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0996 - Die Grabkriecherin

0996 - Die Grabkriecherin

Titel: 0996 - Die Grabkriecherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ging weiter.
    Das heißt, ich wollte es und hatte schon den ersten Schritt getan, als ich das Geräusch hörte.
    Von mir stammte es nicht. Es war auch nicht vor mir aufgeklungen, sondern in meinem Rücken.
    Aber dort lag nur das Grab…
    ***
    Ich war kein Mensch, der durchdrehte oder in Panik verfiel. Zunächst einmal blieb ich stehen und wartete darauf, daß sich dieses Geräusch wiederholte.
    Sekunden vergingen. Ich schaute meinem Atem nach, der als Nebelfahne aus dem Mund drang.
    Nichts war zu hören.
    Erst dann drehte ich mich um. Jetzt war ich dermaßen gespannt, daß auch ich auf das geringste Geräusch achtete. Ich hörte, wie meine Sohlen über das feuchte Laub schabten. Kleine Steine zerbröselten mit knirschenden Geräuschen, und mir wurde plötzlich noch kälter.
    Eine andere Kälte, die nicht von außen kam, sondern von innen. Fremde Geräusche auf einem nachtdunklen Friedhof sind nicht jedermanns Sache, da reagierte auch ich empfindlich.
    Ich hatte mich gedreht. Jetzt stand ich direkt vor dem Grab und konnte es mir genau anschauen. Es war ziemlich groß. Dieser Grabstein sah schon mehr aus wie ein Altar, der zum Teil eben in der Erde steckte, und ich konnte meinen Blick davon nicht lösen. Wenn dieses Geräusch tatsächlich aufgeklungen war, dann war es am oder im Grab geschehen.
    Unten? In der Tiefe, wo der oder die Toten lagen?
    In den letzten Sekunden hatte sich der Laut nicht wiederholt. Ich dachte auch darüber nach, was es wohl gewesen sein könnte. Mit einer Stimme oder anderen menschlichen Lauten hatte es wohl nichts zu tun gehabt, es war mehr ein Kratzen oder Schaben gewesen. Daran erinnerte ich mich besonders, als ich meinen Blick senkte und auf diese Grabstein- oder Altarplatte schaute.
    Was war dort unten?
    Erst jetzt dachte ich darüber richtig nach. Normalerweise konnte sich dort nichts rühren, aber ich hatte auch andere Erfahrungen gemacht. Da dachte ich besonders an Ghouls, die auf alten Friedhöfen lebten und sich von Leichen ernährten.
    Alles war möglich.
    Mit einem weiteren Schritt war ich wieder dicht an den Grabstein herangetreten. Noch immer war ich nicht in der Lage, den Namen zu entziffern.
    Ich zuckte zurück, als ich die Botschaft abermals vernahm. Direkt vor mir, aus dem verdammten Grabstein, vielleicht auch tief in der Erde, aber ich hatte mich nicht geirrt. Es gab dieses Geräusch, und es kam mir im nachhinein vor, als würde jemand in der Tiefe rumoren, während er einen Fluchtversuch wagte.
    Ich wollte zwar nicht den Teufel an die Wand malen, aber normal war das nicht. Und einem Irrtum war ich auch nicht erlegen. Ich brauchte mich nur zu bücken, um ein Ohr auf die kalte Grabplatte legen zu können.
    Das Moos kitzelte mich dabei. Es war feucht und zugleich pappig. Es dämpfte allerdings auch die Laute, und ich hörte nichts. In meiner Umgebung und auch unter mir blieb es totenstill.
    Ich richtete mich wieder auf und blickte mich sofort um. Es war nichts zu sehen. Ich schaltete die Lampe ein. Ihr Strahl war breit und hell. Er schuf einen geisterhaften Arm, der lautlos seinen Weg fand und den alten Bäumen oder Grabsteinen so etwas wie Leben einhauchte. Da konnten schon mal aus den Zweigen der Bäume lange Gesichter werden, aber ich beschäftigte mich nicht mit diesen Phantasiegebilden, sondern kümmerte mich wieder um den Grabstein, nachdem ich die Lampe wieder hatte verschwinden lassen.
    Es war etwas vorhanden, das stand fest. Und es war nicht normal, das stand auch fest. Ich legte beide Hände flach auf die Grabplatte. Die Handschuhe hatte ich ausgezogen, aber es tat sich nichts.
    Kein Vibrieren, kein Zittern, auch kein Rumoren oder Beben. Der altarähnliche Grabstein bewegte sich nicht.
    Und trotzdem war da etwas, das nicht dort hingehörte, denn an einen Irrtum wollte ich nicht glauben. Da ich einen dunkelblauen und hochgeschlossenen Pullover trug, war es diesmal nicht so leicht, das Kreuz hervorzuziehen wie bei einem Hemd. Ich fummelte etwas herum, dann hatte ich es geschafft und legte das Kreuz auf meine Handfläche.
    Es war der Schutz, auf den ich mich immer verlassen konnte, und ich wollte es in dieser Situation als Indikator einsetzen. Es war ein Versuch, mehr nicht, denn um herauszufinden, was sich unter der Grabplatte tat, hätte ich sie zur Seite schieben müssen. Herkules war ich nicht.
    Ich legte das Kreuz flach auf das Gestein, beugte mich vor, sah den Atem flatternd über meine Lippen dringen und entdeckte keine Veränderung am Kreuz.
    Kein Strahlen, kein

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