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099 - Die Lady mit den toten Augen

099 - Die Lady mit den toten Augen

Titel: 099 - Die Lady mit den toten Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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erfüllt.
    „Das ist kein
gutes Omen“, flüsterte sie. Wie eine Nachtwandlerin lief sie in dem kleinen,
halb gemauerten und halb aus Brettern zusammengebauten Haus herum. Sie wurde
mit dieser ungewöhnlichen Naturerscheinung nicht fertig.
    Auch Roy
Evans hatte sich angezogen.
    Der kleine
Transistor, den sie besaßen, war ihre einzige Verbindung zur Außenwelt. Durch
ihn erfuhren sie, was draußen passierte.
    Mrs. Evans und
ihr Sohn waren in der selbstgewählten Einsamkeit zufrieden. Aber alles, was
diese Zufriedenheit und den normalen Tagesablauf störte, wurde schon als
feindselig betrachtet.
    Besonders die
alternde Frau mit dem grauen, strähnigen Haar und den kleinen, tiefliegenden
Augen neigte immer mehr zu dieser Ansicht. Die Einsamkeit hatte sie hart werden
lassen.
    „Wo willst du
hin?“ fragte sie, als Roy zum dritten Mal die Hütte verließ.
    Das erste
Mal, um frische Luft zu schnappen, das zweite Mal, um den Meteor zu sehen, das
dritte Mal, um die Einschlagstelle zu suchen Er sagte es ihr, aber die alte
Frau war nicht damit einverstanden.
    „Bleib hier,
Roy!“
    „Es kann
nichts passieren.“
    „Es ist
Nacht.“
    „Ich bin mehr
als einmal nachts draußen gewesen. Was ist schon dabei?“
    „Es ist keine
Nacht wie die anderen. Etwas ist vom Himmel gefallen. Das ist kein gutes
Zeichen.“
    „Unsinn,
Mutter! Vielleicht finde ich das, was heruntergefallen ist. Du hast selbst
gehört, was sie im Radio gesagt haben. Sie wollen Forscher schicken. Das
interessiert die Leute, und es interessiert auch mich.“
    Sie nickte.
Ja, das war typisch für ihn. Die Einrichtung des Hauses war bescheiden, um
nicht zu sagen ärmlich, aber es gab einen Schatz an Büchern, der sich sehen
lassen konnte.
    Die Regale,
aus einfachen Brettern selbst zusammengeschreinert, reichten vom Boden bis zur
Decke und bogen sich unter der Last der Bücher.
    Es gab hier
ganze Serien wissenschaftlicher Schriften, die Roy Evans von der ersten bis zur
letzten Zeile gelesen und durchgearbeitet hatte. Evans’ Wissen war enorm. In
den Büchern hatte er seine Welt gefunden. Seine Kenntnisse hätten manchen
Wissenschaftler in Erstaunen versetzt.
    Evans wußte
über Dinge Bescheid, die man nur einem Fachmann zutraute. Er sah Zusammenhänge,
die beachtenswert waren.
    Roy Evans
besaß einen klaren und aufnahmefähigen Verstand, der in der Einsamkeit nicht
eingerostet war, sondern sich im Gegenteil zu höchster Blüte entfaltet hatte ...
    Er verließ
das Haus und ging zielstrebig in die Dunkelheit.
    Die
sternenklare Nacht ließ ihn genug erkennen. Er kam schnell vorwärts.
    Rasch war das
Haus verschwunden. Hügel, Büsche und verkrüppelte Bäume säumten seinen Weg oder
zwangen ihn, einen Ausweichpfad zu nehmen.
    Er war
bereits eine halbe Stunde unterwegs, eine ganze.
    Es wurde ein
Uhr, es wurde zwei.
    Die
Landschaft um ihn herum veränderte sich.
    Deutlich sah
Evans jetzt Büsche und Dornengestrüpp, das eigenartig verändert war. Das
Blattwerk war verwelkt, als wäre es Herbst. Die Äste und Zweige waren
geschwärzt und verkohlt, als wäre ein Feuersturm über sie hinweggerast.
    Der Meteor,
pochte es in Evans’ Gedanken. Das war seine Spur.
    Unwillkürlich
beschleunigte Roy Evans seinen Schritt. Er lief zwischen den verkohlten
Sträuchern, die wie eine Schneise wirkten, direkt auf den kleinen Krater zu. Der
Einschlag hatte ein etwa einen halben Meter durchmessendes Loch gerissen.
    Evans atmete
schnell. Schweiß perlte auf seiner Stirn. Das war schneller gegangen, als er
erwartet hatte! Er hatte nicht damit gerechnet, die Einschlagstelle auf Anhieb
zu finden.
    Aber daß sie
so nahe liegen würde, hatte er erwartet.
    Er blieb
stehen, verschnaufte und ging dann weitere zwei Schritte nach vorn. Die
letzten.
    Dann lag der
Krater vor ihm ...
    Evans blickte
hinein.
    Im gleichen
Augenblick geschah es!
    Ein
ungeheurer Blitz bohrte sich in sein Gehirn. Er sah eine gleißende Helle, daß
er geblendet die Augen schloß. Dann stürzte Roy Evans zu Boden, mit dem Gesicht
neben den Krater.
    Die Augen
hatte er wie im Krampf fest zusammengepreßt, als müsse er sich vor der
ungeheuren Lichtflut schützen, die sich wie mit glühenden Nadeln in seine
Augäpfel bohrte.
    Roy Evans lag
in verkrampfter Haltung auf dem Boden und rührte sich nicht mehr. Alles Leben
schien aus seinem Körper gewichen.
     
    ●
     
    Der Morgen
graute.
    In Monmouth
begann das Leben. Die Menschen verließen ihre Häuser und gingen zu den
Bushaltestellen, um von dort aus zu ihren

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