Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Daher die Überraschung des Apachenhäuptlings. Wie gern hätten er und Old Shatterhand die Jagd auf diese schnellfüßigen Tiere aufgenommen, die einen sehr zarten Braten geben; aber die Aufgabe, welche sie heut zu lösen hatten, verbot es ihnen.
    Das schöne Wild zog in reizenden, eleganten Sprüngen dem Winde entgegen, südwärts, wo es bald hinter dem Horizont verschwand. Wird es gejagt, so pflegt es mit dem Winde davonzugehen, um den Verfolgern nicht nur aus den Augen, sondern auch aus der Nase zu kommen.
    „Herrliches Wildbret!“ sage Old Shatterhand. „Kommt uns hier aber außerordentlich ungelegen.“
    Er prüfte die Luft, welche aus Süden kam.
    „Kann uns leicht die Feinde herbeiführen“, nickte Winnetou. „Das Rudel zieht grad nach dem Pueblo hin. Wenn es von dort gesehen wird, können wir bald rote Jäger hier haben, da die Luft von dorther weht.“
    Sie nahmen nun den südlichen Horizont noch schärfer als bisher ins Auge. Es verging eine halbe Stunde und noch mehr, und nichts war zu sehen; die Antilopen schienen also nicht bemerkt worden zu sein. Da aber tauchten da, wohin die Augen gerichtet waren, mehrere kleine Punkte auf, welche sich schnell vergrößerten.
    „Uff! Sie kommen!“ sagte Winnetou. „Nun werden wir entdeckt!“
    „Vielleicht doch nicht“, meinte Old Shatterhand. „Es ist möglich, daß wir uns verbergen können. Reiten sie nicht geteilt, sondern in einem Trupp vorüber, so kommen sie nur an einer Seite vorbei, und wir können uns auf die andre hinübermachen. Wollen sehen!“
    Sie standen auf und nahmen ihre Pferde kurz bei den Zügeln.
    Ja, die Antilopen waren bemerkt worden; sie kamen zurück, und hinter ihnen sah man vier Reiter, welche ihre Pferde zur äußersten Anstrengung antrieben.
    „Nur vier!“ sagte Winnetou. „Wäre doch der Häuptling dabei!“
    Schnell nahm Old Shatterhand sein Fernrohr aus der Tasche und richtete es auf die Reiter.
    „Er ist dabei“, meldete er. „Er reitet das schnellste Pferd und ist der vorderste.“
    „Das ist gut!“ rief der Apache, indem seine Augen leuchteten. „Nehmen wir ihn?“
    „Ja. Und natürlich ihn nicht allein, sondern die drei andern auch.“
    „Uff!“
    Indem er dieses Wort ausrief, sprang er in den Sattel und nahm seine Silberbüchse zur Hand. In demselben Augenblick saß auch Old Shatterhand schon auf seinem Pferd und hielt den Henrystutzen bereit. Das war so schnell gegangen, daß von dem Augenblick, in welchem die zurückkehrenden Antilopen gesehen wurden, bis jetzt kaum eine Minute vergangen war. Da kam das flüchtige Wild herangeflogen und jagte in der Entfernung von vielleicht tausend Schritten vorüber. Die vier Indianer waren noch zurück; man hörte ihre scharfen Schreie, mit denen sie ihre Pferde antrieben.
    „Jetzt!“ rief Winnetou.
    Zugleich mit diesem Worte schoß er hinter dem Felsen hervor, Old Shatterhand dicht neben ihm, den Indianern schräg entgegen. Diese stutzten, als sie so plötzlich zwei Reiter erblickten, die sich ihnen in den Weg warfen.
    „Halt!“ rief ihnen Old Shatterhand zu, indem er seinen Rappen parierte und der Apache dasselbe tat. „Wo will Ka Maku mit seinen Kriegern hin?“
    Es wurde den Indianern schwer, ihre Pferde im schnellsten Lauf anzuhalten; sie taten es; aber der Häuptling schrie zornig: „Was haltet ihr uns auf! Nun ist das Fleisch für uns verloren!“
    „Ihr hättet es überhaupt nicht bekommen. Jagt man denn die flüchtige Gazelle wie einen langsamen Präriewolf? Wißt ihr nicht, daß man ihr Fleisch nur dann erlangt, wenn es gelingt, sie einzuschließen, so daß sie trotz ihrer Flüchtigkeit keinen Ausweg findet?“
    Erst jetzt war es den vier Roten gelungen, ihre aufgeregten Pferde zur Ruhe zu bringen, und nun konnten sie die beiden Störenfriede genauer betrachten.
    „Uff!“ rief da der Häuptling aus. „Old Shatterhand, der große, weiße Jäger!“
    „So kennst du mich noch? Kennst du auch den Krieger hier neben mir?“
    „Winnetou, der berühmte Häuptling der Apachen!“
    „Ja, wir sind es; du täuschst dich nicht. Steig ab mit deinen Leuten, und folge uns dorthin in den Schatten des Felsens, hinter dem wir ruhten, als wir euch kommen sahen.“
    „Warum sollen wir denn dorthin gehen?“ fragte jetzt Ka Maku.
    „Wir haben mit euch zu sprechen.“
    „Kann das nicht auch hier geschehen?“
    „Gewiß; die Sonne scheint uns noch zu warm; dort aber gibt es Schatten.“
    „Wollen meine beiden berühmten Brüder nicht mit mir nach dem Pueblo

Weitere Kostenlose Bücher