1 Fatale Bilanz - Ein Hamburg-Krimi
können Sie verschwinden. Da ist die Tür.« Sven wies mit dem Kopf auf die Haustür.
»Da ich hier wohne, ist das ein ziemlich schwachsinniger Vorschlag. Aber allmählich dämmert es mir. Sie sind Brittas Polizist.«
»Sag mal, Sven, spinnst du? Du kannst doch Dirk nicht aus seinem eigenen Haus schmeißen.«
»Das versuche ich ihm auch gerade beizubringen.«
»Oh Mist, dann sind Sie Alex’ Mann? Ich dachte, Richter wäre der Geburtsname von Alex und ihr habt das Schild nicht ausgetauscht.«
»Das war falsch kombiniert. Meine Frau hat es vorgezogen, ihren Namen zu behalten.«
»Das habe ich jetzt auch begriffen. Tut mir leid. Das war wohl ein Anfall von Verfolgungswahn.«
Dennoch blieb Sven misstrauisch. Es war ein äußerst merkwürdiger Zufall, dass Alex ausgerechnet mit dem Wirtschaftsprüfer verheiratet war, der für ihn arbeitete.
Dirk schien seine Gedanken zu erraten. »Reiner Zufall. Mehr nicht.« Er hob die Schultern und der Anflug eines Lächelns huschte über sein Gesicht.
Da Sven Alex vertraute und es keinen Zusammenhang zwischen der Reederei und der Bank gab, gab es eigentlich keinen Grund für sein schlechtes Gefühl, dennoch konnte er es nicht gänzlich abschütteln.
Alex kam wie eine Rachegöttin aus dem Wohnzimmer gestürmt.
»Wieso kennt ihr euch?«
»Das ist doch jetzt unwichtig. Wir sollten uns erstmal vernünftig begrüßen. Da die Frauen sowieso dauernd zusammenhängen, können wir uns auch gleich duzen. Dirk reicht.«
»Sven. Brauchst du Hilfe, um …« Er deutete mit dem Kopf auf Alex.
»Nein, aber danke fürs Angebot. Ich muss Getränke holen.«
Fluchtartig verschwand er in der Küche.
Alex wirbelte zu Mark herum und machte jeden Versuch einer vernünftigen Begrüßung zunichte. »Von wegen Konzernmutter. Ihr arbeitet für Sven.«
»Ist das jetzt wichtig oder macht irgendeinen Unterschied?«
Marks kühle Erwiderung nahm Alex den Wind aus den Segeln, und die Ankunft von Natascha und ihrem Mann entspannte die Situation endgültig. Nach einer kurzen Begrüßungsrunde waren auch Sven, Nataschas Mann Bernie, ein Richter am Oberlandesgericht, und Mark per Du und unterhielten sich angeregt. Nur Alex durchbohrte ihren Mann weiterhin mit Blicken.
Der Abend lief besser als Sven erwartet hatte. Sie unterhielten sich über Motorräder und auch sonst ging ihnen der Gesprächsstoff nicht aus. Die freundschaftliche Beziehung zwischen Dirk und Mark überraschte ihn. Die Veränderung des Amerikaners vom kühlen, beherrschten Wirtschaftsprüfer zum offenen, herzlichen Gesprächspartner war erstaunlich, damit hatte er nicht gerechnet. Schmunzelnd verfolgte er die Diskussion zwischenBernie und Mark über die richtige Art des Grillanzündens, während Dirk unbeeindruckt seine eigene Methode anwandte.
»Alles in Ordnung?«, erkundigte sich Britta leise und schlang ihm von hinten die Arme um die Taille.
»Sicher.«
»Keine Angst, Britta, bisher hat er sich benommen«, mischte sich Dirk ungebeten ein.
»Ganz im Gegensatz zu dir.« Alex stellte ein Tablett so heftig auf dem Tisch ab, dass die Salatschüssel bedrohlich wackelte.
»Es reicht jetzt, Alex.«
Dirks scharfer Ton verfehlte seine Wirkung nicht. Alex wich seinem Blick aus und arrangierte die Salate und das Geschirr auf dem Tisch. Dann drehte sie sich um, bedachte ihren Mann mit einem trotzigen Blick und verschwand in die Küche.
»Da kommt noch was auf dich zu«, stellte Mark fest.
»Ach was, die beruhigt sich schon wieder.« Besonders überzeugt klang Dirk nicht. Er wandte sich an Sven. »Hat sie dir eigentlich schon von ihrer Suche in Kranz’ Dateien erzählt?«
»Nein, bisher nicht. Darüber wollten wir am Montag sprechen. Wieso war das bei euch ein Thema?«
»Erklären wir dir später. Nicht heute.«
Trotz der neugierigen Blicke von Bernie und Natascha gab Sven nicht nach. »Seid ihr bei euren Nachforschungen auch auf Kranz gestoßen?«
Ehe Dirk antworten konnte, drehte sich Mark zu ihm um. »Wie gesagt, falscher Ort, falsche Zeit, um über Details zu sprechen.«
Der Ton des Amerikaners gefiel Sven nicht, aber er bekam keine Gelegenheit für eine passende Antwort.
»Komm schon, Sven. Vergiss deinen Job für ein paar Stunden«, ermahnte ihn Britta sanft aber bestimmt.
»Gute Idee. Außerdem können wir die ersten Würstchen auflegen, aber nur dank meiner jahrelang erprobten Grillanzündmethode. Hätte ich auf Bernie und Mark gehört, müssten wir wahrscheinlich verhungern.
Dirk vergewisserte sich, dass seine Gäste mit
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