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10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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einzige Fährte getroffen. Jetzt aber vereinigten sich die Richtungen Old Shatterhands und des Ölprinzen. Da verstand es sich ganz von selbst, daß der erste auf die Spur des letzteren treffen mußte. Dies geschah an einer Stelle, wo sie über eine Lichtung führte, welche mehr eine Waldwiese als eine Prärie zu nennen war. Man sah sie als ziemlich breite und gerade Linie über dieselbe gehen. Der Zug hielt an. Winnetou und Old Shatterhand stiegen von ihren Pferden, um diese Fährte anzusehen. Die andern blieben im Sattel sitzen; sie waren gewohnt, den beiden ebenso berühmten wie scharfsinnigen Männern den Vortritt zu lassen. Selbst Sam Hawkens, so erfahren und listig wie er war, pflegte sich erst dann der Sache anzunehmen, wenn er von den beiden dazu aufgefordert wurde.
    Die Spur schien sehr schwer zu lesen zu sein, denn Old Shatterhand folgte ihr vorwärts, Winnetou schritt sie rückwärts ab, und es verging beinahe eine Viertelstunde, ehe sie wieder um- und zueinander zurückkehrten. Sie stießen gerade da, wo die Reiter hielten, wieder zusammen, so daß also die andern hörten, was sie sich mitzuteilen hatten.
    „Was sagt mein roter Bruder zu dieser Spur?“ fragte Old Shatterhand seinen Freund. „Ich habe noch selten eine Fährte gefunden, welche so schwer zu verstehen ist.“
    Winnetou blickte gerade vor sich hin, in die Luft hinein, als ob die Erklärung dort zu lesen sei, und antwortete mit der ihm eigenen Bestimmtheit, der man es stets anhörte, daß jede Täuschung ausgeschlossen sei: „Wir werden morgen dreierlei Menschen sehen: Bleichgesichter und Krieger von zwei roten Nationen.“
    „Ja, das meine ich auch. Die Roten werden Navajos und Nijoras sein. Diese drei Parteien befinden sich im Augenbück am ‚Gloomy-water’um einander zu beschleichen.“
    „Mein weißer Bruder hat das Richtige erraten, wie immer und stets. Erst sind hier fünf Pferde geritten; das waren die Bleichgesichter, denen wir folgen. Dann kam ein einzelner Reiter und später folgte ein Trupp, welcher wohl aus dreimal zehn Männern bestehen kann.“
    Nach diesen Worten blickte er nach Westen, um sich über den Stand der Sonne zu unterrichten, und fuhr dann fort: „Es wäre wohl vorteilhaft, noch heute das ‚Gloomy-water’zu erreichen; aber die Zeit ist zu kurz und die Gefahr dabei zu groß. Was sagt Old Shatterhand dazu?“
    „Ich gebe dir recht. Ehe wir am Wasser ankämen, würde es Nacht sein, also zu spät, um noch etwas vornehmen zu können. Wir würden nichts sehen, dafür aber im Gegenteil von den Feinden bemerkt werden. Und schließlich ist zu bedenken, daß unser Trupp nicht aus Kriegern oder Männern zusammengesetzt ist.“
    „Sehr richtig! Wir können erst morgen früh, wenn es hell geworden ist, an das Wasser und werden also baldigst Lager machen.“
    „Wo?“
    „Winnetou kennt einen Ort, welcher eine Stunde vom ‚Gloomy-water’entfernt ist. Dort kann man sogar ein Feuer anbrennen, welches weder gesehen noch gerochen werden kann. Meine Brüder mögen mir dorthin folgen!“
    Damit war für ihn die Sache entschieden und geordnet; er ritt weiter, ohne sich umzusehen, ob die andern ihm auch folgten. Old Shatterhand aber blieb halten, denn er sah mit leisem Lächeln, daß die Westmänner jetzt von den Pferden stiegen, um nun auch ihrerseits die Fährte zu untersuchen. Es war jenes gutmütig-überlegene Lächeln, mit welchem zum Beispiel ein Klaviervirtuos die ‚berühmten‘ Klosterglocken oder das ebenso bekannte Gebet einer Jungfrau spielen hört.
    Sie suchten hin und her, teilten sich leise ihre Meinungen mit und schienen nicht einig werden zu können. Da mahnte Old Shatterhand endlich: „Macht, daß ihr fertig werdet, Mesch'schurs! Winnetou ist schon weit fort und wird soeben dort im Wald verschwinden.“
    „Ja, Sir“, antwortete Sam Hawkens, indem er sich kratzte, „ihr beide habt gut reden, ihr seid Meister; unsereiner aber wird aus der Sache nicht so schnell klug wie ihr, wenn ich mich nicht irre.“
    „Was ist denn noch Unklares dabei?“
    „Das von den zwei roten Parteien.“
    „Das ist doch sehr leicht zu ersehen.“
    „Finde es nicht so leicht. Zuerst gab es fünf Reiter; das war natürlich der Ölprinz mit seinen Leuten. Zuletzt kamen ungefähr dreißig Pferde; die wurden von Indianern geritten. Das ist die eine Partei. Nicht?“
    „Ja.“
    „Und die andre Partei?“
    „Ist der einzelne Indianer, welcher den Weißen gefolgt ist.“
    „Kann der nicht zu den dreißig Roten

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