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099 - Das Hochhaus der Vampire

099 - Das Hochhaus der Vampire

Titel: 099 - Das Hochhaus der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas B. Davies
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Ohren. Als der Schatten eines näher kommenden Mannes auf den Kellerboden fiel, war sie plötzlich mit einem schrillen Pfeifton verschwunden.
    Der riesige Neger füllte fast den ganzen Eingang aus. In der Hand hielt er eine elektrische Blendlaterne. Er verhielt den Schritt, betrachtete das Teppichbündel, aus dem oben nur Jerrys Kopf herausschaute, und grinste.
    „Hallo, Söhnchen!“ sagte er mit tiefer Stimme. „Bist du wieder hier?“ Er kam näher und blies Jerry seinen intensiven Bierdunst ins Gesicht. „Dir ist doch nicht langweilig geworden, he?“
    Er packte die Teppichrolle und wuchtete sie auf seinen Rücken.
    „Duck dich, Söhnchen!“ sagte er, „sonst stößt du dir den Schädel ein!“ Mit schwerfälligen Schritten setzte er sich in Bewegung.
    Es ging durch einen langen Gang, der leicht nach oben anstieg. An den Wänden glommen in regelmäßigen Abständen matte Notlichter mit roten Zahlen und Buchstaben. Jerry sah sie wohl, aber sie bedeuteten ihm nichts. Der Neger verhielt vor einer stählernen Tür, deren Hebel er umlegte. Warme, feuchte Luft kam ihnen in einem Schwall entgegen. Jetzt mußte der Mann ein paar Stufen ersteigen, und er schnaufte mächtig dabei. Wieder tappte er einen Gang entlang.
    Vor einem runden Loch in der Stirnwand des Ganges hielt der Neger an und ließ seine Last von der Schulter gleiten.
    „So“, sagte er und wischte sich über die Stirn, „den Rest des Weges mußt du allein machen! Gute Fahrt!“
    Er schob den Teppich in das schwarze Loch hinein, das sich zu einem Schacht öffnete, und gab dem Paket einen kräftigen Stoß. Jerry fühlte, wie er in der glatten Röhre schräg nach unten rutschte. Erst wurde seine Geschwindigkeit immer größer, aber schließlich verlangsamte sich die Reise, er glitt sanft aus der Schachtöffnung und kam auf dem Boden eines gewölbten Raumes zu liegen.
    Neugierig blickte er sich um. Dieser Teil von Woodcroft Mansions schien älter als die ganze Anlage zu sein. Die Bögen, die die hohe Decke trugen, waren gemauert und nicht gegossen. Fundamente zur Rechten ließen ihn vermuten, daß hier früher einmal Maschinen installiert gewesen waren, Pumpen vielleicht für die Wasserversorgung aus einem natürlichen Brunnen. Dafür sprach, daß es irgendwo in regelmäßigen Abständen tropfte. Man hörte das Plätschern und Rieseln unterirdischer Wasser. Als er nach links blickte, sah er einem bleichen, kleinen Molch direkt in die Augen. Das Tier saß auf einem Mauervorsprung und musterte ihn unverwandt.
    Das Licht kam von einigen vergitterten Lampen, die hoch über ihm hingen und von Spinnweben überzogen waren.
    Dann hörte er Schritte. Sie näherten sich mit dem Gleichmaß einer Maschine. Im Lichtkreis erkannte Jerry die Leute vom Wachdienst, die er insgeheim mehr als alles andere fürchtete. Schon ein paarmal hatte er erlebt, mit welcher Brutalität sie in den Wohntürmen für Ordnung sorgten.
    Sie marschierten bis auf zwei Schritte an ihn heran und blieben ruckartig stehen. Ihre Augen blickten durch ihn hindurch. Jerry hatte den Eindruck, daß sie unter der Einwirkung von Drogen standen oder willenlos einer stärkeren Kraft gehorchten, die sie bewegte.
    Und dann kam eine Stimme, unpersönlich und kalt füllte sie das Gewölbe: „Bindet ihn los!“
    Mit den eckigen Bewegungen von Robotern lösten sie die Schnur.
    „Rollt den Teppich auseinander!“
    Sie taten es und richteten sich wieder auf, als Jerry in seinem durchschwitzten und zerknautschten Pyjama vor ihnen lag.
    „Hebt ihn auf!“
    Jerry fühlte sich mit harten Griffen unter den Achselhöhlen gepackt und hochgerissen. Seine Füße berührten nicht mehr den Boden, und er hing hilflos zwischen ihnen.
    „Bindet ihn an den Pfeiler!“
    Sie trugen ihn rückwärts, preßten seinen Körper an eine steinerne Säule und schlangen ein dickes Seil mehrfach darum.
    „Geht!“
    Sie drehten sich um und marschierten davon.
    Jerry stellte fest, daß er die Arme bewegen konnte. Er stand mit nackten Füßen auf dem eiskalten Steinboden. Instinktiv hatte er eingeatmet, und die Muskeln angespannt, als sie ihn festbanden. Deshalb besaß er nun mehr Bewegungsspielraum, als man ihm wohl eigentlich zugestehen wollte.
    Woher nur war die Stimme gekommen? Lautsprecher, und Sichtkontrolle durch Fernsehkameras?
    „Nein“, sagte die Stimme plötzlich, als ob sie seine Gedanken lesen könnte. „Ich bin hier. Ich werde fragen, und du wirst antworten!“
    Jerry schauerte, vor Kälte und vor Schreck. Aber noch hatte

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