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099 - Der steinerne Gott

099 - Der steinerne Gott

Titel: 099 - Der steinerne Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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konnte seine eigene Stimme nicht hören.
    „Hat es dich auch erwischt, Dorian?" kam die Antwort.
    Da erkannte der Dämonenkiller, daß Sprechen hier etwas anderes war als in seiner Realität. Man teilte sich hier anders mit, und man empfing die Mitteilungen auch auf andere Weise.
    „Ja", sagte Dorian. „Ich bin in dieser Wand. Kannst du mich sehen?"
    Dorian bemühte sich, Gestalt anzunehmen - oder zumindest eine Projektion von sich auf die Wand zu werfen: ein zweidimensionales Bild.
    „Nicht schlecht", lobte Unga. „Sieh her!"
    Dorian sah eine Leuchterscheinung über die Decke huschen und beobachtete fasziniert, wie sich der Lichtwirbel zu Ungas Abbild formte.
    „Wir können uns niemandem mitteilen, der körperlich ist", erklärte Unga, „aber untereinander können wir uns verständigen."
    „Wo ist Gunnarsson mit seinem Diener geblieben?" erkundigte sich Dorian.
    „Ich weiß nicht, wohin sie verschwunden sind", antwortete Unga. „Ist auch egal. Komm mit, Dorian! Ich will dir etwas zeigen."
    Ungas zweidimensionales Abbild glitt über die Decke, schob sich über das Eck, wo die Decke mit der Wand zusammentraf und huschte schräg die Wand hinunter zum Ausgang.
    Dorian folgte ihm. Es kostete ihm keine Mühe, sich fortzubewegen, doch jedesmal, wenn er versuchte, den Raum zu überwinden, hatte er das Gefühl, ins Nichts zu fallen. Das löste eine Art Panik bei ihm aus, doch fing er sich jedesmal wieder schnell.
    Unga beherrschte die neue Art der zweidimensionalen Fortbewegung schon recht gut. Er glitt schnell über die Wände und wechselte geschickt über den Boden oder die Decke auf die andere Seite über, dabei immer die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten nehmend.
    Dorian dagegen kam nicht so schnell voran. Einmal sah er Unga auf der gegenüberliegenden Wand. Als er ihm nacheilen wollte, kam er jedoch in einen Seitengang ab und verlor die Fläche mit Unga aus den Augen. Er hätte nicht mehr zurückgefunden, wenn Unga die Situation nicht erfaßt hätte und ihm gefolgt wäre.
    „Wir müssen auf Sichtweite bleiben, sonst ist keine Verständigung mehr möglich", erklärte Unga. „Das ist einer der Nachteile des Schattendaseins."
    Unga bewegte sich nun langsamer, so daß Dorian ihm folgen konnte.
    „Wo sind unsere Körper, Unga?" fragte Dorian.
    „Wir sind in unseren Körpern, nur sind diese nicht mehr räumlich, sondern wurden durch Magie dieser Dimension angepaßt", antwortete Unga.
    „Du sprichst wie ein Professor", meinte Dorian scherzhaft.
    Bei sich dachte er jedoch über Unga ernsthaft nach. Der Cro Magnon überraschte ihn immer wieder durch seine Anpassungsfähigkeit. War er mehr als nur ein Diener des Hermes Trismegistos?
    „Wir sind da!"
    Unga hielt abrupt an. Dorian wollte ihm noch ausweichen, doch kam er weder links noch rechts an ihm vorbei und prallte mit ihm zusammen.
    „Du mußt noch besser umdenken lernen", ermahnte ihn der Cro Magnon. „Wenn du ein zweidimensionales Hindernis vor dir hast, dann kannst du ihm nicht räumlich ausweichen, denn du selbst bist auch nur zweidimensional. Du kannst nie in die Tiefe gehen, sondern mußt auf der Fläche bleiben. Das mußt du beachten. Stell dir vor, jemand würde dich auf eine Fläche locken und diese dann frei im Raum schweben lassen. Du wärst dann für immer in der Fläche gefangen."
    Dorian schauderte. Er wollte nicht an diese Möglichkeit denken. Sie war ihm auch zu abstrakt.
    „Was willst du mir zeigen?" fragte er.
    „Siehst du ihn nicht?"
    „Wen?"
    „Den Alten. Er geistert immer irgendwo durch den Tempel. Ich habe ihn schon von vielen Wänden aus beobachtet, bin ihm jedoch noch nicht körperlich begegnet."
    Dorian ersparte sich alle weiteren Fragen. Er sah den Alten zwar immer noch nicht, doch wußte er, daß das nur an seiner Unfähigkeit lag, räumlich zu sehen. Unga hatte da wohl mehr Erfahrung. Dorian versuchte, in den Raum hineinzublicken. Ihm wurde dabei jedoch schwindlig, da eine Fülle von Eindrücken auf ihn einstürmte, die er nicht auseinanderhalten konnte. Er sah Unmengen von übereinanderliegenden Flächen, die seltsam miteinander verschlungen und verbunden waren. Doch er begriff das Muster nicht.
    „Habe ich recht, daß du ihn nicht siehst?" fragte Unga bekümmert. „Ich fürchte… Dorian. Ich falle zurück. Versuche, mich im Auge zu behalten und mir Zeichen zu geben! Vielleicht kann ich dir helfen."
    Dorian sah, wie sich Unga zu etwas Fremdartigem verformte und sich gleichzeitig auflöste. Er wollte nach ihm

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