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10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Wolf.
    „Fällt mir nich im Troome ein!“
    „Aber es heißt doch so, Origenes!“
    „Das is eene ganz grundlose Vermutung Ihres irrtümlichen Gedankensystems. Origines war zur Zeit der babylonischen Gefangenschaft der berühmteste Brillenfabrikant und zugleich noch das berühmteste Original. Seit jener Zeit werden alle originalen Menschen nach ihm benannt, ohne daß sie gerade ooch Brillenmacher oder Optikusse zu sein brauchen.“
    „Ich glaube aber doch behaupten zu müssen, daß Origenes ein berühmter Kirchenlehrer gewesen ist. Es gab auch noch einen andern Origenes, welcher Philosoph war.“
    „So? Gab es denn nich ooch noch eenen dritten Origines, der Velocipedist gewesen ist? Es is doch höchst eegentümlich, daß, sobald zwee Deutsche sich zum erschten Mal treffen, allemal die gelehrten Reibereien losgehen! Das is wirklich nur bei den Deutschen der Fall, denn es is mir noch niemals vorgekommen, daß mir een Araber oder Chinese widersprochen hat. Die haben mich schtets reden lassen!“
    „Gut, so werde ich dasselbe tun“, lachte Wolf.
    „Das is sehr weise von Ihnen gehandelt, denn dadurch erschparen Sie sich wissenschaftliche Demütigungen, denen Ihr kindlicher Geist noch nich gewachsen is. Schpäter, wenn wir uns erseht mal über die Schöpfung im allgemeenen und im besondern geenigt haben werden, werde ich Ihnen een paar Bücher borgen, aus denen Sie die Anfangsgründe der diätetischen Weltanschauung kennenlernen können, wenn Sie Anlage dazu besitzen und sich die gehörige Mühe geben. Bis dahin aber wollen wir lieber von Dingen schprechen, welche nich so angreifend für Ihr sanftes Gehirn sind. Wenn Sie sich mit mir unterhalten wollen, so bin ich gar nich abgeneigt dazu, denn die wahre Bildung und Improvidenz beschteht darin, daß man sich mit Vergnügen zu dem geistig Schwächeren herunterläßt; aber da müssen wir een Thema suchen, wozu ihr Nervensystem mehr heitere Minorität besitzt, als zu solchen hohen metallischen Konflikten.“
    „Gut, Herr Franke“, lächelte Wolf. „Ist es Ihnen recht, wenn wir von dem reden, was uns am nächsten liegt, also von den Indianern?“
    „Da schtimme ich bei, obwohl ich ooch da überzeugt bin, daß Sie mit Ihren Ansichten in die Käse fliegen.“
    „In die Käse? Wieso oder warum?“
    „Weil es Ihnen jedenfalls ooch da an der ausgedehnten Erfahrung und Expansation mangelt.“
    „Expansion, meinen Sie?“
    „Nee, ich meene Expansation. Sie müssen sich das een für alle Male merken, daß ich es schtets so meene, wie ich es sage. Wer es anders meent, der is keen Ehrenmann, ooch in Beziehung off die Fremdwörter nich!“
    „Gut! also Sie behaupten, daß es mir in Beziehung auf die Indianer an Erfahrung mangelt?“
    „Ja.“
    „Ich weiß aber, daß ich mich schon weit länger im Westen befinde, als Sie.“
    „Das tut nischt. Schtecken Sie heut een fein dressierten arabischen Hengst in eenen Eselsschtall, so wird der Esel ooch denken oder gar sagen, er is länger da. Die Zeit tut's nich, sondern der Geist, das is die Hauptsache. Sie sind nur körperlich hier gewesen; ich aber habe meinen ganzen Geist in die indianischen Verhältnisse versenkt, und zwar so tief, daß ich ihn beinahe nich wieder herausgebracht hätte.“
    „Er wollte also darin steckenbleiben?“
    „Unsinn! Mein Geist bleibt niemals schtecken! Nee, er wollte durch, ganz durch, mitten durch und off der andern Seite wieder 'naus. Das wollte ich aber nich, weil ich doch nich wußte, wo ich da hingeraten würde. Ja, so is es; ich habe die Indianer förmlich schtudiert. Was für welche kennen denn Sie?“
    „Alle Stämme, die hier in dieser Gegend wohnen.“
    „Nur? Da reichen Sie mir mit Ihrer ganzen, langen Geschtalt nich mal rauf bis an meine Hosentasche. Ich bin bis hinauf zum Nationalpark gewesen, nämlich mit Old Shatterhand und Winnetou. Da haben wir ganz andre Schtudien machen können und ganz andre Indsmen kennengelernt.“
    „Ja, ich weiß es; ich habe es gehört. Sie haben es damals mit den Sioux zu tun gehabt.“
    „Sogar mit den Ogellallah!“
    „Die sind wohl schlimmer als die hiesigen Roten?“
    „Schlimmer? Hm! Dieses Ausdruckes mag ich mich überhaupt nich bedienen. Für eenen tüchtigen Weißen is überhaupt keen Indianer schlimm; er haut sie alle in die Pfanne, wenn er nämlich wilde wird. Unsereenem gegenüber is es ganz gleich, ob's een Apache oder een Comanche oder een Dakota is, sie sind doch alle weiter nischt als bloße Senfindianer.“
    „Senfindianer?

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