0996 - Der letzte Waffengang
zu einer Explosion, der kurz hintereinander zwei weitere folgten. Da Amtranik nicht an drei Orten gleichzeitig sein konnte, schloß Salik, daß die Sprengsätze durch seine Roboter gezündet worden waren. Salik war dennoch zufrieden, er hatte dadurch den Vorsprung gewonnen, den er brauchte.
Die Energiequelle vor ihm war nun genau anzumessen. Sie war nicht sehr stark, aber sie hätte ausgereicht, um einen kleineren Stützpunkt zu versorgen. Beim Näherkommen erkannte Salik, daß es sich zweifellos um einen herkömmlichen Kernfusionsreaktor handelte.
Wer mochte in dieser Zyklopenstadt ein solches Kraftwerk betreiben? Salik konnte sich nicht vorstellen, daß Amtranik etwas damit zu tun hatte. Er würde sich nicht einer solchen verräterischen Energiequelle bedienen.
Aber von den Ureinwohnern konnte sie noch weniger stammen.
Er erinnerte sich dessen, was ihm Ronald Tekener über diesen Planeten erzählt hatte -und der Prospektor Marcel Pradel fiel ihm ein. War es möglich, daß dessen Stützpunkt noch nach 130 Jahren intakt war, obwohl er selbst schon längst tot sein mußte?
Aber wer sagte, daß es diesen seltsamen Eremiten nicht mehr gab? Diese Welt war während der Wirren der Laren-Krise in Vergessenheit geraten ... Es mochte auch sein, daß Flüchtlinge hierher verschlagen worden waren und Asyl gefunden hatten.
Salik hielt unverrnittelt an, als er unweit vor sich ein Bild sah, das nicht in die Szenerie der Zyklopenstadt paßte. Zwischen den skelettartigen Verstrebungen lag eine Insel eingebettet.
Irgend jemand hatte in schwindelnder Höhe, achthundert Meter über dem Boden, eine Oase erschaffen. Über die Skelettarme rankten sich Schlinggewächse. Aus einer dicken Humusschicht erhoben sich zwischen Farnen und Sträuchern seltsam verkrüppelte Bäume, die in voller Blüte standen, obwohl nach hier unten kein Strahl von Pradels Stern drang. Salik erkannte sofort des Rätsels Lösung. Hoch über dieser von Pflanzen überwucherten Insel waren drei Kunstsonnen montiert, die im Augenblick jedoch abgeschaltet waren.
Salik entdeckte zwischen Pflanzen die er für einheimisch hielt, weil sie ihm fremd waren, auch etliche Ableger der terranischen Flora. Dort war ein Rosenstrauch, daneben ein Beet mit Tulpen, und zwischen knorrigen hornenbüschen erhob sich eine Silbertanne.
Im Hintergrund, verborgen hinter Hecken, entdeckte er ein Gebäude, das aus Fertigteilen made on Terra bestand und den Gegebenheiten angepaßt war: Es hing wie ein abstraktes Wespennest in den Skelettverstrebungen der Zyklopenstadt und war über eine künstlich aufgeschichtete Böschung zu erreichen. Ein schmuckes Pionierhäuschen mit einer Veranda, einer Pneumoliege als einzigem Luxus und einer kleinen, von wildem Wein umrankten Pergola.
Salik ging in Deckung, als zwischen den Büschen ein Mann auftauchte. Er kam aus der Richtung, aus der sich auch Salik dieser Oase genähert hatte. Sie mußten praktisch nebeneinandergegangen sein, ohne daß einer den anderen bemerkt hatte.
Der Mann hatte einen dichten grauen Bart. Er trug eine ausgebleichte Kombination, die fast so alt wie er selbst sein mußte - und er mochte weit über 150 Jahre zählen. Sein Gesicht war faltig und dunkel, als sei es oft und lange ultravioletter Strahlung ausgesetzt. War das auf den jahrzehntelangen Einfluß von schlecht regulierten Kunstsonnen zurückzuführen?
Der Mann ging gebückt. Er hielt irgend etwas in der Hand, auf das er forschend starrte. Er drehte das Ding zwischen den Händen, schüttelte immer wieder den Kopf, während er durch seinen Garten schritt.
Salik warf routinemäßig einen Blick auf seine Ortungsgeräte - und erstarrte. Das Peilgerät empfing eine Funkfolge, wie es die Störsender ausstrahlten, die er ausgelegt hatte, um Amtranik zu täuschen und von ihm abzulenken.
Der Alte dort mußte einen solchen Sender gefunden haben - und nun trug er ihn arglos zu seinem Haus, ohne zu wissen, daß er eine Bombe in der Hand hielt.
Ohne zu zögern, schaltete Salik seinen Antigravprojektor schnell ein und schwebte auf den Eremiten zu. Er rief: „Das ist eine Bombe. Legen Sie sie weg!"
Der Alte fuhr beim Klang der Stimme zusammen. Als er die Gestalt im Kampfanzug auf sich zukommen sah, ließ er den Störsender mit einem Aufschrei fallen und lief mit langen Schritten auf das Haus zu.
Salik steuerte auf die Stelle zu, wo der Störsender im Gras lag. Er landete daneben, hob ihn auf und entschärfte ihn. Inzwischen war der Alte im Haus verschwunden. Salik sah sein
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