1 Fatale Bilanz - Ein Hamburg-Krimi
verdammt gut.«
Mark wechselte in sein E-Mail-Programm. »Ich schicke das Foto nach Washington. Sollen die dort übers Wochenende alles ausgraben, was sie über Merengo und die ›Lady Marian‹ finden können. Wir machen jetzt Schluss und du siehst zu, dass du zu deiner Frau kommst.«
»Yes, Sir.« Dirk tippte sich mit zwei Fingern an die Stirn.
Angeekelt stellte Sven den kalten Kaffee weg. Anscheinend war es typisch für diesen Fall, dass sich sein Kaffee ständig in eine kalte, bittere Flüssigkeit verwandelte und nur noch farblich an das ursprüngliche Getränk erinnerte. Er hätte bei Alex und Britta bleiben sollen, nicht nur der Kaffee war dort besser.
Matthias gähnte und musterte Sven. »Dafür, dass wir von den Albanern fast nichts erfahren haben, machst du einen ziemlich zufriedenen Eindruck.«
»Natürlich hätte ich mir Informationen über ihre Auftraggeber gewünscht. Aber erstmal bin ich froh, dass wir die Kerle aus dem Verkehr gezogen haben. Die Beweislage ist eindeutig. Die beiden sind für den Überfall auf Britta, den Tod des Golf-Fahrers und die Schüsse auf Alex verantwortlich und werden das Gefängnis jahrelang nicht verlassen. Und ich wette, dass Alex aus Kranz’ Daten noch was Interessantes ausgräbt. Also können wir insgesamt zufrieden sein. Und wegen deiner Frage neulich. Sag deiner Frau, dass übernächster Sonntag in Ordnung geht. Wegen Jan braucht sie sich keine Gedanken zu machen, wir bringen für den Kleinen ein Glas Fertigzeug mit.«
Matthias sprang auf. Ehe Sven es verhindern konnte, drückte er ihm einen Kuss auf die Stirn. »Endlich!«
»Hey, nun übertreib mal nicht. Wenn das jemand sieht …«
»Zu spät.« Sandra stand in der Tür und sah sie amüsiert an. »Störe ich? Ich kann gerne später wiederkommen, wenn ihr ungestört kuscheln wollt.«
»Wenn das die Runde macht und mich Montag jeder dumm auf mein Verhältnis zu Matthias anquatscht, dann schreibst du bis an dein Lebensende Strafzettel.«
Sven ahnte, dass die Drohung durch sein Lächeln nicht besonders glaubhaft wirkte.
»Verhältnis? Schön, dass ihr so offen dazu steht. Keine Angst, Chef, ich kann schweigen. Ich dachte, euch interessiert der neueste Klatsch. Eine Freundin von der Autobahnpolizei hat mich eben angerufen. Dieser Keller ist nirgends besonders beliebt. Mittlerweile wurde die Geschichte immer weiter ausgeschmückt, und Montag heißt es dann wohl, dass eure Alex ihm die Waffe entrissen und die Verbrecher mit zwei gezielten Kopfschüssen erledigt hat, während er in Angstschweiß gebadet daneben stand.«
»Na, so schlimm war es zum Glück nicht.«
Nachdem Sven einen Stapel Papier in der Schreibtischschublade verstaut hatte, deutete er auf den Ordner in Sandras Hand. »Bist du mit dem Hintergrundmaterial über Kranz fertig?«
»Ja. Aber nur langweiliges Zeug. Mir ist nichts Besonderes aufgefallen.«
»Manchmal verbirgt sich auch in scheinbar harmlosen Details Sprengstoff.« Er musste zugeben, dass er mit einem dermaßen dicken Ordner nicht gerechnet hatte, und war gespannt, welche Quellen Sandra angezapft hatte. »Damit hast du dir das Wochenende wirklich verdient. Danke.«
Sandra sah aus, als ob sie noch etwas sagen wollte, verabschiedete sich aber mit einem Winken.
Sven betrachtete den Ordner. »Eigentlich ist das Wetter zu schön für so einen Mist.«
»Oh, was muss die Liebe schön sein! Erst erklärst du dich bereit, deine neue Freundin zu einer Grilleinladung mit lauter unbekannten Gästen zu begleiten, und jetzt fängst du an, Selbstgespräche zu führen …«
Matthias verließ das Büro, ehe Sven eine vernünftige Antwort eingefallen war oder er ihm ersatzweise den Ordner an den Kopf werfen konnte.
10
Das warme Wetter hatte trotz der frühen Vormittagszeit bereits zahlreiche Besucher in den Kellinghusenpark, die grüne Oase Eppendorfs, gelockt. Auf einer der Bänke saß der Motorradfahrer und tat, als würde er in der Sonne dösen. In Wirklichkeit ließ er Laura Kranz und ihre Kinder, das zwölfjährige Mädchen und ihren wesentlich jüngeren Bruder, nicht aus den Augen, die auf der Wiese mit einem Frisbee spielten.
Die Mutter stolperte über einen Hund und die Frisbeescheibe flog unkontrolliert durch die Luft, so dass sich das Spiel weiter in seine Richtung verlagerte.
»Du wirfst wie ein Mädchen«, warf die Tochter der Mutter vor.
»Und das aus deinem Mund!«
Helles Lachen wehte zu ihm rüber. Wie konnte eine so herzliche und fröhliche Frau mit einem Verbrecher wie Kranz
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