1 Fatale Bilanz - Ein Hamburg-Krimi
bemühte sich um einen ruhigeren Ton. »Du erzählst mir erst lang und breit von deinem Besuch in der Hamburger Bank und dann so nebenbei, dass jemand auf der Autobahn auf dich geschossen hat? Alex, manchmal könnte ich dich …« Dirks Stimme wurde wieder lauter. Er atmete tief durch und sprach dann weiter. »Wann war das?«
»Vor ungefähr zwei Stunden. Es bringt also überhaupt nichts, wenn du jetzt wie ein Irrer losrast. Außerdem hattest du mir eine SMS geschickt, dass du später nach Hause kommst.«
»Das war, bevor ich wusste, dass einer auf dich geschossen hat. Wieso erfahre ich das eigentlich erst jetzt?«
»Weil es eine Ewigkeit gedauert hat, bis wir mit den Formalitäten fertig waren, und dann mussten wir noch einen neuen Wagen für mich besorgen. Aber ich kann mit dem Tausch leben. Einen Mercedes CLK wollte ich schon immer mal fahren.«
Verwirrt versuchte Dirk, den Sinn der Worte zu begreifen. »Wieso Mercedes?«
»Weil es nur zwei verfügbare Fahrzeuge gab, einen Smart und das Cabrio. Sven ist zwar noch am Fluchen, weil er nicht weiß, wie er das seinem Chef erklären soll, aber der Wagen steht jetzt vor unserer Tür – inklusive Kindersitz.«
Seine Frau war unglaublich, er wusste nur nicht, ob das für verrückt, leichtsinnig oder mutig galt. »Wer ist Sven?«
»Der Freund von Britta, ein Polizist. Er hat mir auf der Autobahn geholfen und ermittelt auch gegen Kranz. Na ja, eigentlich gegen den, der auf ihn geschossen hat, obwohl es mir andersherum lieber wäre. Wenn du mir einmal zuhören würdest, wenn ich dir was erzähle, wüsstest du das übrigens. Sven hat gesagt,dass das LKA die Kosten für die Reparatur übernimmt, weil ich sozusagen für sie unterwegs war.«
Dirk schoss ein flüchtiger Gedanke durch den Kopf, doch bevor er ihn in Worte fassen konnte, war der Augenblick vorbei. »Das Geld interessiert mich nun überhaupt nicht.«
»Dann kann es dir auch egal sein, wenn das LKA die Rechnung bezahlt. Wenn du jetzt wie ein Irrer hier auftauchst, machst du nur dein Kind verrückt. Britta ist doch auch noch hier. Mach also in Ruhe deinen Kram fertig und dann können wir reden, wenn der Lütte schläft.«
Mark hatte bisher stumm zugehört, jetzt beugte er sich zu ihm rüber. »Fahr los, mit unserem Geist werde ich problemlos alleine fertig«
Dirk schüttelte energisch den Kopf. »Kommt nicht in Frage. Du gehst nicht ohne Rückendeckung zu ihm.«
»Rückendeckung?«, erkundigte sich Alex.
»Du hast dich verhört, Schatz. Mein Kollege hatte eine Frage zu einer Rückversicherung.«
Mark quittierte die Antwort mit einer hochgezogenen Augenbraue. »Fahr nach Hause«, wiederholte er.
Die Entscheidung lag auf der Hand. Alex war in Sicherheit, aber Marks Vorhaben konnte durchaus gefährlich werden. »Ich bin spätestens um halb acht zu Hause. Mach bis dahin bitte keinen Scheiß.«
Er trennte die Verbindung, ehe er es sich anders überlegte. Bilder aus Actionfilmen erschienen vor seinem inneren Auge. Sein Verstand weigerte sich noch, zu akzeptieren, dass dies kein Film, sondern die Realität war. Ein Jammer, dass er keinen Whisky im Büro hatte. Ein Single Malt hätte ihm vielleicht geholfen, mit der Vorstellung fertig zu werden, dass jemand auf Alex geschossen hatte. Und er hatte gedacht, dass sein Job gefährlich werden könnte.
»Sorry, ich musste das erstmal verdauen und sortieren. Du hast nicht zufällig einen Lagavulin dabei? Den könnte ich jetzt gebrauchen.«
Mark lächelte verständnisvoll. »Leider nicht. Aber ich mag das Zeug auch. Aber nur den sechzehnjährigen, den zwölfjährigen kannst du vergessen.«
»Und ich dachte, ihr Amis mögt nur Bourbon.«
Das kurze Zwischenspiel hatte Dirk geholfen, seine Fassung wiederzufinden.
»Also, der Reihe nach. Erstens, Alex hat sich das Konto, diesen Raubtierfonds, in der Bank angesehen. Halt dich fest. Die Umsätze tauchen dort nicht auf. Wenn sie alles richtig gemacht hat, und davon gehe ich aus, ist die Buchführung der Bank manipuliert. Zweitens, sie hat sich sämtliche Dateien von Kranz’ Palm herunterkopiert und wird sie jetzt auswerten.«
»Sie hat … was? Wusstest du was davon?«
Zum ersten Mal, seit sie sich kannten, schien Mark die Fassung zu verlieren.
»Natürlich nicht. Ich hätte sie sonst zu Hause festgebunden. Sie vermutet, dass Kranz bemerkt hat, dass sie bei ihm herumgeschnüffelt hat. Aber sie ist sich sicher, dass er nicht weiß, dass sie seine Dateien hat. Damit sind wir bei drittens. Auf dem Rückweg ist
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