1. Die Connor Boys: Komm ich zeig dir wie man liebt
sind wir früher gekommen, und, ach, du lieber Himmel, die Blaubeerflecken werde ich niemals aus dem weißen Sweatshirt kriegen..." Sie fand endlich in dem Handwerkskasten ein Putztuch. Gleich über seinen Rippen war ein blauer Flecken. Hektisch rieb sie daran. Von einem Flecken am Saum des Sweatshirts tropfte es auf seine Jeans. Rasch wischte sie tiefer. „Das werde ich mir nie verzeihen..."
„He... Kirstin!"
„Wenigstens ein einziges Mal in meinem Leben möchte ich graziös sein können. Ich mache das alles sauber. Du brauchst dich nicht darum zu kümmern..."
„Kirstin!"
Er hatte das jetzt so laut gesagt, dass sie verblüfft zu ihm aufschaute. Doch irgend etwas in seinem Blick veranlasste sie, gleich wieder auf ihre Hand hinunterzuschauen. Plötzlich merkte sie, wo sie mit dem Lappen rieb. Direkt über seinem Reißverschluss. Und das nicht ohne Wirkung. Sofort ließ sie den Lappen fallen. Hitze stieg ihr in die Wangen.
„O nein. Ich wollte nicht... äh..."
„Ich weiß, was du nicht wolltest. Beruhige dich, ja? Es ist ja nichts passiert."
Doch, etwas war passiert. Bisher hatte sie ihn noch nicht lachen sehen, und die leichte Bewegung um seine Lippen konnte kaum als Lachen gelten, aber immerhin war es nahe daran. Er wollte die Situation nicht unbedingt komisch finden, aber er konnte wohl nicht anders. Zumindest sah er nicht mehr so verbittert aus. Wie lange ist es wohl her, dass er sich ausgelassen und unbeschwert hat geben können, fragte sie sich.
Gordon hielt den Kuchen hoch, so als könnte er sich nur so vor einer neuen Attacke schützen.
„Schlimm, wie der Kuchen jetzt aussieht, aber gib her, ich bringe ihn in die Küche..."
„Kommt nicht in Frage, Kirstin, es ist sicherer, wenn ich ihn trage."
„Find' ich auch, Mr. Connor", meldete sich da Mellie.
Erst in diesem Moment bemerkte Gordon sie, und er erstarrte. Für einen Moment schien die Zeit stillzustehen. Sein Gesichtsausdruck hatte sich schlagartig verändert. Das angedeutete Lächeln war verschwunden, seine Kiefernmuskeln waren verspannt und seine Augen dunkel vor Schmerz.
Und dann straffte er sich wieder. „Ich hätte wissen müssen, dass das nicht gehen würde", murmelte er vor sich hin. „Kirstin, kann ich mal kurz in der Küche mit dir sprechen?"
„Was geht nicht?" Sie hob die Kasserolle auf und folgte ihm, besorgt über seinen plötzlichen Stimmungswandel.
„Dass du herkommst. Diese Vereinbarung. Ich..." Er stellte den Kuchen auf die Anrichte und wartete, bis sie die Kasserolle abgesetzt hatte. In der schwach erleuchteten Küche war es schwer, jetzt seinen Gesichtsausdruck zu erkennen. Offenbar suchte er nach den passenden Worten. „Ich habe gar nicht daran gedacht, dass diese Vereinbarung im Grunde eine Zumutung für dich ist. Du bist eine Hausmeisterin und keine Putzfrau. Es war verdammt unüberlegt von mir, einfach davon auszugehen, dass du diese Arbeit auch übernimmst. Ich bin normalerweise nicht so ein Chauvi, der sich zu fein für Hausarbeit ist. Ich finde, es wäre richtiger, wenn wir die ganze Sache bleibenließen."
Es war nett von ihm, sich Gedanken darüber zu machen, was für sie eine Zumutung war und was nicht. Kirstin hätte jedoch ihren letzten Dollar verwettet, dass ihn etwas ganz anderes an der Sache störte. „Na ja, es stimmt schon, dass ich normalerweise nicht für andere Leute putze", gab sie ihm dennoch recht. „Im allgemeinen erledige ich nur handwerkliche Dinge. Kleinere Reparaturen und solche Sachen, die in leerstehenden Häusern so anfallen und um die sich jemand kümmern muss, solange die Eigentümer nicht da sind."
„Das dachte ich mir..."
Sanft unterbrach sie ihn. „Aber ich habe dir angeboten, die Arbeit zu machen, erinnerst du dich? Ich mag dieses Haus, habe es schon immer gemocht. Wenn ich es aufräume, ist das so, als würde ich es zu neuem Leben erwecken. Und ich würde mich hüten, dich für einen Chauvinisten zu halten, der sich eine Dienstmagd sucht. Das Haus ist riesig. Wie könntest du die ganze Arbeit allein bewältigen? Und dann wäre es ja sowieso nur für einen Monat."
Sie sah, wie er zögerte. Er versuchte nicht zu leugnen, dass er Hilfe brauchte. Also war es nicht das, was ihn wirklich störte. Es musste etwas mit Mellie zu tun haben, denn er war erst so eigenartig geworden, als er sie näher gesehen hatte.
„Könnte es sein, dass dich Kinder stören?" fragte sie leise. „Du hast zwar gesagt, ich dürfe Mellie gelegentlich mitbringen. Die meiste Zeit ist mein Vater auch
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