0981 - Der Fluch des alten Kriegers
Ninja-Kämpferinnen gezeigt, die auf Shimadas Seite gestanden hatten, um seinen Tod zu rächen. Ornella gab es nicht mehr. Sie war von Shao in einer Geisterbahn erschossen worden, aber vier ihrer Ninja-Kämpferinnen waren uns entkommen und trieben sich irgendwo herum.
Natürlich hatten wir sie auf die Fahndungsliste gesetzt, aber keinen einzigen Hinweis erhalten. Ich trank, und meine Gedanken kehrten wieder zu Yakup zurück.
Diesmal zu dem lebenden, den ich vor unserem Treffen auf der japanischen Insel, wo Shimada vernichtet worden war, lange nicht gesehen hatte. In dieser Zeit hatte er sich in der Welt herumgetrieben, so dachte ich. Warum nicht auch in den Staaten, wo er dann mit dem Apachen Camacho zusammengetroffen war? Einem Menschen, der mit Yakup durchaus seelenverwandt war. Beide hatten Freundschaft geschlossen und waren in Verbindung geblieben, und auf irgendeinem mir nicht bekannten Weg mußte Camacho von Yakups Tod erfahren haben. Er wollte seinem Freund die letzte Ehre erweisen und war nach London gekommen.
Oder auch nicht.
Abe Douglas, der geschwiegen hatte, bemerkte die Zweifel in meinen Augen. »Was stört oder irritiert dich?« fragte er.
»Das kann ich dir sagen.« Ich stellte das Glas wieder weg, das ich bisher in meiner Hand gedreht hatte. »Einiges noch. Ich frage mich nur, ob du sicher bist, daß sich Camacho in London befindet. Habt ihr es anhand von Passagierlisten festgestellt?«
»Nein, nein, John, das nicht. Wenn er reiste, dann mit dem Schiff und nicht mit dem Flugzeug.«
»Davon gehst du aus?«
»Ja.«
»Wie ich euch Amerikaner kenne, habt ihr eure Spitzel ja überall sitzen, sicherlich auch bei uns. Ist denn dieser Camacho schon entdeckt worden?«
»Das nicht.«
Ich verdrehte die Augen. »Himmel, Abe, so kenne ich dich ja gar nicht. Du bist doch sonst so gründlich. Wenn ich dich so reden höre, kommt es mir vor, als wärst du einzig und allein aufgrund einer Annahme hier erschienen.«
Nahezu belustigt schaute er mich an und erklärte lächelnd: »So ist es nicht.«
»Dann kläre mich bitte auf.«
»Weißt du, John, wenn wir ehrlich sind, dann ist dieser Camacho kein so großes Phänomen für uns, denn wir beide kennen einen anderen, der ebenfalls mit Mächten in Berührung kommt, die außerhalb unseres normalen Wissens existieren.«
»Wen meinst du?«
»Chato, natürlich.«
Fast hätte ich mir selbst einen Schlag gegen die Stirn versetzt. Er hatte recht. Unser Freund Chato, der das große Amerika mit einem Wohnmobil bereiste, hielt ebenfalls die Augen offen. Er war auch ein Mensch, der es geschafft hatte, mit den Geistern der Natur Kontakt aufzunehmen und der das Böse bekämpfte. Da brauchte ich nur an Jericho zu denken, der aus New York einen Friedhof hatte machen wollen. Da hatte uns Chato schon zur Seite gestanden.
»Klickt es, John?«
»Das hat es schon lange.«
»Da bin ich beruhigt.«
»Du stehst noch mit Chato in Verbindung?«
»Ja, ab und zu. Auch an ihm ist die moderne Technik nicht vorübergegangen. Wir haben ihn mit einem Satellitentelefon versorgt, und so kann er uns ständig erreichen. Er kannte Camacho.«
»Woher?«
»Seelenverwandtschaft. Hast du nicht vorhin noch gesagt, daß die Welt manchmal sehr klein ist?«
»Ja, das habe ich.«
»Jedenfalls gab uns Chato den Tip. Und ihm müßten wir eigentlich vertrauen können.«
Ich nickte. »Dann gehst du davon aus, daß wir Camacho hier in London finden?«
»Immer.«
»Und weiter?«
»Dieser Apache scheint mir ein Mensch zu sein, der Freundschaften, wenn er sie einmal geschlossen hat, sehr pflegt, auch noch über den Tod hinaus. Wie ich hörte, ist diese Ninja-Führerin erwischt worden, aber nicht die anderen Kämpferinnen, die sie begleiteten. Zumindest nicht alle. So hätte der Krieger dann eine entsprechende Aufgabe zu erfüllen.«
Ich malte den Rand meines Glases mit dem Finger nach. »Das hieße nichts anderes als Mord.«
»Ja.«
»Was wir verhindern müßten.«
»Und ihn einfangen.«
Ich schaute hoch. »Moment mal, Abe, du willst diesen Camacho einsperren?«
»Wenn du es genau nimmst, ist er ein Mörder. So sind nun mal die Gesetze. Die vier Autoinsassen hat er eiskalt umgebracht. Es war keine Notwehr, denn sie haben ihn zu dem Zeitpunkt nicht angegriffen. Ob er damit Leben gerettet hat, steht auf einem anderen Blatt, aber Selbstjustiz können wir nicht hinnehmen.«
»Da hast du recht.«
»Danke.« Er hob sein Glas an. »Haben wir eigentlich schon auf eine gute Zusammenarbeit
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