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0996 - Die Grabkriecherin

0996 - Die Grabkriecherin

Titel: 0996 - Die Grabkriecherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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geholt wird. Oder liege ich da falsch?«
    »Ich weiß nicht, Suko, aber du solltest nicht zu viel fragen. Das kann manchmal gefährlich sein. Ich glaube nämlich nicht, daß diese Gegend gut für dich ist.«
    Suko breitete die Arme aus und hob die Schultern. »Kannst du dir vorstellen, daß ich einfach mehr wissen möchte? Daß es mir nicht genügt, ein normales Leben zu führen, sondern eines, das auch hinter die normalen Grenzen schaut. Der Tod ist schon immer etwas gewesen, mit dem sich die Menschen beschäftigt haben. Schau mich an. Gerade wir Asiaten haben eine besondere Beziehung zum Tod. Das solltest du bei deinen Überlegungen nicht vergessen.«
    Sie schüttelte den Kopf. Auf ihrem Gesicht malte sich nach wie vor die Trauer ab. »Du gehörst nicht dazu«, sagte sie leise. »Wünsch es dir nicht, in den Kreis hineinzugeraten. Mehr kann und darf ich dir nicht sagen.«
    Mandy hielt sich auch daran. Sie hatte den Satz kaum beendet, als sie sich umdrehte und einfach wegging. Suko hörte kaum ein Geräusch. Doch als die Zweige der Trauerweide bewegt wurden, entstand ein leises Rascheln.
    Suko wartete noch. Er hätte hinter Mandy herrennen können, aber das hätte nicht viel gebracht.
    Durch Gewalt oder Druck war bei dieser Person nichts zu erreichen.
    Und so schaute er zu, wie sie die Umgebung der Trauerweide verließ und ihr Körper von der Dunkelheit aufgesaugt wurde, als hätte es ihn nie zuvor gegeben.
    Suko gab sich einige Sekunden, bevor er sich an die Verfolgung machte. Er duckte sich dabei, um unter den Spitzen der Zweige herzutauchen. Direkt neben dem Baum blieb er stehen und schaute sich um. Mandy war wie vom Erdboden verschluckt. Er hörte sie auch nicht. Kein Schritt, einfach nichts. Es schien sie überhaupt nicht gegeben zu haben. Sie war wie ein Geist erschienen und wie ein Geist verschwunden.
    Dann sah Suko sie doch, und er atmete auf. Mandy mußte sehr schnell gegangen sein, denn sie befand sich bereits dicht an der Friedhofsmauer, wo sie stehenblieb, die Arme in die Höhe reckte und in dieser Haltung noch einmal den Kopf drehte, um zurückzuschauen.
    Suko wußte nicht, ob sie ihn entdeckt hatte, denn er stand noch im Schatten der Trauerweide. Dafür schaute er zu, wie die Blonde plötzlich geschmeidig an der Mauer hochkletterte, bald die Krone erreicht hatte und dort wie ein dunkles Tier geduckt hocken blieb, nach vorn schaute und sich dann abstieß.
    Suko schüttelte den Kopf. Das war nicht zu fassen. Er wußte auch, daß Mandy nicht zum erstenmal an dieser bewußten Stelle über die Mauer geklettert war, denn das alles hatte schon sehr routiniert ausgesehen.
    Es war wieder still geworden. Trotz der trennenden Friedhofsmauer hätte Suko Mandy hören müssen, aber kein Geräusch irritierte ihn. Die Blonde schien wie ein Geist über das Gelände hinwegzuschweben.
    Suko ging denselben Weg. Seine Neugierde war geweckt. Für einen Moment dachte er daran, mit seinem Freund John Sinclair Kontakt aufzunehmen. Er ließ es aber bleiben und wollte erst auf den Friedhof. Dann war noch Zeit genug.
    Dicht vor der Mauer blieb er stehen. Der Geruch dieser alten Steine, vermischt mit dem der verfaulten Pflanzen drang ihm in die Nase.
    Er schaute an der Mauer hoch. Ein großes Hindernis bot sie nicht. Mandy war geklettert, Suko aber schaffte es, die Krone nach einem Sprung zu erreichen. Er klammerte sich dort mit beiden Händen fest, legte seine Kraft in den Zug der Finger, stützte sich noch mit den Fußspitzen am Gestein ab und erreichte die Krone ohne große Schwierigkeiten.
    Auch er blieb dort hocken.
    Der Friedhof lag wie ein dunkles Meer vor ihm. Die Gräber, die Büsche und auch die niedrigeren Nadelhölzer verschwammen in einer grauschwarzen Soße. Mandy war nicht zu sehen und auch nicht zu hören. Sie hatte die natürliche Deckung ausgenutzt und war zu ihrem Ziel gegangen.
    Suko sprang.
    Er landete auf der weichen Erde. Da er sich bückte, sah er auch die anderen Abdrücke auf dem Boden, und die stammten sicherlich nicht nur von Mandy.
    Sie hatte Helfer.
    Etwas brach neben ihm aus einem Gebüsch hervor. Suko rechnete mit einem Tier. Noch in der Hocke sitzend fuhr er herum, aber ein Tier hatte kein bleiches Gesicht.
    Dieser Angreifer schon. Er hielt einen Gegenstand in der Hand und schlug nach Suko.
    Blitzschnell riß der Inspektor seinen Arm hoch.
    Aber der Treffer erwischte ihn trotzdem. Nur war es ein anderer, und er wurde auch nicht mit einem Knüppel geführt. Hinter Suko hatte sich lautlos eine zweite

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