0982 - Die Kinder der Zeitsäufer
sich auch die Frevler meinem Willen unterwerfen!«
»Wir sind frei! Das ist das Wichtigste. Und jetzt verlassen wir diesen Ort.«
»Nein! Nicht nach der Schmach, die…« Surrosh brach ab und starrte mit fassungslosem Ausdruck ins Leere.
»Was ist geschehen?«, wollte Kenresh wissen.
»Einer ist aus dem Netz ausgebrochen! Dafür denkt einer von den anderen fortwährend: Schnapp sie dir!«
»Wir gehen!«
»Aber…«
»Kein Aber! Du sollst deine Rache bekommen, doch nicht jetzt. Wenn sie so gefährlich sind, wie du sagst, müssen wir uns vor ihnen vorsehen.«
»Ich bring dich um, du miese Sau!«, gellte es durch den Tempel.
Die Gosh fuhren herum. Einer der Keimträger war wieder Herr seiner Entscheidungen! Als wäre der Teufel hinter ihm her, raste er durch die Halle, rannte drei der Sklaven um und stürzte sich auf einen vierten. Immer wieder schrie er die gleichen Worte: »Ich bring dich um!«
Surrosh stand mit aufgerissenen Augen da und konnte nicht glauben, was er sah. »Das Netz fällt auseinander!« Dann leiser: »Ihr habt recht. Wir müssen gehen. Aber vorher hinterlassen wir der Welt einen kleinen Gruß!«
Er deutete auf die Statuen seiner Artgenossen. Nein, seit er und seine Brüder die Kristalle in sich trugen, sahen sie in den einfachen Gosh keine Artgenossen mehr, sondern nur noch Fußvolk. Soldaten. Und sie sollten über die Welt herfallen.
»Alleine konnte ich sie nicht erwecken. Dazu fehlte mir die Stärke. Aber mit unserer gesammelten Schöpferkraft der Dunkelkristalle…«
Die anderen Dämonen lachten, als sie den Plan hörten.
Dann klaffte ihre Brust auf und die Kristalle wurden sichtbar.
Die Magie, die sie ausströmten, entzündete einen dunklen Funken, der über Jahrhunderte geschlafen hatte.
***
Da Dylan sich nicht sicher war, ob er den Eingang zur Höhle wiederfinden würde, lief er kerzengerade bis zur Steilwand und ließ sich von ihr leiten.
Er wünschte, er hätte Zamorras E-Blaster an sich genommen. Nicht, dass er dem Tattooreif misstraute, aber er hätte gerne etwas gehabt, an dem er sich festhalten konnte.
Sein Knie sang Schmerzarien, aber er durfte nicht auf geben.
Jeder Stein, auf den er trat, jeder auf dem Boden liegende Ast, über den er stieg, bedeutete eine Qual. Doch er musste Zamorra aus dem Gedankennetz befreien. Und die Dorfbewohner. Außerdem hatte er noch ein paar Gosh zu vernichten. Koste es, was es wolle!
Nach fünf Minuten des Humpeins sah er den Spalt in der Felswand vor sich. Er hatte sich keinen Plan zurechtgelegt. Er würde einfach reingehen und jeden Gosh mit den tribalähnlichen Wirbeln beschießen, der ihm in die Quere kam. Das war Plan genug!
Da erreichte er den Eingang.
Plötzlich ertönte panisches Kreischen aus der Höhle.
Was geschah dort? Waren die Dorfbewohner aus dem Sklavendasein erwacht?
Er bekam nicht die Zeit, sich Gedanken darüber zu machen. Denn in diesem Augenblick rannten drei Gosh aus dem Felsspalt.
Ohne zu zögern, vollzog Dylan mit dem rechten Arm eine Schleuderbewegung, als werfe er eine Frisbeescheibe aus der Hüfte.
Die Tribals lösten sich aus dem Tattooreif und rasten auf die Dämonen zu.
Gleich würden sie sie umhüllen. Ein. Netz bilden, das sich immer enger zusammenzog. Und so die Widerlinge vernichten!
Doch stattdessen geschah etwas, mit dem der Schotte niemals gerechnet hätte.
Die Gosh wandten sich ihm zu. In ihrer Brust klaffte ein Spalt, der Dylan unwillkürlich an den Riss in der Felswand denken ließ.
Dahinter schimmerte jeweils ein Kristall!
Drei der sechs Seelenhorte der Sha’ktanar! Aber sie hatten sich verändert. Sie strahlten nicht mehr in dem reinen Blau von einst. Nein, sie wirkten schmutzig, dunkel.
Und sie reflektierten den Tribalball!
Die wirbelnden Schlieren rasten Dylan entgegen. Er wollte noch den Arm ausstrecken, sie mit dem Tattooreif auffangen, aber er war zu langsam.
So hüllte das Netz nun ihn ein und begann sich zusammenzuziehen!
***
Schlagartig war Zamorra bei Bewusstsein.
Er sprang auf und sah sich verwirrten Dorfbewohnern gegenüber.
»Was ist geschehen?«, erklang neben ihm die Stimme von Ruben Hernandez.
»Dylan! Wir müssen ihm nach!«
Er pflückte den E-Blaster aus dem Gras und rannte los. Der Polizist folgte ihm.
Sie hatten vielleicht die Hälfte der Strecke hinter sich gebracht, als sich Merlins Stern erwärmte. Nein, das Amulett glühte förmlich!
Eine dunkle Magie fiel über ihn her, wie er sie erst einmal gespürt hatte. Vor einigen Wochen in Kolumbien.
»Das
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