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099 - Das Hochhaus der Vampire

099 - Das Hochhaus der Vampire

Titel: 099 - Das Hochhaus der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas B. Davies
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Hochhauskomplex befindet. Wichtiger ist, daß ich noch ein paar Erkundigungen einziehe und mich nachhaltiger Hilfe versichere.“
    „Sie fürchten, daß Sie die Auseinandersetzung nicht allein bestehen?“
    Davidson überholte eine Kette von Lastzügen und blieb gleich auf der Schnellspur.
    „Das möchte ich nicht behaupten. Aber wenn man sich mit diesen Kräften einläßt, sorgt man für jeden Rückhalt, den man bekommen kann.“
    Ann überlegte, ob die Zweifel an dem alten Gelehrten, die auf einmal in ihr hochstiegen, wohl berechtigt sein konnten. Aber dann entschied sie, daß sie zu wenig wußte, um sich ein Bild von den wahren Verhältnissen machen zu können.
    Sie blickte auf die Straße und bemerkte verwundert, daß sie vor dem Erzbischöflichen Palais angekommen waren. Davidson stieg gewandt aus und half ihr aus dem Wagen.
    „Ist der Bischof Ihr Bundesgenosse?“ fragte sie lächelnd. Er gab das Lächeln zurück.
    „Wenn Sie das behaupten, wird er Ihnen nicht gerade gewogen sein. Nein, ich fühle mich lediglich verpflichtet, ihn darüber zu informieren, was in seinem Sprengel vorgeht. Warten Sie hier auf mich? Sie haben seit heute morgen nichts zu essen bekommen. Vielleicht können Sie da drüben in der Imbißstube derweil etwas zu sich nehmen?“
    „Ist es tatsächlich nur die Sorge um meinen Hunger, die Sie bewegt?“
    Davidson lachte wieder auf seine jungenhafte Weise.
    „Sie haben mich wieder einmal erwischt. Nein, in den Bezirken der Kirche, in die ich vorzudringen gedenke, sind Frauen nicht erwünscht.“
    Er winkte ihr zu und ging auf das Portal des Palais zu. Sie wartete, bis er eingelassen worden war. Dann spazierte sie tatsächlich zu der Imbißstube und kaufte sich ein Sandwich. Während sie es aß, musterte sie ihre Umgebung. Alles machte einen so normalen Eindruck, daß es ihr schwerfiel, die Ereignisse der letzten Stunden damit in Einklang zu bringen. Aber dann erblickte sie eine alte, offensichtlich gehbehinderte Frau, deren Gang ihr merkwürdig vorkam. Sie verfolgte sie eine Weile mit ihren Blicken, und ihr wurde auf einmal klar, daß es die Frau sorgsam vermied, auf die Ritzen zwischen den Platten des Gehsteigs zu treten. Dann kam ein Stück, wo die Platten gesprungen waren und ein einziges Netz von Spalten und Rissen bildeten. Die alte Frau sah sich um, betrat dann die glatte Fahrbahn und vermied das Stück des defekten Bürgersteigs, obwohl starker Verkehr herrschte und sie mehr als einmal Gefahr lief, von einem Wagen gestreift oder überfahren zu werden. Erst als ihr der Plattenbelag wieder intakt schien, betrat sie den Gehsteig und humpelte davon. Ann schüttelte den Kopf.
    Spaßeshalber ging sie ebenfalls ein Stück weiter und trat mit Vorbedacht auf jede Ritze. Natürlich geschah nichts, außer daß ihr ein Zeitungsverkäufer verwundert nachblickte.
    So gelangte sie vor die kleine Kirche, die dem Erzbischöflichen Palais gegenüberliegt. Sie hielt inne und betrachtete das Portal. Die Front war reich mit Figuren geschmückt, Heilige und Teufelsfratzen in scheinbar bunter Mischung. Sie verstand genug von Kunstgeschichte, um die meisten deuten zu können. Aber dann blickte sie doch genauer hin, der weite Mantel einer heiligen Anna trug unverkennbar das Muster, das ihr Davidson am Morgen in der Halle des Hochhauses erklärt hatte, und das angeblich gegen den bösen Blick wirksam sein sollte. Die Tropfenform mit der oben nach rechts abgewinkelten Spitze war deutlich zu sehen.
    „Meine Namenspatronin wollte offenbar ganz sichergehen“, dachte sie amüsiert. „Nicht gerade beispielhaft bei einer glaubensstarken Heiligen.“ Sie kehrte um und überquerte die Straße. An der Windschutzscheibe eines Wagens, dem sie ausweichen mußte, baumelte ein kleiner, schwarzer Teufel, der sie mit weißen Zähnen angrinste. Sie betrat den Bürgersteig.
    „Tief in Gedanken?“ sagte eine Stimme. Davidson war lautlos hinter ihr erschienen. Sie wandte sich ihm zu. Im Augenblick sah er fast grotesk aus, und mehr denn je hatte sie den Verdacht, daß er in einer äußerst geschickten Maske auftrat. Seine Nase schien er nach Belieben nach vorn und unten biegen zu können, das Kinn stach wieder einmal spitz hervor, und die langen, weißen Haare paßten hervorragend zu der heiseren Stimme, der er sich bediente.
    „Allerdings. Was haben Sie bei seiner Eminenz erreicht?“
    Davidson schluckte die direkte Frage.
    „Ich habe uns eine verhältnismäßig sichere Operationsbasis verschafft.“
    „In Block B von

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