0987 - Asmodis' Retter
eine Peitschenschnur schnalzte der Strang nach vorne und kam mit dem Seelenkristall zurück.
Einer noch!
Bei der Treppe!
Das Chaos im Innenraum war perfekt. Asmodis schleuderte Flammenbälle, die die Menschen zu Staub zerfallen ließen. Die Gosh-Dämonen jedoch versteinerten einer nach dem anderen.
Menschen und Dämonen liefen in skurriler Eintracht ziellos umher, fürchteten um ihr Leben und konnten sich doch nicht in Sicherheit bringen.
Dylan konzentrierte sich mit den Augensteinen auf den Blickwinkel, den Asmodis besaß. Er drängte alle anderen Bilder zur Seite und schaute nur noch durch die Augen des Fürsten der Finsternis.
Immer, wenn der Teufel ihn nicht im Blick hatte, rannte er, als wäre selbiger hinter ihm her. Wenn Asmodis aber wieder in seine Richtung sah, blieb er abrupt stehen, drückte sich in das Dunkel des Gangs hinter den Säulen und verschmolz mit den Schatten. Bis der Fürst der Finsternis wegsah und Dylan erneut rannte.
So erreichte er schließlich den Fuß der Treppe.
Nun blieb ihm keine andere Wahl mehr.
Er musste die Düsternis des Gangs verlassen.
Mit einer schleudernden Handbewegung löste er den Schlierenball aus dem Tattooreif und schickte ihn Asmodis entgegen. Nur kurz danach umhüllte ein Netz den mächtigen Dämon.
Zu mächtig für diese Waffe, wie Dylan vermutete. Aber ihm ging es nur um die Ablenkung.
Asmodis brüllte auf - und starrte auf die Gosh hinab. Die Treppe zur Galerie beachtete er nicht.
Dylan nahm die Füße in die Hand und hetzte los. Im Vorbeirennen schnappte er sich noch den letzten Seelenkristall vom Podest, dann hastete er die Stufen hinauf.
Er hörte das Gebrüll des Satans hinter sich, wandte sich aber nicht um.
»Ihr versucht es mit allen Mitteln!«, brüllte der Fürst der Finsternis. »Aber dafür werdet ihr büßen bis in alle Ewigkeit! Die Vernichtung ist noch zu gut für euch!«
Der Schotte erreichte die Galerie. Geduckt, dass man ihn von unten nicht sah, rannte er zum Höhlenausgang. Unterdessen rief er den Tribalball zurück.
Als die Schlieren wieder auf dem Armreif auftauchten, erklang Asmodis triumphierendes Lachen.
Dylan jagte durch den Felsspalt ins Freie, begleitet von den Todesschreien der Versammelten.
Noch immer sah er durch die Augen des Satans, was in der Höhle geschah. Er tötete jeden einzelnen Menschen und versteinerte die meisten Gosh. Nur die Großen Drei strafte er besonders. Er verbannte sie in Gefängnisse, die er aus einigen Säulen errichtete, und goss sie in Zeitlosigkeit für alle Ewigkeit.
Der Schotte nahm die Augensteine aus dem Schädel. Die Kopfschmerzen hatten eingesetzt, die ihm zeigten, dass es an der Zeit war, auf die magische Hilfe der Kiesel zu verzichten.
Aber er musste nicht länger zusehen, um zu wissen, was weiter geschehen würde; Denn aus seiner Sicht war es bereits passiert.
So schnell er konnte, machte er sich aus dem Staub.
»Du hast es geschafft!«, brüllte er. »Du Teufelskerl!« Und leiser: »Professor Andorra wird sich freuen.«
***
Gegenwart
Den Saal des Wissens gab es nur in Caermardhin. In seinen kristallenen Wänden lag ein ungeheures Wissen gespeichert, jedoch konnten nur wenige Wesen mit dieser kristallinen Datenbank umgehen. In der Mitte des Saales schwebte über einem Sockel eine riesige Bildkugel, mit der jeder Ort und jede Person, die sich auf der Erde befand, beobachtet werden konnte.
Die Burg konnte generell nur mit der Erlaubnis des Besitzers betreten werden. Früher war das Merlin Ambrosius, der oft als »König der Druiden« oder auch »Zauberer von Avalon« bezeichnet wurde. Nach Merlins Ermordung durch den obersten Dämon Lucifuge Rofocale, der damals als LUZIFERS Ministerpräsident fungierte, zwang ein Bote des Wächters der Schicksalswaage Asmodis dazu, Merlins Amt und Burg zu übernehmen.
Der ehemalige Fürst der Finsternis blickte auf die schwebende Bildkugel. Die auf einem Berggipfel in Wales nahe dem kleinen Ort Cwm Duad gelegene Burg war unsichtbar und auch nicht zu ertasten. Wenn sie den Menschen sichtbar wurde, bedeutete das bestätigter Legende nach größte Gefahr für den Ort und die Welt. Ein unsichtbarer Zugang hatte einst über einem unscheinbaren Felsen im Wald am Berghang bestanden. Selbstverständlich hatte Asmodis diesen Zugang als erstes verschlossen, nachdem er Caermardhin bezogen hatte.
Die Burg selbst war in eine andere Dimension hineingebaut und innen weit größer als außen und nach allem, was man hörte, auch umformbar.
»Caermardhin.«
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