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10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Emeritus wurde nach dem Feuer geführt, an welchem die Gefangenen lagerten. Als diese ihn erblickten, rief Poller überrascht aus: „Der deutsche Kantor! Der verrückte Kerl! Dieser hirnverbrannte Mensch muß aus dem Pueblo, wo er gefangen war, entkommen sein!“
    Er hatte das in einem Gemisch von Englisch und Indianisch gesagt, welches der Kantor nicht verstand. Doch bemerkte dieser, daß die Worte ihm galten, er erkannte den einstigen Führer der Auswandererkarawane und sagte in deutscher Sprache, deren Poller mächtig war: „Hallo! Das ist ja unser Wegweiser, der Dux, wie wir Komponisten sagen! Und gar mit gefesselten Extremitäten! Herr Poller, wie sind Sie denn in diese fatale Lage gekommen? Ich freue mich natürlich außerordentlich, Sie wiederzusehen.“
    „Diese Kerls haben uns gefangengenommen“, antwortete der Gefragte, natürlich deutsch.
    Da aber fiel der Häuptling schnell und in drohendem Ton ein: „Ihr sollt nicht reden, was ich nicht verstehe! Wollt ihr etwa unsre Messer in die Leiber haben? Kennst du diesen Mann?“
    „Ja.“
    „Wer ist er?“
    „Ein Mann aus Deutschland.“
    „Deutschland? Ist dies das Land, in welchem Old Shatterhand geboren wurde?“
    „Ja.“
    „So ist er wohl auch ein berühmter Jäger?“
    „Nein. Er versteht es nicht, eine Waffe zu führen. Er will Musik machen und singen. Er ist verrückt.“
    Daraufhin betrachtete der Häuptling den Kantor mit viel weniger feindseligen Augen. Es gibt wilde Völkerschaften, welche die Wahnsinnigen nicht nur nicht bedauern oder gar verachten, sondern ihnen sogar Verehrung zollen. Sie sind der Ansicht, daß ein Geist, ein überirdisches Wesen von dem Irren Besitz ergriffen habe. Auch mehrere Stämme der Indianer huldigen dieser Anschauung und wagen es nicht, sich an einem Wahnsinnigen, selbst wenn er zu einem feindlichen Volk gehört, zu vergreifen. Darum erkundigte sich der Häuptling weiter: „Weißt du es genau, daß dieser Mann nicht mehr bei seinen Sinnen ist?“
    „Sehr genau“, antwortete Poller, welchem der Gedanke kam, daß er daraus vielleicht Vorteil ziehen könne. „Ich bin ja lange Zeit mit ihm und seinen Begleitern geritten.“
    „Wer waren diese?“
    „Auch Deutsche, welche herübergekommen sind, sich Land zu kaufen, welches den roten Männern gehört.“
    „Das hat ihnen der böse Geist eingegeben; denn wenn sie Land kaufen, so wird es uns gestohlen, und nicht wir, sondern die Länderdiebe bekommen das Geld. Jeder, der in diese Gegend kommt, um Land zu kaufen, ist unser Feind. Will dieser Mann auch welches haben?“
    „Nein. Er will die roten Männer und Helden kennenlernen und dann in sein Vaterland zurückkehren, um Lieder über sie zu singen.“
    „So ist er uns ja gar nicht gefährlich. Ich werde ihm erlauben, zu singen, so viel er will. Wo aber sind seine Begleiter?“
    „Ich weiß es nicht.“
    „So frage ihn!“
    „Das kann ich nicht.“
    „Warum?“
    „Weil du uns verboten hast, zu sprechen, was du nicht verstehst. Er redet nur die Sprache seines Landes; in dieser also müßte ich mit ihm reden, und dann bekäme ich, wie du gesagt hast, eure Messer in den Leib.“
    „Wenn dies wahr ist, so mußt du freilich in seiner Sprache mit ihm reden; ich erlaube es dir.“
    „Daran tust du wohl; denn ich vermute, daß du dann sehr wichtige Dinge durch mich erfahren wirst.“
    „Welche Dinge?“
    „Die Auswanderer, zu denen er gehört, sind nicht allein. Es sind berühmte Jäger bei ihnen, welche sich vielleicht hier in der Nähe befinden. Sie müssen da sein, denn ich könnte nicht begreifen, wie er, der nichts versteht und wahnsinnig ist, ganz allein hierherkommen könnte.“
    „Uff! Berühmte Jäger! Meinst du etwa Bleichgesichter?“
    „Ja.“
    „Welche?“
    „Sam Hawkens, Dick Stone, Will Parker, Droll, Hobble-Frank und vielleicht auch noch andre.“
    „Uff, uff, uff! Das sind lauter berühmte Namen. Diese Männer sind zwar nie unsre Feinde gewesen, aber jetzt, wo der Tomahawk des Krieges ausgegraben ist, muß man zehnfach vorsichtig sein. Ich will wissen, wo sie sich befinden. Aber hüte dich, mir eine Lüge zu sagen! Sobald eine Unwahrheit aus deinem Mund kommt, seid ihr verloren.“
    „Sorge nicht! Du hast uns feindlich behandelt; aber ich werde dir trotzdem beweisen, daß wir eure Freunde sind. Ich kann dir diesen Beweis sogar schon jetzt gleich liefern, indem ich dir sage, daß wir uns bemüht haben, diese weißen Krieger für euch unschädlich zu machen.“
    „Wie könntet ihr dies

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