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10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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einen Fußtritt, spie ihm ins Gesicht und rief: „Ungeheuer, du scheußliches! Du bist kein Mensch, sondern ein Ungeziefer, und sollst eines Todes sterben, welcher deiner würdig ist. Seine Gefährten, die ihn nicht beleidigt haben, nicht nur zu erschlagen, sondern sogar zu ersäufen! Du bist hinterrücks über sie hergefallen, wie du auch Khasti-tine heimtückisch ermordet hast!“
    Als das ‚Schnelle Roß‘ dies hörte, richtete er sich auf, soweit seine Fesseln dies erlaubten, und sagte: „Welche Worte hat Mokaschi da gesprochen? Wer hat Khasti-tine ermordet?“
    „Dieses Bleichgesicht, welches wagt, zu glauben, daß ich ihn freilassen werde.“
    „Uff! Der Elende sagte, die beiden Ersäuften seien die Mörder.“
    „Lüge! Er selbst hat sich gegen mich gerühmt, die beiden Späher der Navajos getötet zu haben. Der feige Schurke bebt nun vor Angst und schiebt die Schuld den zwei ehrlichen Männern zu, welche er ermordet hat. Diese zwei erschossenen Späher und die beiden ermordeten Bleichgesichter sollen fürchterlich gerächt werden, obgleich keiner von ihnen zu meinem Stamm gehört hat. Seht diese drei weißen Männer vor euch liegen, ihr roten Krieger, sie werden Qualen erleiden müssen, ohne sterben zu können, und dann am Ende ersäuft werden, wie sie ihre Opfer auch ersäuft haben. Howgh; ich habe es gesagt!“
    Er spie dem Ölprinzen nochmals in das Gesicht, gab Buttler und Poller je einen sehr kräftigen Fußtritt und wendete sich dann von ihnen ab.
    Es wurde ein Bote fortgeschickt, welcher die Pferde holen mußte; als sie kamen, wurde getrocknetes Fleisch aus den Satteltaschen genommen und das Mahl gehalten. Die gefangenen Navajos bekamen auch zu essen; die drei Weißen aber erhielten keinen Bissen.
    „Verteufelte Geschichte!“ flüsterte Buttler seinem Stiefbruder zu. „Dieses Ersäufen bricht uns den Hals. Es wäre doch vielleicht besser gewesen, die Wahrheit zu sagen.“
    „Nein“, antwortete der Ölprinz. „Die roten Kerls hätten den Bankier und den Deutschen befreit, ohne daß unsre Lage dadurch verbessert worden wäre. Vor allen Dingen wären wir um die Anweisung gekommen.“
    „Pshaw! Was nützt sie uns, wenn wir am Marterpfahl braten!“
    „Soweit ist es noch nicht.“
    „Wird aber soweit kommen! Hast du gehört, was der Häuptling sagte?“
    „Gesagt wird manches, was dann doch nicht zur Ausführung kommt.“
    „So hast du noch Hoffnung?“
    „Natürlich! Befinde mich nicht zum erstenmal in einer solchen Klemme; bin immer mit einem blauen Auge davongekommen. Und selbst wenn ich an den Marterpfahl gebunden werde, halte ich noch immer die Hoffnung fest, bis sie mir den Todesstoß versetzen. Es hat, wie du weißt, schon mancher am Pfahl gehangen und ist doch gerettet worden.“
    „Der hatte Freunde, die ihn befreiten; wen aber haben wir?“
    „Hm!“
    „Keinen Menschen, welcher um unsertwillen wagen würde, hier mit den Roten anzubinden. Wenn die Befreiung nicht uns selbst gelingt, so sind wir verloren.“
    Er hatte nur zu recht. Wenn sie es wert gewesen waren, Freunde zu besitzen, so hätten sie jetzt die Hilfe aus der Not viel, viel näher gehabt, als sie glauben oder auch nur ahnen konnten. Es waren Helfer da, nämlich Old Shatterhand und Winnetou. –
    Diese beiden Männer waren seit dem Augenblick, an welchem sie nach ihrem Zusammentreffen den Ölprinzen mit seinen Begleitern belauscht hatten, entschlossen gewesen, diesen fünf Männern nach dem ‚Gloomy-water’zu folgen. Dadurch aber, daß sie vorher nach dem Pueblo mußten, um die dortigen Gefangenen zu befreien, hatte Grinley einen Vorsprung von zwei Tagereisen bekommen. Eine dieser Tagereisen war diesem freilich dadurch verloren gegangen, daß er Buttler und Poller nach dem See vorausgeschickt hatte und einen ganzen Tag lang liegengeblieben war. Und die zweite Tagereise wurde beinahe dadurch wieder eingebracht, daß Winnetou und Old Shatterhand die besten Pferde der Puebloindianer mitgenommen hatten; der Ritt ging also schneller als sonst vonstatten. Überdies folgte man keineswegs den Spuren des Ölprinzen; Winnetou wußte einen Weg, welcher mit Umgehung verschiedener Terrainschwierigkeiten rascher an das Ziel führte, und so kam es, daß der Reitertrupp heute kurz vor Abend höchstens noch zwei Stunden zu reiten hatte, um den See zu erreichen. Das war eine Leistung, welche um so mehr anerkannt zu werden verdiente, als sich ja Frauen und Kinder dabei befanden.
    Seit dem Pueblo bis hierher war man auf keine

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