0997 - Straße der Psychode
LFT-Beamte anzüglich.
Salik wurde unwillkürlich rot; das verdankte er dem Alltagsmenschen, der für einen Augenblick in ihm durchbrach. Aber er überwand diese momentane Schwäche sofort wieder. Ihm war klar, daß ihn der Beamte so genau betrachtet hatte, daß er ihn jederzeit würde beschreiben können.
„Grüßen Sie Ronald Tekener von mir", sagte er daher und ging davon. Er ließ einen völlig verdatterten LFT-Beamten hinter sich.
*
„Kutte zu, Sichtschutz vors Gesicht", ordnete Stiva an und faßte Salik an der Hand. Sie selbst schloß ihre Hornlider, bis ihre Augen ganz schmale Schlitze bildeten, bevor sie mit Salik in den Sandsturm hinaustrat.
Die Staubwand vor ihnen war so dicht, daß Salik keine drei Schritte weit sehen konnte. Wie blind stolperte er hinter der Zwotterfrau her. Sie schritt sehr zielstrebig aus. An eine Unterhaltung war in diesem Geheul nicht zu denken, und so folgte ihr Salik schweigend.
Er gab sich keinen Illusionen hin, der LFT-Beamte konnte durchaus damit recht haben, daß die Zwotter ihn nur ausnehmen wollten. Aber er wollte sich die Chance nicht entgehen lassen. Er hatte nichts zu verlieren.
Allein die Tatsache, daß Stiva eine Zwotterfrau war, machte die Sache für ihn interessant. Wenn sie sich nur als clevere Geschäftemacherin entpuppte, würde er mit ihr ein ernstes Wort reden.
Salik mußte sich gegen den Sturm stemmen. Die Sandkörner trommeIten gegen seinen Sichtschutz und rieselten durch den Schlitz an der Kapuze. Stiva wurde von einer Bö erfaßt und gegen ihn geschleudert, aber er ließ ihre Hand nicht los.
Sie waren schon eine ganze Weile unterwegs. Salik hatte den Geschmack von Sand im Mund, und es knirschte zwischen seinen Zähnen.
Als die Sandwand für einen Moment aufriß, erkannte er, daß sie die: Neustadt hinter sich gelassen hatten.
Hier gab es nur die bunkerartigen Gebäude aus dem durch Kaktusmilch erhärteten Sandgemisch. Sie standen dicht beieinander, Straßen im eigentlichen Sinn gab es nicht mehr, nur winkelige Gassen zwischen den schrägen Hauswänden.
Auf einem Schild über einem Portal las Salik: Echt-Psychode von Tezohr Meistergeist. Es klang sehr nach Blasphemie. Hatten die Zwotter eigentlich vor nichts Achtung?
Stiva zog ihn in einen an der Basis kaum einen Meter breiten Durchlaß zwischen zwei Hauswänden. Nach etwa zehn Metern war der Durchlaß überdacht. Unter ihren Schritten knirschte nicht mehr der Sand. Eine kleine Sandhose wirbelte vor ihnen her -und dann standen sie vor einer niedrigen Pforte. Obwohl selbst nicht übermäßig groß, überragte Salik sie fast um Haupteslänge. Diese Pforte war eindeutig nicht für Menschen gedacht.
Stiva trat mit dem Fuß gegen.die Torfüllung. Es klang dumpf. Nicht wie Holz oder Metall, sondern nach Versteinertem.
Ein Torflügel schwang nach innen auf, er bestand aus einem Stück eines schieferartigen Materials.
$tiva zog Salik schnell mit sich durch den Eingang, und er zog schnell den Kopf ein, um nicht an den Rahmen zu stoßen.
Als sich seine Augen an die Düsternis gewöhnt hatten, sah er, daß sie in einen winzigen Flur gekommen waren. Wenn er aufrecht stand, streifte er mit den Haaren die Decke. Stiva führte ihn schweigend in den nächsten Raum. Er war völlig leer, von dem Zwotter, der sie eingelassen hatte, war nichts zu sehen.
„Wir müssen hier warten", flüsterte Stiva. „Meine Schwester Stirizza muß sich erst auf deinen Besuch vorbereiten."
„Ist das der Narne der PsychodeSchöpferin?" fragte Salik. „Hat sie mich nicht erwartet?"
„Stirizza ist keine Hellseherin", erwiderte Stiva. „Lege ab. Mach es dir gemütlich."
Salik entledigte sich des Rucksacks, der prall gefüllt war mit den nutzlosen Dingen, die ihm die Zwotter-Händler im Austausch gegen seine technische Ausrüstung gegeben hatten. Er setzte sich, dem Beispiel Stivas folgend, im Schneidersitz auf den Boden und wollte die Verschnürung des Rueksacks aufmachen. Aber Stiva legte ihre Hand darauf und sagte: „Noch nicht. Warte damit bis du yor Stirizza bist. Ich habe kein Recht, die Freundschaftsgabe, die für sie bestimmt sind, vor ihr zu sehen."
Das klang sehr bedeutungsvoll. Salik wurde in der Enge des Raumes heiß. Er öffnete seine Kutte und hoffte, daß Stiva die Waffen, die in seinem Gürtel steckten, nicht sehen konnte. Ihr Anblick hätte sie womöglich erschreckt.
„Es ist so heiß, daß ich kaum atmen kann", sagte Salik.
„Stirizza wird gleich soweit sein."
Der Raum war durch einen Rolladen
Weitere Kostenlose Bücher