Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
kostbare Zeit versäumen. Aber es ist auch gefährlich, mit den Frauen und Kindern so stracks nach dem See zu gehen.“
    „Es gibt nur ein Mittel, diese Gefahr zu vermeiden und doch nicht die Zeit zu versäumen.“
    „Ich weiß es. Es muß einer von uns beiden sehr zeitig voranreiten, um die Gegend des ‚Dunklen Wassers‘ auszuspähen.“
    „So ist es“, nickte Winnetou.
    „Wer soll es tun? Ich bin gern bereit dazu.“
    „Nein; ich werde dies tun. Mein Bruder Old Shatterhand muß hier bleiben, weil er mit diesen Leuten besser verkehren kann als ich. Winnetou ist ein Krieger; er wird diese weißen Squaws und Babies beschützen, weil er es versprochen hat, aber ihnen mit Worten die Zeit zu vertreiben, dazu fehlt ihm das Geschick. Ich werde fortreiten, noch ehe es ganz Tag geworden ist. Mein Bruder mag mir dann mit den andern langsam nachkommen. Er braucht nur meiner Spur zu folgen, so wird er, falls Gefahr vorhanden ist, meine Warnungszeichen finden, oder ich komme auch selbst zurück.“
    Dabei blieb es. Als Old Shatterhand am nächsten Morgen erwachte, war der Apache fort. Nach vielleicht einer Stunde wurde aufgebrochen. Die Westmänner untersuchten ihre Waffen, ob dieselben in gutem Zustand waren, doch hüteten sie sich wohl, den Auswanderern zu sagen, daß der heutige Ritt vielleicht ein gefährlicher sei; dieselben wurden nur angehalten, die tiefste Stille zu bewahren.
    Winnetou hatte dafür gesorgt, daß seine Fährte leicht zu erkennen war. Man folgte derselben langsam, um ihm die zum Spähen erforderliche Zeit zu lassen, und hatte darum die Gegend des Sees erst nach fast zwei Stunden erreicht. Da sah man ihn geritten kommen.
    „Alle Wetter, das ist kein gutes Zeichen!“ sagte Sam Hawkens.
    „Und ich denke grad das kongruente Gegenteel“, erklärte der Hobble-Frank. „Er wird uns sagen, wie die Sache schteht; da wissen wir nachher, woran wir sind mit dem neuen Klavier. Käme er nich, da würden unsre Köppe in ihren unklaren Dimensionen schtecken bleiben.“
    „Nein. Stände es gut, so würde er am See auf uns warten.“
    „Schtreite nur nich so, alter Waschbär! Wir werden gleich erfahren, was richtig is, ob Connewitz oder ob Schtötteritz.“
    Jetzt war der Apache angekommen. Der Zug hielt an, und Winnetou erklärte: „Ich kehre nicht zurück, weil eine Gefahr vorhanden ist; sie ist vorüber; ich komme nur, weil es für mich jetzt nichts mehr zu tun gab. Meine Brüder mögen mir folgen!“
    Als einige sich an ihn machten, um ihn auszufragen, sagte er: „Winnetou wird an Ort und Stelle reden, aber nicht vorher.“
    Man ritt weiter. Die Fährte derer, welche gestern hier geritten waren, war stellenweise noch ziemlich deutlich zu sehen; nur da, wo es steinigen Boden gab, bedurfte es eines Auges wie dasjenige des Apachen, sie noch zu erkennen. So wurde der Eingang der Schlucht erreicht, welche zum See führte. Da hielt Winnetou an und berichtete: „Durch diese kurze Schlucht muß man reiten, um nach dem ‚Gloomy-water’zu gelangen. Winnetou hat erforscht, was gestern hier geschehen ist.“
    Er deutete nach der Höhe des Berges und fuhr fort: „Da oben haben sieben Kundschafter der Navajos kampiert. Der achte, welcher zu ihnen gehörte, ist der einzelne Reiter, dessen Spur wir gestern gesehen haben. Er ist hinter den Weißen her und hat, als sie sich am See befanden, seine sieben Krieger herbeigeholt, um sie zu überfallen.“
    „Ist das geschehen?“ fragte Hawkens.
    „Ja. Die Weißen sind überwältigt worden. Aber inzwischen sind die dreißig Nijoras gekommen und haben sich hier hinter den Bäumen versteckt. Meine Brüder können die Spuren derselben noch ganz deutlich sehen. Sie haben gewartet, bis die Navajos mit den weißen Gefangenen vom See zurückkehrten und sind ihnen dann gefolgt.“
    „Um sie zu überfallen?“
    „Ja.“
    „Warum taten sie das nicht gleich hier? Diese Stelle ist wie geschaffen zu einem Überfall.“
    „Winnetou hat darüber nachgedacht, ohne aber die richtige Antwort zu finden. Vielleicht entdecken wir später den Grund, weshalb die Nijoras noch gewartet haben. Die Navajos sind mit ihren Gefangenen da links in den Wald hinein bis zu einer Stelle, an welcher es Wasser gibt. Dort lagerten sie und dort wurden sie von den Nijoras angegriffen.“
    „Also hat es Kampf und Blut gegeben!“
    „Von Blut hat mein Auge keinen Tropfen entdecken können und ein wirklicher Kampf hat auch nicht stattgefunden. Die Navajos sind so überrascht gewesen, daß sie wohl gebunden

Weitere Kostenlose Bücher