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099 - Die Lady mit den toten Augen

099 - Die Lady mit den toten Augen

Titel: 099 - Die Lady mit den toten Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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gelohnt. Anfangs hatte es gar nicht so
ausgesehen, als ob etwas dabei herauskäme, doch nun überstürzten sich die
Ereignisse. Man reagierte. Daß man ihn, Larry, so raffiniert ausgeschaltet
hatte, bewies die aufkommende Unruhe. Aber man hatte ihn zunächst nur mal auf
Eis gelegt.
    Warum? Man
hätte ihn töten können . . . Was hatte man noch mit ihm vor?
    Während er
nachdachte, atmete er tief durch, spannte seine Muskeln und lockerte sie, um
die Durchblutung wieder zu fördern. Er handelte schnell und entschlossen.
    Er war so
gefesselt, daß er eine gute Chance hatte, sich zu befreien, wenn er an das
Messer kam, das in seiner Schuhsohle geklappt lag.
    Larry Brent
rutschte auf dem Bauch weiter zum Rand des breiten Tisches, rollte sich dann
auf die Seite und zog die Beine an. Mit einem kurzen, harten Ruck beider
Absätze gegeneinander, löste er den Mechanismus aus. Lautlos klappte das lange
Messer nach außen. Es stand wie eine Spore vom Absatz ab. Larrys Gesicht verzog
sich.
    Er beeilte
sich mit seiner Arbeit, denn er konnte nicht wissen, wann seine Widersacher
zurückkehrten.
    Bis dahin
mußte er die Hände frei haben. Er zog die Beine an, so nahe es ging, und bog
seinen Oberkörper dabei wie ein Artist ganz weit nach hinten den Beinen
entgegen.
    Das Ganze war
eine Gefühlsarbeit, aber dieser Befreiungsversuch war im Trainingslager der PSA
tausendmal geübt worden. Agenten der Psychoanalytischen Spezialabteilung hatten
nicht immer nur mit Geistern und Blutsaugern, mit Nachtmahren und anderen
gespenstischen Brüdern zu kämpfen. In einigen Fällen waren es Menschen, die
manipuliert und gesteuert wurden oder aus eigenem Antrieb handelten. In den
meisten Situationen aber waren es Mischfälle. Mensch und Dämon bildeten oft
eine Einheit, und menschlicher Körper und menschlicher Geist vereinigten sich
mit dem Wollen und den Absichten geisterhafter Wesen.
    Gegen beide
vermochte man etwas zu tun, wenn man die entsprechende Ausbildung und die
Fähigkeit hatte, sich in seltsame Ereignisse und Geschehen einzufühlen und sie
zu entlarven. Nur dann war manche unheilvolle Entwicklung überhaupt in den
Griff zu bekommen. Es erforderte eine beachtliche Anstrengung, bis er es
fertigbrachte seine gefesselten Hände so weit dem
herausgesprungenen Messer zu nähern, daß die scharfe Schneide die straff gezogenen
Nylonschnüre berührten.
    Dann erfolgte
ein blitzschneller Ruck.
    Die Spannung
fiel ab von Larry wie eine zweite Haut. Geschafft! Der Druck auf seinen
Armgelenken verschwand. Die Fesseln waren durch. Die Hände erst mal frei - dann
war alles andere ein Kinderspiel.
    Schritt für
Schritt informierte er sich über seine Umgebung.
    Ein Labor?
    Er tastete
sich an dem langen Tisch entlang, fühlt Gläser und Metallinstrumente und
schließlich ein Regal, das vor einer Wand stand. Es war stockfinster. Nur
zentimeterweise schob er sich durch die fremde Umgebung. Er begriff immer mehr
davon. Hatte man ihn hierhergeschafft, weil man an ihm experimentieren - weil
man ihn vielleicht - operieren wollte? Dieser Gedanke schien ihm immer
wahrscheinlicher.
    Eine
Augenoperation?
    Die junge
Frau, die er durch das Fernglas am Fenster des Wohntraktes gesehen hatte, war
ohne Augen gewesen. Wer war die junge Frau? Man hatte Larry viel gezeigt, aber
nicht alles. Das wußte er. Auch die Geschichte mit der kranken Lady Gaynor kam
ihm nicht ganz glücklich gewählt vor. Das Schloß steckte voller Geheimnisse! Insgesamt
dreimal machte er die Runde durch sein stockfinsteres Verlies. Dann kannte er
in etwa die Umgebung.
    Plötzlich kam
ihm eine Idee. Wenn dies ein Operationssaal war, dann war auch Licht vorhanden!
Daraufhin verstärkte er seine Suche an den Wänden, und zwar in unmittelbarer
Nähe der Tür.
    Ein Schalter!
    Er drückte
darauf.
    Gleißend
brach das Licht über ihn herein. Er mußte die Augen schließen. Dann, langsam,
gewöhnte er sich an die Helligkeit. Brent sah seine Umgebung. Es war ein
Operationssaal, ein kleiner allerdings. Er versuchte, die Tür zu öffnen, doch
sie war fest verschlossen. Ihr mit Gewalt zu Leibe zu rücken, war ein
Unterfangen, das von Anfang an zum Scheitern verurteilt war.
    X-RAY-3 sah
sich um. Raus mußte er hier! Er mußte wissen, was gespielt wurde...
    Mit raschem
Blick auf die Uhr vergewisserte er sich, wie lange er bewußtlos gewesen war.
Insgesamt eine Stunde. Nicht lange, wenn man berücksichtigte, mit welcher Wucht
der Schlag auf seinen Hinterkopf geführt worden war.
    Er tastete
vorsichtig danach.

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