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10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Unparteiischen machen und das Geld verwahren, und wir nehmen ein neues Papier mit einem Punkt genau in der Mitte. Wessen Kugel diesem am nächsten sitzt, der hat gewonnen.“
    „Einverstanden“, erklärte Buttler; „aber wir schießen nicht auf zwei-, sondern auf dreihundert Schritte!“
    „Da treffe ich nichts!“
    „Ist auch nicht nötig. Vorwärts, Mr. Grinell, zweihundert Dollar heraus!“
    Sam gab Dick Stone das Geld. Buttler schien nicht mehr soviel zu besitzen, denn er ging zu mehreren seiner Gefährten, um sich von ihnen aushelfen zu lassen. Als er die Summe beisammen hatte, gab er sie auch an Dick, welcher sehr wohl wußte, weshalb ihn Sam als Unparteiischen vorgeschlagen hatte. Nachdem ein neues Papier angeklebt worden war, zählte man dreihundert Schritte ab, und Buttler machte sich zum Schuß bereit.
    „Ziele besser als vorhin!“ rief ihm einer seiner Männer zu.
    „Schweig!“ antwortete er zornig. „Ein Schneider sticht mich nicht aus!“
    „Vorhin aber doch!“
    „War nur Zufall, weiter nichts.“
    Er zielte diesmal doch viel länger und sorgfältiger als vorher. Sein Schuß traf das Papier, wenn auch nicht den Mittelpunkt desselben.
    „Prachtschuß, Hauptschuß, famoser Schuß!“ belobten ihn seine Gefährten.
    Er nickte siegesgewiß dazu und hielt es für unter seiner Würde, auf Sam nun acht zu geben. Dieser stand bereit zum Schuß und rief seinem Gegner zu: „Mr. Buttler, macht einmal die Augen auf!“
    „Warum?“
    „Ich werde diesmal grad den Punkt in der Mitte treffen.“
    „Bildet Euch das nicht ein! Ihr könnt ihn in dieser Entfernung gar nicht sehen und kaum das Papier erkennen.“
    „Ist auch nicht nötig, denn ich habe ihn doch nicht zu sehen, sondern zu treffen. Paßt auf, eins – zwei – drei!“
    Bei eins stellte er sich in Positur, bei zwei legte er an, und bei drei krachte sein Schuß. Ein zwölf- oder dreizehnstimmiger Ruf des Schreckens oder des Ärgers folgte; er hatte wirklich den Mittelpunkt getroffen. Dick Stone eilte zu ihm, hielt ihm das Geld hin und sagte: „Nimm rasch, alter Sam, sonst bekommst du es dann nicht!“
    „Well, würden mir es später aber doch noch geben müssen.“
    Er steckte es ein und schritt dann der Hütte zu.
    „Ein unbegreifliches, ein verdammtes Glück ist das!“ rief ihm Buttler zornig entgegen. „So ein Zufall ist noch gar nicht dagewesen!“
    „Bei mir allerdings noch nicht“, gestand Sam ein, und zwar ganz der Wahrheit gemäß, denn er war ein so vortrefflicher Schütze, daß er keines Zufalles bedurfte. Buttler aber nahm diese Worte in anderem Sinne und sagte: „So gebt das Geld wieder heraus!“
    „Herausgeben? Warum? Aus welchem Grund?“
    „Weil Ihr soeben zugegeben habt, daß das Ziel nicht von Euch, sondern durch den Zufall getroffen worden ist.“
    „Schön! Aber der Zufall hat sich meiner Hand und meiner Flinte bedient; er hat das Ziel getroffen, also die Wette gewonnen; ihm gehört das Geld, und ich werde es ihm geben, sobald ich ihm zum nächstenmal begegne.“
    „Das soll wohl ein Witz sein, Sir?“ fragte Buttler drohend, und zugleich bildeten seine Leute einen engen Kreis um ihn und Sam.
    Dieser letztere zeigte nicht die mindeste Besorgnis, sondern antwortete ruhig: „Sir, Schneider pflegen keine Witze zu machen, wenn es sich um Geld handelt. Es ist mein Ernst. Wollen wir weiter schießen?“
    „Nein; ich habe mit Euch, aber nicht mit Eurem Zufall wetten wollen. Ist Euch derselbe immer so günstig?“
    Er gab seinen Gefährten einen verstohlenen Wink, auf Feindseligkeiten zu verzichten; Sam bemerkte denselben aber doch und antwortete: „Stets, nämlich wenn es sich der Mühe lohnt, eines lumpigen Dollars wegen aber nicht; da geht meine Kugel lieber in die Ecke.“
    Eben wollten sie sich um diese Ecke wenden, um nach der vorderen Seite des Hauses zurückzukehren, als ihnen jemand entgegenkam. Dieser jemand war – Sam Hawkens Maultier, dessen Kopf neugierig nach seinem Herrn auszublicken schien. Buttler, welcher vorangegangen war, stieß mit dem Tier fast zusammen.
    „Häßliches Vieh!“ rief er aus, der Mary einen Fausthieb gegen den Kopf gebend. „Ist ein wahres, richtiges Schneiderpferd! Einem anderen könnte es im ganzen Leben nicht einfallen, sich auf eine solche Bestie zu setzen!“
    „Sehr richtig!“ stimmte Sam bei. „Nur fragt es sich, warum?“
    „Warum? Aus Abscheu natürlich! Was denn sonst?“
    „Es läßt sich gut sagen, aus Abscheu, wenn der Grund wo ganz anders liegt.“
    „Wo

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