0986 - Das Ende der Sternenstadt
diesen Kristallen hinziehen wollte.
Er versuchte, diese merkwürdigen Dinger zu ignorieren. Sein erster ErfoIg hatte ihm Mut gemacht. Wenn er irgend etwas fand, woran er sich weiterziehen konnte, mußte er zwangsläufig binnen kurzer Zeit in die Nähe eines Lebensbereichs geraten. Er sah auch wirklich einen scheinbar unendlich weit entfernten Lichtflecken und begann gerade damit, sich auf dieses Ziel zu konzentrieren, da spürte er, daß etwas sich in seiner Nähe bewegte.
Er bekam einen furchterlichen Schrecken und drehte sich so schnell um, daß er fast mit einem Fuß in einen Kristallschwarm geraten wäre. Dann sah er den schimmernden, in sanftem Violett leuchtenden Brocken, der von dem Schwarm wegtrieb.
Sofort regte sich Thezeins schlechtes Gewissen. Er nahm an, daß er diesen Vorgang ausgelöst haben mußte. Irgendwie war er gegen das Kristallstüchchen gestoßen und hatte es von seiner Position entfernt.
Ein paar Schwimmbewegungen brachten ihn an den Brocken heran. Er fing das Stück behutsam mit beiden Händen ein und paddelte zu dem Schwarm zurück. Er konnte nicht erkennen, an welcher Stelle der abgetriebene Kristall fehlte, aber er nahm an, daß es wohl nicht so genau darauf ankäme und schob den leuchtenden, durchsichtigen Stein aufs Geratewohl an den Rand des Schwarmes. Dann ließ er los.
Zufrieden sah er, daß der Stein sich der kreisenden Bewegung des Schwarmes anschloß, und er wollte sich eben abwenden, da tat der violette Kristall einen kleinen Satz und landete mitten zwischen den anderen Kristallen.
In diesem Augenblick schöpfte Thezein zum erstenmal Verdacht. Irgend etwas stimmte mit diesen Steinen nicht. Zumindest dieser eine benahm sich, als wäre er lebendig. Wenn aber Thezein eines ganz genau zu wissen glaubte, dann dieses: In ganz Art’Yschall gab es keine anderen Lebensformen als die Bürger und die Pflanzen, die ein Produkt der Blühenden waren und später, wenn der Endpunkt der Reise erreicht war, wieder in ihnen aufgehen würden.
Er behielt den violetten Stein im Auge. Das kleine Ding drängelte sich ungeduldig zwischen einige größere Kristalle und blieb dann still. Thezein hatte geradezu den Eindruck, daß dieser Stein sich freute, seinen angestammten Platz wieder für sich erobert zu haben.
Aber gleich darauf bewegte sich wieder etwas in diesem Schwarm. Einige andere Steine gerieten in Bewegung, stießen aneinander und kurvten aufgeregt umher. Wieder trat Ruhe ein, und plötzlich schienen alle Kristalle stärker als zuvor aufzuleuchten. Im nächsten Augenblick befand sich der violette Stein außerhalb des Schwarmes und trieb davon.
Thezein fand, daß dieser Kristall zu bedauern sei. Offenbar legte er großen Wert darauf, zu einem Schwarm zu gehören. Unwillkürlich verglich Thezein den Schwarm mit der Gemeinschaft, zu der er gehört hatte, und er sah in dem violetten Stein so etwas wie einen Spaltling, der abgesondert und verstoßen wurde.
Kurz entschlossen fing er den Kristall erneut ein und strebte mit emsig paddelnden Füßen auf den nächsten Schwarm zu. Aber dort wiederholte sich das Spiel. Nachdem feststand, daß kein einziger der an diesem Ort versammelten Schwärme den violetten Stein in seiner Mitte duldete, behielt Thezein den Kristall in der Hand.
„Ich werde dich behalten", sagte er. „Vielleicht finden wir an anderen Stellen noch mehr solche Schwärme.
Irgendeiner wird dich schon aufnehmen."
Der Stein verhielt sich genau so, wie es ihm geziemte: Er rührte sich nicht, sondern blieb still in der Hand des Spaltlings liegen.
Thezein konzentrierte .sich wieder auf den fernen Lichtfleck, und er stellte überrascht fest, daß er auf Anhieb einen Anker für seine Gedanken fand.
„Das macht die Ubung", sagte er sich, hielt den Kristall ganz fest und zog sich hinüber.
Er kannte Art’Yschall nicht sehr genau, aber das war kein Wunder bei der ungeheuren Ausdehnung der Sternenstadt. Vor seiner ersten Verschmelzung war er eine Zeitlang herumgezogen und hatte sich verschiedene Lebensbereiche angesehen, denn schon damals wollte es ihm scheinen, als müsse das Leben mehr bieten als das tägliche Einerlei, das er von der Ebene der Schnellfüßigen her kannte. Er war jedoch sicher, daß er diese Gegend nie zuvor gesehen hatte.
Er stand auf einem kleinen Plateau in halber Höhe einer gigantischen Felswand. Über ihm dehnte sich der gleiche, mattblaue Himmel, den man auf allen größeren Lebensbereichen von Art’Yschall sehen konnte. Aber dieser Himmel war nicht leer
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