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10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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dort Beute für sie. Ich vermute, daß die Nijoras dort ihr Lager haben.“
    „Mein weißer Bruder hat es erraten“, stimmte Winnetou bei. „Diese Vögel zeigen uns den Weg. Wir werden das Lager noch heute beschleichen.“
    „Müssen dabei aber sehr vorsichtig sein. Diese dreißig Nijoras haben den weiten Weg von dem ‚Gloomy-water’bis zum Chelly in einer Tour zurückgelegt. Wenn Kundschafter dies tun, weiß man, was es zu bedeuten hat: Sie sind dahin zurückgekehrt, von wo sie ausgegangen sind. Ich vermute also, daß dort am Chelly alle Krieger des Nijorastammes versammelt sind, um den Zug gegen die Navajos zu beginnen.“
    „Dann wären ihnen die Gefangenen abgeliefert worden“, meinte Hawkens, „und es wäre nun doppelt schwer und gefährlich, sie zu befreien.“
    „Sie werden frei“, sagte Winnetou in seiner bestimmten Weise, „nur darf auf unsrer Seite keine Unvorsichtigkeit vorkommen.“
    Als es soweit war, daß man nach einer Viertelstunde die Dämmerung erwarten konnte, wurde weitergeritten. Noch ehe es zu dunkeln begann, sah man, daß der Horizont sich im Norden wie ein schwarzer Strich abzeichnete.
    „Das ist der Wald des Chellyflusses“, erklärte Old Shatterhand. „Bleibt hier halten! Ich werde allein weiterreiten, bis ich ihn durch mein Fernrohr absuchen kann. Ein einzelner Reiter kann von dort aus nicht so leicht bemerkt werden wie ein ganzer Trupp.“
    Er trabte fort und hielt dann an. Man sah, daß er sein Rohr nach dem Wald richtete. Dann kehrte er zurück und sagte: „Ihr müßt wissen, daß der Chellyfluß jetzt Wasser hat. Er fließt da, wohin wir wollen, in einem tiefen Tal. Die steilen Seiten desselben tragen Wald; da aber die verdunstende Feuchtigkeit nur in dem Tal, nicht über dasselbe hinaus zu wirken vermag, reicht dieser Wald nur bis zum Rand des Tales herauf, nicht aber in die Ebene hinein. Er bildet oben einen sehr schmalen Saum, den ich mit meinem Fernrohr abgesucht habe. Wenn die Nijoras da oben lagerten, hätte ich sie sehen müssen. Sie werden sich also unten in der Tiefe, am Fluß, befinden. Reiten wir also vorwärts!“
    Die Dämmerung ist in jenen Gegenden sehr kurz; es wurde schnell dunkel, und nun konnte man sicher sein, vom Rand des Flußtales aus nicht gesehen zu werden. Nur eine kleine Viertelstunde später hörte man an den Huftritten der Pferde, daß der Boden grasig geworden war, und gleich darauf erreichte man den Saum des Waldes. Hier wurde angehalten und abgestiegen.
    Ein Feuer anzubrennen, davon konnte keine Rede sein. Man mußte der Nähe der Indianer wegen im Dunkeln und zugleich so fern von ihnen bleiben, daß, falls vielleicht ein Pferd wieherte, sie dies nicht hören konnten. Dazu war natürlich notwendig, zu wissen, an welcher Stelle sie sich befanden. Old Shatterhand und Winnetou waren überzeugt, gar nicht fern von der Gegend zu sein, über welcher die Geier geschwebt hatten; die Indianer mußten also ziemlich nahe sein. Die beiden Genannten gingen fort, um zu rekognoszieren. Sie drangen in den Wald ein, und es verging weit über eine halbe Stunde, ehe einer von ihnen, nämlich Old Shatterhand, zurückkehrte.
    „Wir befinden uns gerade an der richtigen Stelle; es ist wirklich zu loben, mit welchem Scharfsinn der Apache uns geleitet hat. Der Rand des Waldes ist hier kaum dreißig Schritte breit; dann steigt er in das Tal hinab. Wir sind ziemlich weit hinuntergestiegen, was bei dieser Dunkelheit keine leichte Sache war, und sahen dann Feuer; wir zählten drei, doch ist es möglich, daß noch mehrere brennen, welche wir nicht sehen konnten. Aus dieser Zahl der Feuer ist zu schließen, daß sich nicht nur die dreißig Kundschafter, sondern alle Kriegsmannschaften der Nijoras da unten befinden. Wir werden, wenn wir den Gefangenen loshelfen wollen, einen schweren Stand haben.“
    „Und wo ist Winnetou?“ fragte Sam.
    „Ich kehrte zurück, um euch Bericht zu erstatten. Wenn wir beide länger fortblieben, konntet ihr euch leicht beunruhigen. Der Apache ist vollends hinunter, um sich genau umzusehen. Ich denke, daß wir ihn vor Verlauf einer Stunde nicht zurückerwarten können. Das Terrain ist sehr schwierig, und ein Lager zu umschleichen, in welchem so viele Feuer brennen, das erfordert große Behutsamkeit und lange Zeit.“
    Es zeigte sich, daß er noch zu wenig gesagt hatte, denn es vergingen fast zwei volle Stunden, bis der Apache sich wieder sehen ließ. Er setzte sich zu Old Shatterhand nieder und sagte: „Winnetou hat außer den drei Feuern

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