0987 - Asmodis' Retter
wie ein Echo an. »Ich kann mich fast nicht mehr daran erinnern. Wie war das noch damals, als wir nach der Reinigung der Erbfolge die Seelenkristalle entwendeten und aus Lemuria flohen?«
***
Gosh-Erinnerung
Lemuria bot ihnen keine Heimat mehr. Früher war das Land von allem erfüllt, wovon sie zehrten: Angst, Entsetzen, Verzweiflung, Panik.
Doch nun hatte der Erbfolger die Seiten gewechselt. Die wenigsten Dämonen hatten das überlebt. Nur die Gosh, die sich dem bösen Herrscher nie in dem Ausmaß unterworfen hatten, dass es sie nun die Existenz kosten würde. Das Lachen von Menschen erklang auf den Straßen. Statt Kummer und Leid beherrschte Hoffnung die Gemüter.
Hoffnung! Wie sollte man sich davon ernähren?
Wenigstens war es den Gosh gelungen, sechs der Seelenkristalle zu stehlen. Weißmagische Gegenstände, gewiss. Dennoch vermochten die Dämonen sie zu berühren. Und wer wusste schon zu sagen, ob sie sie eines Tages für ihren Zweck einsetzen konnten?
Sie kehrten zurück in die Hölle und suchten Asmodis’ Thronsaal auf. Doch der Empfang fiel nicht so aus, wie sie es sich vorgestellt hatten.
»Ihr glaubt, in den Schwefelklüften gibt es einen Platz für Versager wie euch?«, herrschte Asmodis die versammelten Gosh an.
»Wir sind nicht verantwortlich für…«, begann Zogrish, der Älteste unter ihnen.
»Schweig!«, brüllte der Fürst der Finsternis den Dämon an. In seinen Augen rollten Feuerräder. Er machte eine zupackende und drehende Handbewegung. Plötzlich zuckte Zogrishs Schädel mit lautem Krachen um hundertachtzig Grad auf den Rücken. Ein schmerzerfülltes Zischen drang aus seinem Sägezahnschlund, dann brach der Dämon zusammen.
Die restlichen Gosh wichen ein paar Schritte zurück.
»Die Erbfolge von Lemuria gehörte zu den Bastionen der Schwefelklüfte auf Erden. Den Menschen eine Qual und unserem KAISER ein Wohlgefallen.« Schwefelwolken drangen aus Asmodis’ Maul. »Wie konnte diese Bastion stürzen? Warum ist niemandem aufgefallen, was die Mächte des Lichts planen? Wie konntet ihr tatenlos zusehen? Wären nicht bereits alle Dämonen tot, die mit dem Erbfolger verbunden waren, hätte ich sie eigenhändig zur Rechenschaft gezogen.«
»Aber wir…«, setzte Gotrosh an, der nach Zogrishs Vernichtung nun der Älteste war. Noch bevor er den Satz beenden konnte, nahm diese Position Yurrash ein.
Asmodis fuhr fort, als wäre nichts geschehen. »Die Reinigung der Erbfolge stellt eine Niederlage für die Seite der Finsternis dar. Lucifuge Rofocale tobt! Und auch meine Laune hat durch euer dreistes Auftauchen einen Tiefpunkt erreicht.«
Trotz der Schicksale seiner Artgenossen trat Yurrash vor. »Auch für uns bedeutet dies einen schweren Schlag. Wir haben unsere Heimat verloren! Deshalb wollen wir in die Schwefelklüfte zurückkehren, dem KAISER dienen, die Macht und die Pracht der Hölle mehren. Bedenke, dass wir an der Reinigung der Erbfolge keine Schuld tragen, sondern…«
Asmodis hob die Hand und Yurrash verstummte. Die meisten Gosh rechneten gewiss damit, dass auch der Kopf ihres derzeitigen Ältesten gleich herumrucken würde. Doch das geschah nicht.
»Ich will euch etwas sagen.« Der Fürst der Finsternis blickte über die Gosh-Massen hinweg, die sich in seinem Thronsaal breitgemacht hatten. Seine Stimme klang wesentlich ruhiger und beherrschter als noch vor wenigen Sekunden. Eine Tatsache, die den Dämonen Angst einjagte. »Es interessiert mich einen müden Werwolffurz, wer die Schuld daran trägt. Ich bin wütend. Unglaublich wütend. Und wären sie nicht schlau genug, mir in diesen Tagen nicht unter die Augen zu kommen, hätte ich meinen Zorn an Tausenden von Irrwischen ausgelassen.«
Er beugte sich vor, bis sein Gesicht nur wenige Zentimeter vor Yurrashs zur Ruhe kam.
»Stattdessen trampelt ihr hier herein, füllt meinen Thronsaal bis ins letzte Eck mit euren widerlichen blassen Körpern aus, verpestet das herrliche Schwefelaroma mit eurem stinkenden Atem und schürt meine Wut nur noch an.«
Seine Hand fuhr vor und packte Yurrash an der Kehle. Ohne Mühe hob er ihn hoch. Die Füße des Gosh zuckten unkontrolliert hin und her, die Adern unter der bleichen Haut platzten und ergossen schwarzes Blut in den Dämonenkörper. Flammen huschten über den fast kahlen Schädel.
»Ich hätte nie gedacht, dass es noch niedrigere Wesen als Irrwische gibt. Ihr habt mich eines Besseren belehrt.«
Asmodis ließ Yurrashs verkohlenden Leib fallen. Für einen Augenblick herrschte eine so
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