1 Fatale Bilanz - Ein Hamburg-Krimi
Steak und Wurst versorgt waren, und ließ ein Stück Fleisch auf seinen Teller gleiten. »Das wird auch Zeit.«
»Selbst Schuld, ich habe dir oft genug angeboten, dich abzulösen.« Mark hob spöttisch eine Augenbraue.
Dirk richtete seine Gabel drohend auf Mark. »Und ich habe dir erklärt, was ich mit dir mache, wenn du meinem Grill zu nahe kommst.«
»Stimmt. Ich zittere immer noch vor Angst.«
»Ehe jemand verhungert, hole ich das nächste Brot aus dem Backofen.« Alex setzte ihren Sohn auf den Boden, streckte sich und ging in die Küche.
Unter den amüsierten Blicken von Natascha und Britta lieferten sich Sven und Jan einen spielerischen Kampf um das letzte Stück Brot. Ein erstickter Aufschrei beendete das Spiel abrupt.
Alex stand mit kreidebleichem Gesicht in der Terrassentür, automatisch folgte Sven ihrem Blick. »Verdammt.«
Tim war zum Grill gekrabbelt und sah interessiert nach oben. Wenn der Junge gegen die wackeligen Beine stieß … Sven brachte den Gedanken nicht zu Ende. Von seinem Platz aus und mit Jan auf dem Schoß konnte er nichts tun, nur hilflos zusehen.
Dirk stand langsam auf, aber Mark hielt ihn mit einem festen Griff am Oberarm zurück.
»Nicht«, flüsterte er. »Du sitzt zu ungünstig und erschreckst ihn nur. »Alle sitzen bleiben, keiner bewegt sich oder tut etwas, das den Jungen erschrecken könnte.«
Tim sah sich immer noch fasziniert den Grill an. Als er den Arm nach einem der Beine ausstreckte, hechtete Mark auf ihn zu. Er bekam den Jungen an der Taille zu fassen und drehte sich im Fallen vom Grill weg. Während Mark mit der Schulter überden Terrassenboden schrammte, hielt er Tim sicher in seinen Armen.
Der Junge strampelte fröhlich. Zumindest ihm schien die Aktion gefallen zu haben. Lächelnd zerzauste Mark ihm die Haare, ehe er Dirks Hand griff und sich hochziehen ließ.
Sven ließ Mark nicht aus den Augen. Erst der Befehlston, dann diese durch und durch professionelle Aktion. So etwas lernte man nicht im Fitnessstudio, sondern nur durch jahrelange Erfahrung – und zwar nicht als Wirtschaftsprüfer.
»Ich hätte besser aufpassen müssen.« Dirk stand wie erstarrt neben dem Tisch und konnte den Blick nicht von Alex abwenden, die Tim fest umklammert hielt.
Mark flüsterte ihm leise etwas zu, das Sven nicht verstand, aber die Farbe in Dirks Gesicht zurückbrachte. Tim sträubte sich bereits gegen die feste Umarmung seiner Mutter, aber ehe Sven eingreifen konnte, stand Bernie auf. »Das war ja mal eine Aktion. Ich schlage vor, dass sich Alex um Mark kümmert. Es sieht aus, als ob nicht nur sein T-Shirt einiges abbekommen hat. Und Dirk besorgt uns eine hochprozentige Nervenstärkung. Wie wäre es mit dem achtzehnjährigen Single Malt? Ich meine den, der im Portfass gereift ist.«
Dirk signalisierte Zustimmung, und Natascha nahm Alex das Kind ab.
»Es ist überhaupt nichts passiert«, wehrte Mark ab und wollte sich wieder an den Tisch setzen.
»Das sehe ich anders. Dein T-Shirt ist zerrissen und deine Schulter sieht nicht gut aus.« Alex versperrte ihm den Weg, so dass er ihr widerstrebend ins Haus folgte.
»Stimmt was nicht?« Besorgt sah Britta Sven an.
»Ich hoffe nicht. Ich finde nur, dass Mark ungewöhnlich schnell reagiert hat.«
»Wer sagt denn, dass Wirtschaftsprüfer nicht sportlich sein können? Dirk trainiert auch seit Jahren Karate und so ein Zeug.«
»Trotzdem …«
»Ach komm. Bist du etwa neidisch, weil du auf der falschen Seite des Tisches gesessen hast und jetzt nicht der Held des Tages bist?«
»Das meinst du doch nicht …« Er unterbrach sich, als er das provozierende Funkeln in ihren Augen bemerkte. »Du kleine Hexe, du weißt genau, dass ich froh bin, dass Tim nichts passiert ist, aber wundern darf ich mich ja wohl noch.« Sven beugte sich vor, um Britta einen schnellen Kuss zu geben, als sich Jan deutlich in Erinnerung brachte. Mit einem lauten »Platsch« landete die kleine Hand auf seiner Wange. Sven hob ihn hoch, so dass Tim ihn beigeistert anlachte. »Na warte, wenn du nachher schläfst, dann …«, versprach er Jan, während er Britta ansah.
Erst nach einer hitzigen Diskussion hatte Alex Mark dazu gebracht, sein T-Shirt auszuziehen.
»Das ist nur ein Kratzer.«
»Die Abschürfung ist so groß wie ein Waschlappen. Das soll ein Kratzer sein?« Sie bemühte sie sich um einen gelassenen Tonfall. Mark hatte es nicht verdient, für seine Rettungsaktion angefaucht zu werden. »Na komm, wie soll ich deine Schulter verarzten, wenn du so
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