1 Fatale Bilanz - Ein Hamburg-Krimi
wenigen Minuten, bis der schwarze Geländewagen sie eingeholt hatte.
Sie hupte und ließ die Scheinwerfer aufblinken. Als der Polizist nicht reagierte, wechselte sie auf die linke Spur. Das war auch keine Lösung. Der Fahrer machte jedes Manöver mit. Sie hatte keine Chance, an dem Polizeiwagen vorbeizukommen. Diese Idioten schienen sie für einen Verkehrsrowdy zu halten.
Sie griff zum Handy und drückte wieder auf Wahlwiederholung. Svens Stimme war durch den Lärm des Martinshorns fast nicht zu verstehen.
»Sven, ich bin jetzt hinter Ahrensburg. Diese Idioten von der Autobahnpolizei bremsen mich aus. Es kann nicht mehr lange dauern …« Entsetzt verstummte sie.
»Alex! Was ist los?«
Sie musste schlucken. »Der Geländewagen ist wieder da. Ich kann ihn im Rückspiegel sehen. Was soll ich jetzt tun? Die Schwachköpfe zwingen mich bestimmt, beim nächsten Parkplatz anzuhalten. Was dann? Und wegfahren kann ich dem Mercedes auch nicht.«
»Ganz ruhig. Bleib in der Leitung.«
Die Pause dauerte nur wenige Sekunden, dann war Sven wieder dran. »Es gibt ein Problem mit der Koordination der Kollegen in Schleswig-Holstein. Ich vermute, die werden dich bei der Raststätte Buddikate stoppen. Sag ihnen, sie sollen sich mit ihrer Leitstelle oder direkt mit dem LKA Hamburg in Verbindung setzen. Moment.«
Alex hörte ein merkwürdiges Geräusch. »Sven? Bist du noch da?«
»Sicher. Das war nur die Baustellenabsperrung, ich muss schließlich irgendwie an dem Stau vorbeikommen. Praktisch, dass am Freitagnachmittag in Deutschland nicht mehr auf Baustellen gearbeitet wird, oder?«
Alex musste lachen. Sven war unglaublich.
»Ich bin in zehn Minuten bei dir. Die Kollegen sind bewaffnet, also bleib schön brav bei ihnen, dann werden die Typen ganz schnell aufgeben.«
Mit einem Blick in den Rückspiegel vergewisserte sich Sebastian Beier, dass die Frau im Toyota-Kombi ihnen auf den Rastplatz folgte. Wenn der Kollege Keller doch endlich den Mund halten würde. Die endlosen Schimpftiraden gingen ihm gehörig auf die Nerven.
Eckhard Keller hatte bereits mehr als dreißig Dienstjahre hinter sich und war seiner Meinung nach bei Beförderungen viel zuoft übergangen worden, was er bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit lautstark monierte. Ihn selbst traf natürlich keine Schuld, es lag an den unfähigen Vorgesetzten. Keiner der Kollegen fuhr gerne mit ihm Streife. Heute Morgen hatte es ihn getroffen.
Seit ihnen der Kombi aufgefallen war, musste er sich nun anhören, was Keller mit der Frau machen würde. Eigentlich müsste er sich bei der Frau bedanken, statt ihr ein Strafmandat zu verpassen. Dank ihr entkam er zumindest kurzfristig der bedrückenden Enge des Wagens.
Mit einem gehässigen Grinsen löste Keller seinen Sicherheitsgurt. »Dann wollen wir als Erstes mal den Führerschein der Dame kassieren.«
Beier stoppte den Audi am Rand des Parkplatzes und ignorierte die unsinnige Ankündigung. Als sich Keller aus dem Polizeiwagen herauswuchtete, meldete sich das Funkgerät mit einem schrillen Piepton. Er kam nicht dazu, zum Hörer zu greifen. Keller beugte sich vor und schaltete das Gerät aus. »Das kann warten.« Der Kollege war echt das Letzte.
Überraschend eilig strebte der massige Keller auf den Toyota zu. Wahrscheinlich konnte er es nicht erwarten, die Frau zur Rede zu stellen. Sebastian Beier folgte ihm genervt.
Die Fahrertür des Kombis wurde so heftig aufgestoßen, dass Keller erschrocken zur Seite taumelte. Eine blonde Frau sprang heraus, nickte ihnen kurz zu und starrte dann wie gebannt auf die Auffahrt des Rastplatzes. Kellers gehässiges Grinsen wich Ratlosigkeit. Scheinbar begriff sogar er, dass hier irgendetwas nicht stimmte.
Angespannt beobachtete Alex die Ausfahrt, bis ihr ein älterer Polizeibeamter mit hochrotem Kopf die Sicht versperrte.
»Entschuldigung, wenn ich störe. Was glauben Sie eigentlich, was Sie machen?«
Angewidert wich Alex zurück, als sie den feuchten, nach kaltem Rauch stinkenden Atem auf ihrem Gesicht spürte.
Sie setzte zu einer Erklärung an, bekam aber kein Wort heraus. Der Geländewagen fuhr auf den Parkplatz und hielt direkt hinter der Auffahrt. »Verdammte Scheiße!«
»Jetzt reicht’s aber! Ihren Führerschein und die Zulassung.«
Alex trat noch einen Schritt zur Seite.
»Da drüben in dem Geländewagen sind …«
»Das interessiert mich nicht. Ihre Papiere, sofort!«
Der Typ war echt zu dämlich. Erst jetzt bemerkte sie den jüngeren Polizisten, der sichtlich
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