Symptom. Die MEMPHIS war leck. Die einströmende Weltraumkälte kondensierte die Luftfeuchtigkeit. Der Effekt dauerte nicht einmal eine Sekunde. Die Luft strömte aus, in einem einzigen, donnernden Schwall. Lyn sah einen Sessel aus der Halterung gerissen werden. Eine Gestalt kauerte darauf.
Die Wand des Kommandoraums riß auf. Es entstand eine klaffende Lücke, und alles, was sich in der Nähe befand, wurde darauf zugerissen. Der Kommandostand befand sich im Zentrum des kugelförmigen Schiffes, mit Dutzenden von Trennwänden zwischen ihm und der Außenhaut.
Und dennoch sah Lyn unmittelbar vor sich, fast zum Greifen nah, eine unendlich weite, rot leuchtende Fläche.
Als sie durch den Riß in der Wand schoß, von einem unwiderstehlichen Sog gepackt, zweifelte sie nicht, daß ihre letzte Stunde geschlagen hatte.
*
„BASIS an alle Einheiten des Expeditionsverbands: Ziehen Sie sich sofort zurück. Kommen Sie auf dem schnellsten Weg an Bord."
Grimm leuchtete aus Perry Rhodans Augen, als er den energetischen Ring des Mikrophons von sich schob.
Im Kommandosektor der BASIS war die automatische Ubertragung der Vorgänge an Bord der MEMPHIS vor wenigen Minuten abgerissen. Keiner der Versuche, Lyn Degas und ihre Mannschaft anzusprechen, hatte ein Ergebnis erbracht. Die Barys hatte gezeigt, daß sie nicht so harmlos war, wie sie aussah.
Rhodan, erst vor kurzem aus der Obhut seines Arztes entlassen, wandte sich an Reginald Bull, der neben ihm stand.
„Schaff mir Laire herbei - wenn nötig, mit Gewalt!"
Bull entledigte sich seines Auftrags binnen weniger Minuten. Perry Rhodan zwang sich
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