Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
nicht arg zerschinden oder gar brechen lassen wollte, aus dem Sattel mußte; er wurde ‚abgestreift‘ und kam wieder auf die liebe Erde zu sitzen.
    „Alle neunundneunzigtausend Teufel!“ schrie er wütend, indem er sich erhob und sein Knie befühlte. „Diese Bestie ist ein wahres Höllenvieh. Ich war natürlich auf das Abbocken gefaßt. Wie könnt Ihr ihm da befehlen, daß es mich abstreifen soll?“
    Diese Frage galt Sam, welcher antwortete: „Es ist ausgemacht worden, daß ich mit dem Maultier sprechen, pfeifen oder auch singen kann, ganz wie es mir beliebt. Daran halte ich fest. Das Geld ist mein.“
    Er strich es ein. Buttler hinkte zum Wirt hin und sagte halblaut zu ihm: „Gib mir zwanzig Dollar! Meine Leute haben nichts mehr.“
    „Wollt Ihr wieder wetten?“ fragte der Irländer.
    „Natürlich!“
    „Ihr werdet abermals verlieren!“
    „Jetzt ganz gewiß nicht wieder!“
    „Und wenn aber doch? Von wem bekomme ich dann mein Geld?“
    „Von mir, Halunke, von mir!“
    „Aber wann?“
    „Bis morgen früh.“
    „Morgen früh? Wenn er Euch alles abgenommen hat?“
    „Dummkopf! Das ist nur geborgt. Meine Leute würden wohl nicht so ruhig zusehen, wenn sie nicht wüßten, daß ich morgen früh wieder nicht nur zu meinen Verlusten bin, sondern noch viel mehr habe.“
    „Ah, die zweitausend Dollar dieses Schneiders?“
    „Yes.“
    „Nehmt Euch in acht, Sir! Dieser Kerl ist doch nicht ganz so dumm, wie wir gedacht haben.“
    „Pshaw! Alles Zufall!“
    „Mit dem Schießen, ja; aber das mit dem Maultier wohl nicht.“
    „Auch das! Das Tier ist ein altes, ausrangiertes Zirkusvieh, welches er für einige Dollar erhalten hat. Es kann diese beiden Kunststücke; das ist alles, Zufall, nur Zufall. Also her mit dem Geld! Ich muß einstweilen wenigstens die letzten zweimal zehn Dollar wiederhaben.“
    Als ihm der Wirt das Geld aus dem Hause geholt hatte, rief er Sam Hawkens zu: „Wettet Ihr noch mal mit?“
    „Ja, doch nun zum letztenmal.“
    „Einverstanden; aber um zwanzig Dollar!“
    „Yes.“
    „Da ist das Geld. Dazu gebe ich die heiligste Versicherung, daß mich Euer Scheusal jetzt nicht herunterbringt, es kann machen, was es immer will.“
    Er stieg auf, nahm die Mary kurz in die Zügel und fest zwischen die Schenkel und horchte zu Sam hin, was dieser befehlen würde, ob abbocken oder abstreifen. Der Kleine aber gebot keins von beiden, sondern rief: „Wälze ihn ab, meine liebe Rolling-Mary!“
    Das Maultier warf sich augenblicklich nieder und rollte sich wie eine Walze auf dem Boden hin. Wenn Buttler sich nicht alle Glieder zerquetschen oder gar zerbrechen lassen wollte, mußte er die Zügel fahren lassen und die Füße aus den Steigbügeln nehmen. Kaum fühlte die Mary, daß sie ihn los war, so sprang sie auf, trabte zu ihrem Herrn hin, stieß ein triumphierendes Geschrei aus und rieb ihr Maul an seiner Schulter.
    Buttler erhob sich langsam vom Boden, befühlte und betastete sich oben und unten, hinten und vorn und machte ein ganz unbeschreibliches Gesicht. Er war wütend über die mehrfache Blamage, welche er erlitten hatte, und wollte sich dies doch nicht merken lassen. Dazu schmerzten ihn alle seine Knochen und Muskeln, denn er hatte unter der Mary wie unter einer Drehrolle gelegen.
    „Beliebt es Euch vielleicht, noch einmal zu wetten?“ rief ihm Sam Hawkens zu.
    „Geht zum Satan, sowohl mit Eurem Zufall wie mit Eurer schändlichen Bestie!“ antwortete der Gefragte, indem er sich niedersetzte.
    „Habe mit dem Satan keine Geschäfte, Mr. Buttler, werde also dahin gehen, wohin es mir gefällt.“
    „Nach Prescott doch?“
    „Yes.“
    „Schon heute?“
    „Nein. Werden heute hier in San Xavier del Bac bleiben.“
    „Habt ich euch schon nach einem Obdach umgesehen?“
    „Nein. Ist nicht nötig; werden im Freien schlafen.“
    „Habt ihr zu essen?“
    „Noch nicht. Dachten, hier was zu bekommen.“
    „Damit steht es schlimm. Es ist nichts mehr zu haben. Ihr könnt euch also nur dann satt essen, wenn ihr unsere Gäste sein wollt. Seid also klug, und nehmt meine Einladung an!“
    „Tue es hiermit, Sir. Wann werdet ihr speisen?“
    „Wenn das Fleisch angekommen ist. Ich werde Euch benachrichtigen.“
    Damit waren die Wetten beendet und war auch das Gespräch vorüber. Die beiden Gruppen hielten sich nun jede wieder für sich selbst.
    „Hast ein famoses Geschäft gemacht!“ sagte Dick Stone zu Sam. „Wollt, ich wäre an deiner Stelle!“
    „Ist gar nicht nötig, denn wir teilen

Weitere Kostenlose Bücher