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10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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noch zwei weitere gesehen; es sind also fünf, an denen wohl über dreihundert Nijoras lagern.“
    „Also ganz wie wir dachten. Wer ist der Anführer? Hast du ihn entdeckt?“
    „Ja. Es ist Mokaschi, den auch du kennst.“
    „Der ‚Büffel‘, ein Krieger, den ich achte. Wenn wir als Freunde kämen, würde er uns gewiß nicht feindlich empfangen.“
    „Da wir die Gefangenen befreien wollen, sind wir seine Feinde und dürfen uns nicht vor ihm und seinen Leuten sehen lassen. Mein Auge hat die Gefangenen erblickt.“
    „Alle?“
    „Ja, acht Navajos und die drei Bleichgesichter. Sie liegen an einem der Feuer und sind von einem doppelten Kreis von Kriegern umgeben.“
    „O weh! Da ist es schwer, sie herauszuholen!“
    „Es ist nicht nur schwer, sondern geradezu unmöglich. Wir können heut nichts tun, sondern müssen warten bis morgen.“
    „Ich stimme meinem roten Bruder bei. Es wäre Tollheit, unser Leben zu wagen, wenn der Erfolg so außerordentlich unsicher ist.“
    „Erlaubt mir, zu sagen, daß ich diesen Entschluß nicht begreife“, sprach Hawkens. „Meint ihr, daß wir morgen mehr erreichen werden als heut?“
    „Gewiß.“
    „Inwiefern? Die Aussichten werden da auch nicht besser sein als heut.“
    „O doch.“
    „Meint ihr? In welcher Weise könnte das sein?“
    „Ihr habt doch mit uns die Ansicht, daß die Nijoras gegen die Navajos ziehen wollen?“
    „Natürlich!“
    „Glaubt Ihr, daß sie sich da mit elf Gefangenen belästigen werden?“
    „Hm! Es ist freilich nicht anzunehmen, daß sie diese mit sich schleppen werden.“
    „Also! Sie lassen sie unter Bewachung zurück. Wir warten dies ab und haben dann ein viel leichteres Spiel als heut.“
    „Das leuchtet mir freilich ein. Daran habe ich gar nicht gedacht, wenn ich mich nicht irre. Wenn man aber nur wüßte, wann sie fortreiten werden.“
    „Ich vermute, morgen.“
    „Das wäre gut. Wenn sie aber noch dableiben, kommen wir in die Gefahr, von ihnen entdeckt zu werden.“
    „Das müssen wir riskieren.“
    „Freilich; aber das ist viel leichter gesagt als getan. Es gibt hier oben kein Wasser. Die Pferde haben darunter weniger zu leiden, da sie Gras finden. Aber wir! Am ‚Gloomy-water’konnten wir nicht trinken, des Öles wegen; heut hat es während des ganzen Rittes auch keinen Tropfen gegeben. Wenn wir auch morgen nicht trinken können, so wird es mir um die Ladies und um die Kinder bang; von uns selbst will ich da gar nicht sprechen.“
    „Oh, von uns muß grad ooch geschprochen werden“, fiel da der Hobble-Frank ein. „Wir sind einstweilen noch keene unschterblichen Seelen, sondern Menschen, deren Schterblichkeit een erwiesenes Faktotum is. Jedes schterbliche Wesen aber muß Wasser haben, und ich geschtehe der Wahrheet gemäß ein, ich habe eenen solchen Durscht, daß ich für een paar Schlucke Wasser oder een Glas Lagerbier gern drei Mark bezahlen würde.“
    Da konnte sich der Kantor nicht enthalten, ihm in bedauerndem Ton zu versichern: „Das tut mir außerordentlich leid, Herr Franke. Wenn ich Wasser hätte, würde ich es gern mit Ihnen teilen.“
    Er war ein sehr gutmütiger Mensch und er bereute es schon seit langem, den Hobble-Frank heut geärgert zu haben. Diesem aber, der nicht weniger gutmütig war, erging es ebenso. Er sagte sich im stillen, daß er eigentlich doch wohl zu grob gegen den Kantor gewesen sei; er war also versöhnlich gestimmt, hielt es aber nicht für seiner Würde gemäß, dies merken zu lassen, und antwortete also auf die Versicherung des Emeritus: „Wissen Sie denn, ob ich es von Ihnen annehmen würde?“
    „Ich hoffe es!“
    „Hoffen Sie das nich! So groß mein Durscht is, mein Charakter is noch viel größer. Wenn Sie mir das ganze Weltmeer hierher brächten, ich rührte doch keenen Tropfen an. Wissen Sie, mit den ‚Knüttelverschen‘ haben Sie sich Ihren besten Freund vor den Kopp geschtoßen. Das is een sehr schwerer Verlust für Sie, und Sie können die feste, pekuniäre Überzeugung haben, daß ich Ihnen für Ihr ganzes Leben unersetzlich bleiben werde. Es ist traurig für Sie, aber wahr, und ich kann Ihnen beim besten Willen nicht helfen.“
    Das ging dem Kantor so nahe, daß er den Gedanken daran nicht wieder los wurde. Er konnte, als gegessen worden war, und man sich zur Ruhe gelegt hatte, nicht einschlafen. Er fragte sich, auf welche Weise es möglich sei, Frank zu versöhnen, und da kam ihm eine Idee, die er für ganz vorzüglich hielt, obgleich er auf eine unklügere gar nicht

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