0987 - Asmodis' Retter
weil du es sonst immer getan hast.«
»Schon gut. Du musst dich nicht entschuldigen.« McMour winkte ab. Er spielte nervös mit dem Tattoo-Armband, das er ums Gelenk trug. »Ich habe selbst noch Schwierigkeiten, mich darauf einzustellen.« Er zeigte auf die Kamelreiter. »Was ist denn mit denen da vorn auf einmal los?«
»Die legen ja ein Wahnsinnstempo vor. Erreichen wir die Jungs noch, ehe sie am Gebirge sind?«, erkundigte sich Nicole bei ihrem Gefährten. »Dort vorne ist es so steinig, dass ein Achsenbruch vorprogrammiert ist.«
»Ich getraue mir genau deswegen nicht, einen Zahn zuzulegen. Da hilft uns selbst der Allradantrieb nicht«, bekannte Zamorra. »Wir haben zwar Reservereifen dabei, aber eine Reparatur oder ein Wechsel bei diesen Temperaturen ist mörderisch.«
»Ich könnte mittels Telepathie versuchen in ihren Gedanken zu lesen, weshalb sie nichts mit uns zu tun haben wollen«, schlug Duval vor.
»Glaubst du, dass das klappt, Nici?« Zamorra war skeptisch. »Du siehst die Jungs zwar, aber ob deine Telepathie auf diese Entfernung wirkt, ist nicht sicher.«
Der Parapsychologe spielte auf ihr Handicap beim Gedankenlesen an. Seit Nicole vor zwanzig Jahren mit dem Vampirismus-Keim infiziert wurde, den sie durch die Hilfe der Waldhexe Silvana überwand, war sie eine Telepathin. Allerdings musste sie ihr »Objekt« unmittelbar vor sich sehen. Wenn nur eine Wand dazwischen lag, versagte ihre Telepathie.
»Egal, Chéri, ich versuche es auf jeden Fall«, entschied Nicole. »Falls es schiefgeht, habe ich es wenigstens probiert. Und falls es klappen sollte, besitzen wir möglicherweise einige Informationen mehr.«
Sie blickte auf die beiden fliehenden Kamelreiter und konzentrierte sich auf den rechten von ihnen. Sie wusste nicht, dass er Moumouni hieß.
Die Telepathieverbindung klappte nur zum Teil, Nicole konnte einige Fragmente erhaschen, aber diese Gedankenfetzen sagten ihr nicht viel. Sie sah vor ihrem inneren Auge ein dürres Mädchen mit einer Hautfarbe, die zwischen dunkelbraun und lila changierte. Die Ohren des Mädchens liefen spitz zu. Das war doch…
»Ich glaub’s nicht, Chef, aber zumindest der eine Reiter, zu dem ich Verbindung habe, muss Kassandra begegnet sein.«
»Du meinst Vassagos Tochter?«
»Genau die. Die Welt ist eben doch ein Dorf.«
Vassago war ein höllischer Prinz vom Orden der falschen Tugenden, sowie der dritte Geist der höllischen Heerscharen und Herr über sechsundzwanzig Legionen niederer Geister. In der Hierarchie der Hölle hatte der Erzdämon vor deren Untergang einst ganz oben gestanden.
Zamorra hatte Kassandra vor einem Jahr in der Antarktis getroffen, als er von Luc Avenge für einige Stunden entführt worden war. Was aus ihrem Vater geworden war, wusste er nicht. Er war auch nicht neugierig, ob Vassago noch lebte. Dabei wäre es ihm ein Leichtes, den Spiegel des Vassago zu beschwören.
»Haben die beiden also Angst vor uns, weil sie befürchten, dass wir ebenfalls Dämonen sein könnten?« Zamorra überlegte laut, aber seine Begleiter antworteten nicht darauf, da sie sich auf die Kamelreiter konzentrierten.
»Mist, sie entkommen uns!«, zischte Dylan. »Sie haben schon die steinige Ebene erreicht, gleich danach beginnen die Berge.«
»Das sehe ich auch, du Pessimist, ich…« Zamorra gab mehr Gas.
»Das rechte Kamel stolpert«, meldete Nicole. »Oh verdammt, hoffentlich geschieht dem Imuhagh nichts Schlimmes.«
Moumounis Reittier trat mit dem Vorderlauf auf zwei größere Steine, es geriet dabei ins Stolpern und nach mehreren vergeblichen Versuchen, das Gleichgewicht zu halten, fiel es nach rechts.
Der Imuhagh versuchte zuerst noch, durch Reißen am Maulgeschirr das Tier nach links zu bewegen, doch er konnte nichts mehr ausrichten. Kurz bevor das Kamel fiel, sprang der Wüstensohn ab. Als er den Felsboden berührte, stolperte er und knickte mit dem Fußgelenk um.
Ghoumour hielt neben seinem vor Schmerz schreienden Freund an, er stieg vom Kamel ab und half Moumouni auf die Beine. Dessen Reittier erhob sich wieder und beschwerte sich durch mehrere Unmutslaute über den Sturz. Wahrscheinlich hatte es sich ebenfalls verletzt.
Noch bevor Moumouni wieder auf sein Kamel steigen konnte, waren die drei Dämonenjäger mit dem Cherokee heran. Zamorra und Dylan stiegen aus und bewegten sich langsam auf die Imuhagh zu. Nicole blieb im Wagen, sie sollte die Gedanken der Tuareg sondieren. Außerdem wäre sie als Frau nicht willkommen.
Als Zamorra sah, dass Ghoumour
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