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099 - Das Hochhaus der Vampire

099 - Das Hochhaus der Vampire

Titel: 099 - Das Hochhaus der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas B. Davies
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anrufen“, sagte er, „etwas ist passiert!“ Er wählte seine eigene Nummer. Hedwige meldete sich und berichtete anscheinend aufgeregt. Davidson runzelte die Stirn und brummte. Dann sagte er: „Es ist gut, Hedwige. Ich kümmere mich darum. Kommen Sie gleich zur Klinik, und bringen Sie die Eule mit. Ich fürchte, wir werden sie brauchen!“ Er legte auf und wandte sie zu Ann. Aus seiner zerfurchten Miene las sie schon, daß Unangenehmes bevorstand.
    „Jerry ist anscheinend aus der Klinik entführt worden. Unerklärliche Umstände dabei haben den Klinikdirektor veranlaßt, mich zu benachrichtigen. Er kennt mich von früher her. Ich fahre, offen gestanden, ungern hin, aber wenn wir eine Spur aufnehmen wollen, dann können wir es nur dort.“
    „Jerry entführt, aber warum?“
    Davidson wurde fast ein wenig verlegen.
    „Nun, ich könnte mir einen Grund denken. Er wurde in der Klinik belästigt. Man wollte herausbekommen, was er tatsächlich gesehen hatte, und ihn dann dazu bestimmen, alles zu vergessen, oder eine rationale Erklärung des Phänomens anzunehmen. Ich mußte dazwischentreten, und das scheint auf allen Seiten Verwirrung gestiftet zu haben.“
    „Sie waren dort?“
    „Ja, nicht körperlich, natürlich. Jetzt weiß ich, daß wir ihn besser da herausgeholt und in mein Haus gebracht hätten. Aber heute nacht hatte ich wirklich noch keinen Überblick, wie weit die Geschehnisse schon fortgeschritten sind.“
    „Was jetzt?“ fragte Ann, fiebernd vor Ungeduld.
    „Ich fahre zur Klinik, und ich möchte Sie bitten, mitzukommen. Nach allem, was nun schon geschehen ist, sind Sie allein hier nicht mehr sicher.“
    Sie erschauerte, denn das entsprach ganz dem Eindruck, den auch sie mittlerweile von ihrer Lage hatte. Eilig verließen sie das Apartment, fuhren unbehelligt mit dem Lift hinunter und stiegen in den kleinen, roten Wagen des Professors. Er nahm den direkten Weg über den äußeren Highway, der die Vorstädte miteinander ringförmig verband, und so waren seiner Geschwindigkeit keine Grenzen gesetzt. Der Kies prasselte zur Seite, als er vor der Villa im Park hielt und heraussprang. Ann folgte ihm.
    In der Halle wurden sie schon von einem würdigen, alten Herrn erwartet. Er war nach der Mode aus der Mitte des Jahrhunderts gekleidet, fuhr sich andauernd nervös durch die dichten, schwarzen Haare und kratzte sich an der fleischigen, roten Nase.
    „Davidson!“ stieß er erleichtert hervor und kam dem Professor mit ausgebreiteten Armen entgegen. „Wie froh bin ich, daß ich Sie erreicht habe, und daß Sie gekommen sind! Ihre Assistentin?“
    Davidson begrüßte den Klinikdirektor ohne Überschwang und stellte Ann Marley vor.
    „Es tut mir außerordentlich leid…“ wandte sich der Direktor an Ann, aber Davidson schnitt ihm das Wort ab.
    „Meine Assistentin Hedwige wird gleich eintreffen. Wie waren die näheren Umstände der Entführung?“
    „Es ist uns alles vollkommen unerklärlich“, sagte er. „Können Sie sich vorstellen, daß es im ganzen Haus und drum herum am hellen Tag plötzlich dunkel wird? Und zwar so dunkel, daß man wohl die Notbeleuchtung sieht, die Lampen aber keinen Zentimeter weit scheinen?“
    Davidson nickte.
    „Das kann ich mir allerdings vorstellen. Und in dieser Finsternis?“
    „Ja. Anscheinend ist ein Krankenwagen vorgefahren, man hat den Pförtner einfach niedergeschlagen und ist mit den Schlüsseln in Mr. Bolands Zimmer eingedrungen. Ich fürchte, daß man seine Gegenwehr erstickt hat, indem man ihn in den anstaltseigenen Zimmerteppich wickelte und davontrug.“
    „Hat man Geräusche gehört? Schreie?“
    „Nichts von alledem. Die Dunkelheit schien auch jeden Lärm zu ersticken. In dem Augenblick, da wir den Wagen davonfahren hörten, wurde es auch wieder hell. Alle Telefone begannen zu läuten, obwohl niemand anrief. Die elektrische Schranke an der Pforte schloß sich selbsttätig, und die Radios spielten mit voller Lautstärke, bis man sie abstellte. Geisterhaft!“
    „Damit treffen Sie den Nagel auf den Kopf, mein Lieber“, stimmte Davidson zu. Vor dem Haus knirschte der Kies, und ein Wagen hielt.
    „Das wird Hedwige sein“, vermutete er. Tatsächlich kam die junge Frau herein geeilt. Auf der hoch erhobenen Hand trug sie eine lebende Eule, die ihre Augen geschlossen hatte.
    „Hallo“, sagte Hedwige, „da sind wir. Schon irgendwelche Anhaltspunkte, Professor Davidson?“
    „Die Lichtglocke“, sagte er. Sie machte ein erstauntes Gesicht.
    „Donnerwetter!“

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