099 - Der steinerne Gott
noch erweisen. Dann muß ich Sie sich selbst überlassen."
Luguri sonnte sich in der Bewunderung seiner Dämonen. Sich selbst gestand er ein, daß seine Leistung gar nicht so großartig war, aber auf dieses dekadente, degenerierte Pack machte sie großen Eindruck. Was hatte er schon getan? Beobachtet und auf den Zeitpunkt gewartet, der für ihn am günstigsten war.
Nun war der Moment gekommen, wo er mit aller Grausamkeit zuschlagen konnte. Nach Hekate würde er innerhalb kürzester Zeit seinen zweiten prominenten Gegner vernichten, einen Mann, der der Schwarzen Familie einige Probleme gemacht hatte.
„Tezza!" rief er den Irrwisch, der ihm schon einmal gute Dienste geleistet hatte, als er Dorian Hunter und Coco Zamis belauschte, wie sie sich auf Island verabredeten.
Ein Schatten schwirrte durch die Luft und ließ sich auf einem der Blutschalen-Menhire nieder. „Tezza, berichte, was sich auf Island zugetragen hat!" verlangte Luguri.
Und die versammelten Dämonenschar stimmte geifernd zu.
Als die wispernde Stimme des Irrwisches ertönte, verstummten. die Dämonen und lauschten gierig. „Weites Land. Kalt und einsam. Blendend-weiß, so daß Schatten leicht auszumachen sind", berichtete der Irrwisch. „Alte Häuser. Guter Unterschlupf für meinesgleichen. Aber Achtung! Kräfte der verhaßten Macht. Coco Zamis, Dorian Hunter. Abtastendes Wiedersehen, dann Planung der Zukunft. Hunter ist zurückgekehrt, für immer. Hat auf alles verzichtet. Auf alles - auch auf den unheilbringenden Spiegel. Ist schutzlos."
„Das genügt, Tezza", unterbrach Luguri ihn. Er blickte mit glühenden Augen in die Runde. Seine Spitzohren vibrierten erregt. „Habt ihr erfaßt, worauf es ankommt, meine Freunde? Dorian Hunter hat den Ys-Spiegel abgelegt. Jetzt ist er mir schutzlos ausgeliefert."
Die Dämonen heulten triumphierend auf.
„Ha! Hättest du diesen Wurm doch augenblicklich zertreten!" gellte es. „Die Ghoule warten schon."
Luguri rutschte provozierend auf seinem Hinterteil hin und her.
„Meine selbstgestellte Frist ist noch nicht abgelaufen", erwiderte er. „Tezza, was haben die beiden Bastarde vereinbart?"
„Sie wollen ihr Kind aufsuchen", wisperte der Irrwisch.
Ein Geheule und Gekreische erhob sich unter den Dämonen.
„Ja, ja, es zieht sie hin zu ihrem Kind", sagte Luguri. „Eröffnet das nicht reizvolle Perspektiven? Warum hätte ich Hunter denn auf Island töten sollen, wo sich mir eine noch viel bessere Gelegenheit bietet? Töten kann ich ihn jederzeit. Aber nun bekomme ich auch noch das Kind dieser Hexe in die Hände."
„Jei-j ei-j ei-j ei-j ei-j ei-j ei-j ei-jei!" keiften die Dämonen.
„Die beiden begaben sich zuerst an einen geschützten Ort", berichtete Luguri. „Dort blieben sie jedoch nur eine Nacht. Dann flogen sie nach Barcelona, wo sie in einem Hotel abgestiegen sind. Diese raffinierte Hexe will sich vorher wohl noch ihres Geliebten versichern, denn er hat in letzter Zeit ein seltsames Benehmen an den Tag gelegt. Vielleicht nimmt sie mit ihm sogar eine Beschwörung vor, hypnotisiert ihn. Nachdem sie das getan hat, fahre ich in ihn und mache ihn zu meinem Sklaven."
„Der Dämonenkiller wird Luguris Sklave!" schrien die Dämonen.
Luguri brachte sie mit einer Handbewegung zum Schweigen. „Nachdem ich Hunter in meine Gewalt gebracht habe, gibt es nur noch zwei Möglichkeiten. Mir sind beide recht. Entweder Coco Zamis erkennt, daß Hunter in meiner Gewalt ist. Dann muß sie ihn vernichten, will sie nicht ihr Kind gefährden. Oder aber sie merkt es nicht und bringt Hunter zu ihrem Kind. Dann ist mir dieses Balg mitsamt Hunter ausgeliefert."
Die Dämonen kreischten vor Vergnügen.
„Luguri ist der Genialste!"
„Luguri ist der Grausamste!"
„Er ist Satan unter den Teufeln!"
Luguri hörte sich die Ovationen an, dann schickte er seinen Geist aus und schlug in einem Hotelzimmer von Barcelona wie der Blitz in einen Mann ein, der wie Dorian Hunter aussah. Ohne zu erkennen, daß es sich nur um einen Doppelgänger handelte.
„Was sollen wir denn hier", fragte Dorian unwirsch, als Coco ins Zimmer trat. „Wir vergeuden in Barcelona nur unsere Zeit."
Coco hatte einige Besorgungen gemacht - Spielsachen für ihr Kind, Kleider und einige Kleinigkeiten für sich und Dorian eingekauft, darunter drei Flaschen Bourbon und eine Stange filterlose Players.
Sie legte die Pakete ab und begann mit dem Auspacken.
„Ich habe etwas gesagt."
„Und ich habe es gehört", erwiderte sie ruhig.
„Warum
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