1 Fatale Bilanz - Ein Hamburg-Krimi
Schreibtisch.
Dirk zerlegte seinen Druckbleistift in Einzelteile und überlegte dabei laut. »Ich finde, das spricht dafür, dass wir auf der richtigen Spur sind, und deutet auf Al-Qaida hin.«
Als Dirk stockte, sah Mark ihn auffordernd an. »Weiter.«
»Jetzt weiß ich wenigstens, von wem du deinen Befehlston hast. Von deinem Vater, oder?«
»Bitte«, ergänzte Mark mit einem tiefen Lachen.
»Ich dachte an die lange Vorbereitungszeit für den Anschlag aufs World Trade Center, mit der Pilotenausbildung und so. Wenn du dir überlegst, dass die seit zwei Jahren jeden Monat eine Million Euro in der Bank abzweigen, hierher transferieren und dann sonst was damit machen, dürfte sich der Aufwand schon bezahlt gemacht haben. Ein nette Geldquelle.« Nachdenklich zog Dirk die Feder aus seinem Bleistift in die Länge und ließ sie zurückschnellen. »Es bleiben zwei offene Fragen. Wenn wir mit unserem Verdacht gegen Springer und Kranz richtig liegen, fehlen uns noch die Hintermänner. Unterschlagungen traue ich denen zu, aber ich halte sie nicht für Terroristen. Vermutlich bekommen sie eine ordentliche Provision, mehr nicht.«
Nachdem er die Einzelteile in einer Reihe sortiert hatte, baute Dirk den Druckbleistift wieder zusammen. »Aber die Schüsse auf Kranz passen überhaupt nicht ins Bild. Genauso wenig wie es eine Erklärung für seine Nervosität in den letzten Wochen gibt. Und wieso der Angriff auf Alex? Sie war da einerSache auf der Spur, die definitiv nichts mit Terroristen zu tun hatte. Wenn es sich um zwei völlig verschiedene Sachen handelt, in die Kranz verwickelt ist, wäre das ein ziemlich heftiger Zufall.« Er blickte auf die Uhr und seufzte. »Noch eine Stunde, bis wir wissen, ob Springer die Eingaben am PC unter dem Namen des verstorbenen Reeders macht. Ich schicke Thomas eine Mail, dass ich die technischen Details wegen der Software-Manipulation brauche. Die müsste ich spätestens morgen haben. Was hältst du davon, wenn wir uns morgen früher treffen? Wir könnten dann den Technikkram durchgehen und einen Blick auf die Daten von Kranz werfen. Eigentlich hat Alex die für jemand vom LKA kopiert, aber das sollten wir uns nicht entgehen lassen.«
»Ich hätte gedacht, dass ihr das Grillen ausfallen lassen würdet.«
»Auf keinen Fall. Da kennst du meine Frau nicht, aber das wird sich morgen ändern.«
Dirk sah wieder auf seine Uhr. Es war genau zwei Minuten später als beim letzten Mal. Wo blieb nur Mark?
Sein Handy meldete sich, aber für ihren Auftraggeber vom LKA fehlte ihm im Moment die Geduld. Eigentlich wäre heute ihr Bericht fällig gewesen, aber der Polizist musste sich bis Montag gedulden. Noch hatten Mark und er nicht abgestimmt, was sie ihm wie verkaufen wollten. Ihre Aktivitäten waren zwar nicht direkt illegal, aber doch zumindest ungewöhnlich.
Endlich öffnete sich die Tür.
»Und?«
»Hattest du dich nicht vorhin über meinen Ton beschwert?«
»Ich war kurz davor, nach oben zu stürmen, weil ich mir Sorgen gemacht habe. Warst du erfolgreich?«
»Das wissen wir gleich. Ich muss das Bild noch aufs Notebook überspielen. Auf dem Handy-Display kann ich keine Einzelheiten erkennen. Dein Timing war jedenfalls perfekt. Als das Handy klingelte, habe ich etwas von schlechtem Empfanggemurmelt, und ehe Springer es verhindern konnte, stand ich hinter ihm am Fenster und habe angeblich mit meinem Chef telefoniert.« Mark grinste breit. »Ich glaube, er war sehr erleichtert, als ich wieder verschwunden war, und noch erleichterter, als er gehört hat, dass ich einen Termin für unser Schlussgespräch haben wollte und wir endlich verschwinden.«
Dirk nickte und beobachtete ungeduldig, wie das Foto auf dem Monitor aufgebaut wurde. Sämtliche Details waren zu erkennen. Mark hatte den Bildschirminhalt mit dem Handy perfekt fotografiert.
»Genial. Besser geht’s nicht.«
Er tippte so heftig auf den Bildschirm, dass Mark besorgt das wackelnde Display musterte. »Hier steht es, ›Angemeldeter Benutzer: Michael Warden‹. 500.000 Euro sollen an die Merengo Company überwiesen werden.« Die nächste Zeile konnte er nicht entziffern, kurz entschlossen schob er Mark zur Seite. »Bei Merengo klingelt irgendwas bei mir. ›Disposition as usual, Lady Marian‹. Und das Datum ist der nächste Dienstag. ›Lady Marian‹ klingt nach einem Schiff.«
»So weit war ich auch schon. Bist du zufrieden?«
Dirks Kopf fuhr hoch, dann erkannte er das Lachen in den Augen des Amerikaners. »Sicher, gutgemacht,
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