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10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gehören?“
    „Nein.“
    „Er kann doch von ihnen vorausgeschickt worden sein.“
    „Nein, denn in diesem Fall wäre er zu ihnen zurückgekehrt, um ihnen Nachricht zu bringen, was aber nicht geschehen ist. Wir wissen, daß der Tomahawk des Kampfes ausgegraben ist; wenn es in der hiesigen Gegend zum Streit kommt, so kann es nur zwischen den Nijoras und den Navajos geschehen. Diese beiden Nationen senden vorher Kundschafter gegeneinander aus. Die dreißig Reiter, welche hier geritten sind, bilden einen Spähertrupp. Sie sind auf der Spur des einzelnen gestoßen, welcher sie dann folgten, um über seine Kameraden herzufallen.“
    „Kameraden? Sollte er welche haben?“
    „Das versteht sich ganz von selbst. Keine kriegführende rote Nation schickt einen einzelnen Mann auf Kundschaft aus; die Späher gehen in Trupps; er hat sich aus irgendeinem Grund von dem seinigen entfernt und kehrt jetzt zu ihm zurück. Sie verfolgen ihn.“
    „Und gerade auf der Spur der Weißen?“
    „Warum nicht? Das kann sowohl Zufall als auch Absicht sein. Kein Späher darf eine Fährte, welche er findet, unberücksichtigt lassen; er muß ihr so weit folgen, bis er sich über sie klar geworden ist. Ich möchte sogar so kühn sein, zu bestimmen, welchen Stämmen diese Kundschafter angehören.“
    „Das kann ich ooch!“ fiel da der Hobble-Frank eifrig ein.
    „Wirklich?“ fragte Old Shatterhand.
    „Ja. Für unsereenen is es doch nich etwa schwer, zu beschtimmen, ob Herodot zu den Makkabäern oder Simson zu den Japanesen gehört hat.“
    „Schön; dann 'mal los!“
    „Na, die dreißig sind Nijoras gewesen; der eene aber war een Navajo. Wenn das nich wahr is, will ich nich der berühmte Hobble-Frank sein.“
    „Und die Gründe zu dieser Annahme!“
    „Die sind so klar wie meine Hutkrempe. Es ist doch erwiesen, daß die Navajos tapfer sind. Nich?“
    „Ja.“
    „Tapferer wohl als die Nijoras?“
    „Möglich.“
    „Na, was zeigt denn nu von größerer Tapferkeet? Wenn dreißig hier beisammen sind oder wenn een eenzelner sich ganz alleene in so eene gefährliche Gegend wagt?“
    „Das letztere.“
    „Also! Er hat mehr gewagt als die andern; darum is er een Navajo und die andern sind Nijoras. Is das die richtige Guitarre oder nich?“
    „Auch ich bin überzeugt, daß er ein Navajo ist und die dreißig Nijoras sind, doch aus andern Gründen. Es gibt aber keine Zeit, dieselben auseinanderzusetzen. Man sieht Winnetou schon nicht mehr. Machen wir, daß wir ihn einholen!“
    Die Westmänner stiegen wieder auf und ritten im Trab weiter, bis sie den Apachen erreichten. Noch ehe die Sonne ganz verschwunden war, lenkte dieser links von der Fährte ab, in den Wald hinein, wo sie bald an eine Bodenvertiefung kamen, als ob hier ein Schacht, ein Stollen zusammengestürzt sei. Er zeigte hinab und sagte: „Da unten werden wir lagern. Stellen wir hier oben eine Wache her, so dürfen wir unten ein Feuer anzünden, ohne daß ein Feind uns zu entdecken vermag.“
    Es ging nicht sehr steil zur Tiefe, so daß die Pferde unschwer hinabgeführt werden konnten. Sie fanden an den Zweigen der dort stehenden Büsche genug Futter für die Nacht. Oben blieb ein Wächter stehen, und unten wurde ein Feuer angezündet, an welchem das Abendessen bereitet wurde.
    Der Gegenstand des Gespräches war natürlich der morgige Tag, doch wurde dasselbe nicht lange fortgeführt, weil nach dem langen Ritt alle so ermüdet waren, daß sie sich sehr bald niederlegten. Ehe Old Shatterhand und Winnetou dies taten, hatten sie noch eine kurze Verständigung. Der erstere sagte: „Es ist möglich, daß es morgen zu einem Kampf kommt, bei welchem wir die Frauen und Kinder nicht gefährden dürfen, auch möchte ich die Auswanderer nicht dabei haben. Sie sind unerfahren und würden uns nur hinderlich sein. Wollen wir sie nicht lieber hier zurücklassen? Der Ort ist sicher und eignet sich sehr gut zum Versteck.“
    „Für den Fall eines Kampfes hat mein Bruder recht. Aber wie nun, wenn wir das ‚Gloomy-water’schnell verlassen müssen? Vielleicht bleibt uns keine Zeit, hierher zurückzukehren und diese Leute zu holen.“
    „Hm, ja! Es steht allerdings zu erwarten, daß wir uns beeilen müssen.Ich befürchte, daß die Indsmen die fünf Weißen gefangen nehmen.“
    „Winnetou denkt, daß dies schon geschehen ist.“
    „Dann müßten wir aber denn doch schnell hinterher sein, um dieselben zu befreien. Wären wir gezwungen, vorher hierher zurückzukehren, so würden wir eine

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