0984 - Waffen der Verdammnis
Piloten ihres Shifts.
*
Seyran Sindrossan schrie entsetzt auf, als aus den Felsspalten wenige Meter unter ihm schlagartig Flammen hochschlugen und ihn einhüllten.
Er glaubte sich schon verloren, denn er hatte seinen IV-Schirm nicht aktiviert, doch die Flammenwände blieben viele Meter von ihm entfernt und brachen gleich darauf in sich zusammen.
Seyran aktivierte seinen Individual-schirm und steuerte etwas höher. Er fühlte sich keineswegs als unerschrokkener Held. Im Gegenteil, als frischgebackener Absolvent der von Gäa nach Terra übersiedelten Universität für Fremdrassenforschung, der keinerlei Kampferfahrung besaß, jagten ihm die Explosionen und die Flammen eine Todesangst ein. Am liebsten wäre er sofort umgekehrt, aber weil er solche Furcht vor dem Tode empfand, hielt er den Gedanken für unerträglich, andere Menschen im Stich zu lassen, wenn sie sich in höchster Lebensgefahr befanden.
Und er war sicher, zwei oder drei Menschen gesehen zu haben, die zwischen rauchenden und dampfenden Rissen in der senkrechten Felswand abstiegen.
Mit furchtbarem Knall flog unter ihm ein Stück Fels aus dem Plateau und schoß vielleicht zwanzig Meter hinter ihm empor. Er drehte sich danach um und entdeckte den Shift der Admiralin, der dem viele Tonnen schweren Felsbrocken gerade noch hatte ausweichen können.
Seyran Sindrossan winkte, dann flog er weiter.
Ich muß ihnen den Weg zeigen!
Aus den Spalten im Plateau quoll dichter schwarzer Rauch und nahm Seyran die Sicht. Er drosselte die Leistung seines Flugaggregats etwas. Dennoch wäre er fast in die senkrechte Felswand hineingerast, die wenig später vor ihm auftauchte. Er bremste mit Maximalwerten ab, schaffte es dennoch nicht ganz und steuerte in seiner Verzweiflung in die Mündung eines Tunnels, deren Ränder glühten.
In seinen Telekom-Kopfhörern vernahm Seyran Sindrossan die Flüche des Piloten. Er achtete aber nicht darauf, sondern schraubte sich kreisend tiefer, verzweifelt nach den Menschen suchend, die er gesehen hatte.
Er glaubte schon nicht mehr daran daß er jemals auch nur ein paar Überreste von ihnen finden würde, denn das Plateau glühte bereits an vielen Stellen, da sah er sie auf einer zirka zehn mal fünf Meter großen, feuer- und rauchfreien „Insel" stehen.
Es waren zwei Menschen in den Kampfanzügen der LFT-Flotte die dort standen - und ein dritter Mensch entfernte sich von ihnen.
Nein, das war kein Mensch, sondern ein Roboter, aber ein seltsam geformter Roboter. Er schien bis zuletzt bei den Menschen ausgeharrt zu- haben und ging nunmehr zur Felswand zurück. Bevor er sie erreichte, versank er jedoch mit einer aufglühenden und absinkenden Felsscholle.
Seyran Sindrossan landete neben den beiden Menschen, schaItete seinen IV-Schirm ab und blickte in verzerrte aber starre Gesichter. Die Augen hatten nichts Menschliches mehr an sich.
Seyran starrte auf die Namensschilder an den Monturen.
„Das sind Kommandant Veled und Mamud Vevenary!" schrie er ins Mikrophon des Helmtelekoms, als der Shift neben ihm landete.
Hände ergriffen ihn und die beiden anderen Raumfahrer und zogen ihn in den Flugpanzer. Helmverschlüsse klickt en. Mit aufheulenden Triebwerken schoß der Shift steil nach oben. Unter und hinter ihm versanken das Plateau und die HARMOS in brodelnder Glut.
„Thurlow!" rief die Admiralin und rüttelte Thurlow Veled an den Schultern. „Er reagiert nicht. Schock."
„Genial!" flüsterte Mamud Vevenary verzückt.
„Was mag er damit meinen?" fragte Seyran Sindrossan.
„Bestimmt nicht Ihren Wahnsinnsflug!" fuhr Almira Nukor ihn an. Dann lächelte sie mütterlich. „Du zitterst ja, Kleiner. Freue dich, denn du hast zwei Menschen das Leben gerettet."
„Ich nicht", sagte Seyran. „Das war der Roboter."
„Er steht ebenfalls unter Schockwirkung", sagte die Admiralin und seufzte.
ENDE
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