0986 - Das Ende der Sternenstadt
fragst du mich das?" fragte Thezein, der in seiner Verzweiflung nur noch einen Gedanken hatte: Zeit zu gewinnen. Vielleicht hielten die Bürger ihn doch unter Beobachtung, und möglicherweise war längst jemand auf dem Weg zu ihm ...
„Es ist ein kleiner Unterschied", meinte Malbeeram freundlich. „Wenn du selbst springst, kannst du dir bis zum Schluß einbilden, daß es noch eine Rettung für dich gibt. Aber ich sehe schon, daß du mein Angebot nicht zu schätzen weißt."
„Warte noch", rief Thezein hastig. „Ich glaube, du hast etwas übersehen! „ „Und das wäre?"
„Ehe du dort hinunterkommst", gab Thezein zu bedenken, „wird längst ein anderer Bürger mich eingefangen haben. Ehe man mich auslöscht, werde ich alles berichten, was du mir erzählt hast. Vielleicht gibt man mir dann sogar noch eine Frist."
„Bewahre dir deine Träume", empfahl Malbeeram nüchtern. „Aber glaube mir, ich bekomme dich, denn ich werde noch vor dir zur Stelle sein. Paß du lieber auf, daß du nicht auf deinem Weg nach unten gegen einen Felsen prallst und hängenbleibst."
Thezein versuchte verzweifelt, an Malbeeram vorbeizukommen, aber der Bürger ließ ihm keine Chance. Er drängte den Spaltling über den Rand der Felsen hinweg.
„Auf bald!" rief er ihm nach, dann suchte er sich einen Anker für seine Gedanken und zog sich, schnell wie ein Blitz, zum Fuß der Felswand hinab.
Unterdessen fiel Thezein wie ein Stein zu Boden, und der einzige Gedanke, den er zu fassen vermochte, war, daß er auf diese Weise wenigstens der Auslöschung entkam. Er war nicht sehr zufrieden damit, denn auch wenn er einige sehr seltsame Ansichten hatte und nicht in die Gemeinschaft der Bürger paßte, so hing er doch an Art’Yschall und der Idee, die sich mit der Sternenstadt verband. Er war sogar überzeugt davon, daß er sich bald eines Besseren besonnen und zur vorgeschriebenen Lebensweise bekehrt hätte. Er bedauerte die Tatsache, daß es zu spät für ihn war.
Er war so sehr mit sich beschäftigt, daß er gar nicht sah, wie ein grauer Schatten heranschoß. Er spürte auch nicht, daß etwas ihn auffing, denn sein Sturz wurde so sanft gebremst, daß es nicht die leiseste Erschütterung in seinem Komponentenkörper gab. Erst nach geraumer Zeit fiel ihm auf, daß sein Fall in die Tiefe unnatürlich range dauerte.
Er sah sich um und stellte fess, daß er auf etwas Grauem lag, das in der Nähe der Felswand entlangschwebte und dabei Kreise zog. Die Welt schien um ihn herum zu schwanken, und Thezein klammerte sich ängstlich fess. Einmal entdeckte er ein anderes fliegendes Ding in geringer Entfernung Es haste die Form eines Dreiecks. Die Ecke mit dem stumpferen Winkel zeigte in Flugrichtung die beiden anderen Ecken waren fang und spitz und bewegten sich ab und zu, woraufhin das Ding jedesmal seine Richtung änderte.
Zuerst dachte er, es mit geheimnisvollen technischen Geräten zu tun zu haben, die es der Sage nach noch auf einigen Lebensbereichen geben sollte. Aber dann erhob sich das zweite Dreieck und strebte dem oberen Rand der Felswand entgegen, und für einen Augenblick sah er den Himmel durch die eine Körperhälfte hindurchschimmern.
Da begriff er, daß er es mit Bürgern aus dem Clan der Schwebenden zu tun haste.
Im ersten Moment überkam ihn die Furcht. Er fühlte sich entdeckt und durchschaut. Aber dann sagte er sich, daß dieser Augenblick ohnehin nicht mehr range auf sich hätte warten lassen. Wenigstens konnte er nun Malbeerams Pläne durchkreuzen. Wenn es gelang, mit Thezeins Hilfe diesen verbrecherischen Bürger unschädlich zu machen, dann haste er einen Teil seiner Schuld abgetragen.
„Bürger!" rief er laut gegen den Wind an, der ihm das Fell zerzauste. „He, Bürger, hörst du mich?"
„Du brauchst nicht so zu schreien", kam die Antwort aus dem großen grauen Körper. „Was willst du?"
„Irgendwo dort unten wartet einer der sich Malbeeram nennt, auf mich", erklärte Thezein. „Er hat mich vom Felsen gestoßen, um mein Bewußtsein zu bekommen. Fliege schnell nach unten und suche ihn, ehe er Verdacht schöpft und entwischt ."
„Oh, diese Spaltlinge!" seufzte der Bürger aus dem Clan der Schwebenden. „Warum nur habt ihr in der letzten Zeit so viel Unsinn im Kopf? Ihr solltet euch mehr auf eure Pflichten konzentrieren."
Thezein schrak zusammen, denn im ersten Augenblick dachte er, dieser seltsame Bürger spräche ganz speziell von ihm. Aber der Schwebende fuhr fort: „Es wird noch soweit kommen, daß wir die
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