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10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gerettet!“
    „Was? Wie? Das ist ja ganz unmöglich!“
    „Oh, ein mutiger Mann macht seinen Freunden zuliebe selbst das Unmögliche möglich. Ich allein freilich hätte es nicht fertig gebracht; ich habe Hilfe und Unterstützung gefunden.“
    „Bei wem?“
    „Bei zwei wackeren Gentlemen, zu denen ich euch führen werde. Kommt also rasch; wir dürfen keinen Augenblick mehr hier verweilen.“
    Er führte sie an der Außenmauer des Pueblo hin und dann nach dem Trümmergewirr, in welchem heut die Indianer gesteckt hatten. Dort trafen sie auf Buttler und Poller und fanden bei denselben nicht nur ihre Pferde und Waffen, sondern auch ihr ganzes sonstiges Eigentum. Darüber waren sie denn doch erstaunt; ihre Fragen aber wies der Ölprinz mit den Worten zurück: „Jetzt müssen wir augenblicklich fort, denn man wird, wie ihr selbst ganz richtig vermutet habt, uns verfolgen, und da ist es notwendig, einen möglichst großen Vorsprung zu erlangen. Unterwegs sollt ihr erfahren, wie sich alles zugetragen hat.“
    Er hatte sich eine glaubhafte Erzählung zurechtgelegt und war überzeugt, daß dieselbe die gewünschte Aufnahme finden werde. Sie stiegen auf und jagten im Galopp von dannen. Der Bankier war von Dank gegen seine Retter erfüllt; ihn kümmerten die Zurückgelassenen nicht; Baumgarten aber konnte sich des Gedankens doch nicht erwehren, daß es eigentlich ihre Pflicht gewesen wäre, die Befreiung ihrer Gefährten wenigstens zu versuchen.
    Diese letzteren befanden sich in einer Lage, welche zwar jedenfalls ernst war, aber doch auch ihre komische Seite hatte, dieses letztere infolge der Eigentümlichkeiten einiger der beteiligten Personen. Man war zuerst der Überzeugung gewesen, daß die Eingangsklappe wieder geöffnet werde, damit der Bankier und sein Buchhalter noch nachkommen könnten. Die feste Behauptung Schi-Sos brachte in diese Ansicht die erste Bresche, und als man dann längere Zeit, ja stundenlang gewartet hatte, ohne daß der Deckel geöffnet wurde, konnte es nicht länger in Abrede gestellt werden, daß die Meinung des Indianerjünglings die richtige war. Da erlitt die bisher ziemlich ruhige Stimmung der Eingesperrten freilich einen gewaltigen Umschlag. Die erfahrenen Westmänner waren allerdings gewohnt, sich zu beherrschen, desto aufgeregter aber zeigten sich die andern, die deutschen Auswanderer, welche vor Sorge außer sich waren; sie dachten natürlich, daß es nicht bloß auf ihr Eigentum, sondern auch auf ihre Leben abgesehen sei. Ein einziger von ihnen bewahrte seine Fassung, nämlich der Kantor, welchem es gar nicht einfiel, zu glauben, daß sein künstlerisches Dichten und Trachten hier einen gewalttätigen Abschluß finden könne. Wie sich sehr leicht denken läßt, führte Frau Rosalie das erste Wort. Sie schimpfte ganz gewaltig zunächst auf die Indianer und dann aber auch auf Sam Hawkens und seine Gefährten, denen sie die Schuld gab, daß sie in die gegenwärtige Lage gekommen war.
    „Wer hätte das diesem alten, roten Indianerbürgermeester angesehen!“ zürnte Frau Rosalie. „Der Mann war so freundlich, wie schöne, gelbe Grasbutter; er tat so schön und so freundlich, daß ich schon gloobte, er werde mich zu eenem Walzer anggaschieren. Und jetzt schtellt sich's raus, daß das alles Falschheet, Betrug und Hinterlistigkeet gewesen is. Ohrfeigen sollte man dem Kerl geben, Maulschellen, gehörige, tüchtige Maulschellen, immer eene herüber und die andre hinüber! Was will er denn eegentlich von uns? Off was hat er es denn abgesehen? Off unsre Sachen und off unser Geld? Sagen Sie mir doch das, Herr Hawkens? Reden Sie doch; schprechen Sie doch! Schtehen Sie doch nich da wie een chinesischer Ölgötze, der keen Wort von sich geben kann! Ich will und muß partuh wissen, woran ich bin!“
    „Natürlich haben sie es auf unser Eigentum abgesehen“, antwortete Sam.
    „Natürlich? Das finde ich gar nich so natürlich wie Sie. Mein Eegentum is eben mein Eegentum, an dem mir keen andrer Mensch herumzufispern hat. Wer die Hand nach meinen rechtmäßigen und gesetzlichen Habseligkeeten ausschtreckt, der is een Schpitzbube, verschtehn Se mich! Und da gibt's in Sachsen gewisse Paragraphen, welche von der Polizei schtreng gehandhabt werden. Wer maust, der wird eingeschteckt oder ooch sogar ins Loch geschperrt!“
    „Das ist sehr richtig; aber leider befinden wir uns nicht in Sachsen.“
    „Nich in Sachsen? I, was Se nich sagen! Ich bin noch lange keene Amerikanerin; ich befinde mich zwar

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