0986 - In den Fängen der Nacht
Stimme, als er sagte: »Komm, wir legen ihn aufs Bett!« Und ich war überrascht, ihn normal sprechen zu hören, denn eigentlich hätte er verletzt sein müssen.
Gemeinsam schleiften wir Barry F. auf das Doppelbett zu und ließen ihn dort niedersinken. Er blieb auf dem Rücken liegen, das Gesicht war verzerrt, und der Atem drang heftig aus seinem Mund.
Äußerlich zeigte Barry F. Bracht keine Verletzungen, trotzdem brauchte er eine Pause, um sich zu erholen. In dieser Zeit beschäftigte ich mich mit Suko und schüttelte nur den Kopf.
»Was hast du, John?«
»Ich kann mich nur wundern über dich. Ich sah dich in die Flammen laufen. Du hast sogar geschrieen, aber du bist nicht verletzt. Oder spürst du etwas an dir?«
»Nein!«
»Und trotzdem hast du…«
»Laß es dir erklären, John.« Er hob die Hand und ließ sie wieder sinken. »Es war nicht eben eine Offenbarung, die ich innerhalb einer winzigen Zeitspanne mitbekam. Ich kann dir auch nicht sagen, wie lange alles gedauert hat, aber das Feuer hat mich auf eine Art und Weise erwischt, die mit der eigentlichen Hitze nichts zu tun hat. Es war wie eine Botschaft, ein Strom. Hitze jagte in mir hoch. Ich hatte auf einmal den Eindruck von innen zu verbrennen, nur war es kein normales Feuer, sondern ein Angriff auf anderer Ebene, der ich nichts entgegensetzen konnte.«
»Mehr weißt du nicht?«
»Nein.« Er grinste zäh. »Vielleicht hätte ich länger mit den Flammen Kontakt haben müssen, dann wäre das Fremde in mir stärker durchgekommen.«
»Das Fremde?«
»Ja, schau nicht so erstaunt. Ich bekam nicht nur mit den Flammen Kontakt, sondern auch mit dem, was hinter ihnen stand.«
»Was denn?«
Er hob die Schultern. »Natürlich habe ich darüber nachgedacht. Es könnte so etwas wie eine andere Macht gewesen sein. Eine andere Erklärung habe ich dafür nicht.«
Ich runzelte die Stirn. »Wenn du von einer anderen Macht sprichst, dann muß das die sein, von der auch Barry berichtet hat.«
»Ja, Hades.«
»Die Flammenfrau.«
»Auch.«
Ich wies auf Barry F. Bracht. »Es ist besser, wenn wir ihn fragen. Er hat länger in den Flammen gestanden und deshalb mehr mitbekommen können. Und er hat das Feuer überstanden.«
Suko wunderte sich über meinen Tonfall, denn er fragte: »Gefällt dir das etwa nicht?«
»Doch«, erklärte ich, »das schon. Es gefällt mir gut, aber ich frage mich, warum wir keine Verletzungen davongetragen haben. Keiner von uns dreien. Das ist schon ungewöhnlich.«
Mein Freund hob die Schultern. »Dazu kann ich dir nichts sagen, John. Ich weiß es einfach nicht.«
»Ein normales Feuer war es jedenfalls nicht. Es fehlt die Hitze…«
»Und der Rauch!« vollendete Suko.
»Sehr richtig.«
Bracht hatte seinen Platz auf dem Bett nicht verlassen. Bisher. Jetzt stemmte er sich auf die Ellbogen der angewinkelten Arme und drückte sich langsam hoch. Dabei schaute er uns an. Doch auf seinem Gesicht zeigte sich kein Lächeln.
»Soll ich mich danach erkundigen, wie es dir geht?« fragte ich.
»Nein, das weiß ich selbst nicht.«
»Du spürst also keine Nachwirkungen?«
Er schüttelte den Kopf.
»Aber du warst ziemlich lange von dieser Flammenwand eingeschlossen.«
Barry gab mir keine Antwort, sondern wandte sich Suko zu. »Ist das bei dir nicht auch der Fall gewesen?«
»Das muß ich leider zugeben.«
»Okay.« In Brachts Augen schimmerte es. »Und was hast du dabei erfahren oder erlebt?«
Suko schüttelte den Kopf. »Willst du das wirklich wissen?«
»Sonst hätte ich nicht gefragt.«
»Nichts habe ich erlebt oder durchgemacht. Ich spürte auch keine Hitze. Sieh mich doch an. Nicht mal die Kleidung wurde versengt. Das waren keine normalen Flammen.«
»Und innerlich, Suko? Was hast du da mitbekommen?«
Mein Freund zeigte ein Grinsen. »Was heißt innerlich? Ich bin völlig normal gewesen.«
»Keine Nachricht?«
»Von wem?«
»Von der Herrin des Feuers«, flüsterte Barry. »Da ist etwas gewesen, ich habe den Kontakt gespürt, aber es fällt mir schwer, eine Erklärung abzugeben. Ich komme damit einfach nicht zurecht, so leid es mir tut.«
»Sie also«, sagte Suko.
»Ja, sie. Ich kenne sie nicht. Ich habe sie nie gesehen, aber ich weiß, daß sie bei mir war. So schwer es auch ist, euch das erklären, aber ihre Botschaft steckte in jeder kleinen Flamme, die mich umtanzte. Sie war einfach da. Die Flamme war ein Teil von ihr. Sie schien sich aufgelöst zu haben und hat sich später verteilt. Und ich merkte noch etwas.« Suko und
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