1 Fatale Bilanz - Ein Hamburg-Krimi
geparkt und glaube nicht, dass bis eben bekannt war, wem er gehört. Sekunde, Dirk. Jake probiert es noch mal.« Mark lauschte kurz. »Wir sind unterwegs zum LKA, haben niemand mehr hinter uns und können definitiv auf uns selbst aufpassen. Ist das jetzt klar?«
Mark nahm den Kopfhörer ab. »Es reichte langsam. Ich habe damit gerechnet, dass wir morgens ein wenig Hilfe gebrauchen können, aber jetzt soll er auf Alex aufpassen. Das ist doch in deinem Sinne, oder?«
»Selbstverständlich, aber nicht in seinem, wenn ich das richtig mitbekommen habe.«
»Naja, er kennt Alex nicht und meinte, sie solle einfach brav zu Hause bleiben.«
»Utopisch.«
»Sag ich doch. Aber da ich der Boss bin, wird er sich jetzt ein eigenes Motorrad besorgen und dann Leibwächter spielen. DieTypen von eben suchen übrigens gerade das Parkhaus nach uns ab. Bis die merken, dass wir verschwunden sind, sitzen wir bei Sven und trinken Kaffee.«
»Ich bezweifele, dass der uns Kaffee anbietet.«
»Wie meinst du das?«
»Wenn er hört, dass amerikanisches Militär ohne Absprache mit den zuständigen Behörden in Hamburg im Einsatz ist, wird unser beherrschter Herr Kommissar ausrasten.«
»Wenn du einen Kaffee willst, solltest du ihm das besser nicht erzählen. Du hast dir ja einiges zusammengereimt, oder hat Alex dir schon alles erzählt?«
»Kaffee kann ich auch zu Hause trinken und nein, Alex hat dichtgehalten, aber die Abkürzung XO kenne ich nur vom Militär. Was soll dieser Blödsinn mit dem Schatzamt? Und besonders viel Mühe, deine Tarnung aufrechtzuhalten, hast du dir nicht gerade gegeben.«
»Stimmt. Das Ganze war nicht meine Idee, sondern der ausdrückliche Wunsch der deutschen Regierung. Ich hatte aber keine Lust, jemanden zu belügen, mit dem ich zusammenarbeite.« Er zögerte und wich Dirks Blick aus. »Und dem ich vertraue«, fügte er schließlich hinzu.
Schweigend nahm Dirk die Erklärung zur Kenntnis. Es war offensichtlich, dass es zwischen ihnen mehr zu klären gab als Marks wahren Arbeitgeber, aber ihm fehlte jede Vorstellung, worum es ging.
Statt wie erwartet über die Grindelallee weiter Richtung Polizeipräsidium zu fahren, bog Mark direkt hinter der Kennedybrücke in die Warburgstraße ab. Ehe Dirk nachfragen konnte, wechselte Mark erneut die Richtung und hielt direkt auf die Außenalster zu. Entlang des Alsterufers fuhren sie auf das amerikanische Konsulat zu.
»Und was soll das jetzt?«
»Ich suche einen Platz, wo wir ungestört reden können.«
Mark ignorierte die Schilder, die das Parken vor dem Konsulat strikt untersagten, und stoppte den Audi so, dass sie direkt auf die Wasserfläche blicken konnten. Als sich ihnen ein Wachposten mit grimmigem Blick näherte, hielt Mark lediglich einen Ausweis hoch, und der Mann trat den Rückzug an. Dirks Hoffnung auf eine schnelle Erklärung schwand, als Mark regungslos auf die Außenalster starrte.
»Wieso hast du dich gestern mit Alex getroffen?«
»Damit triffst du wieder einmal exakt das eigentliche Problem. Sie ist durch einen Zufall darauf gekommen, dass ich nicht einen harmlosen Schreibtischjob haben kann.«
»Meinetwegen, aber es passt nicht zu dir, dass du ohne Grund auf eine Laune meiner Frau eingehst. Und mehr war ihr rachsüchtiges Getue nicht.«
»Stimmt. Ich war auch noch nicht fertig, sondern habe nur überlegt, wie ich es dir beibringe. Also gut, ich hatte das Gefühl, ihr etwas zu schulden, und wollte ihr deshalb den Spaß nicht verderben.«
Weder Marks Gesichtsausdruck noch der kühle Ton gefielen Dirk. Doch mittlerweile wusste er, dass Mark auf diese Weise seine wahren Gefühle verbarg. Er wollte gerade ungeduldig nachhaken, als Marks Kopf ruckartig herumfuhr.
»Wenn ich nicht auf Kranz geschossen hätte, wäre sie nie in Gefahr geraten. Das Ganze ist meine Schuld, und wenn du jetzt aus der Sache aussteigen willst, ist das in Ordnung.«
Dirk blinzelte. Vergeblich suchte er nach einem Sinn oder einem Motiv für Marks Verhalten. Wut machte sich in ihm breit, als er an den Überfall auf Alex dachte, doch er kämpfte den Impuls nieder, Mark anzubrüllen.
»Warum?«
Kommentarlos hörte er sich Marks Erklärung an. Mitgefühl, Verständnis aber auch Ärger tobten in ihm. Gleichzeitig wurde ihm bewusst, wie ähnlich sie sich in ihren Reaktionen waren. Wortlos stieg er aus. Gegen den Stamm einer Weide gelehnt,blickte er auf die ausgedehnte Wasserfläche und verfolgte den Kampf einer Jollenbesatzung mit einem flatternden Segel. Hinter ihm wurde eine
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