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10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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und wer weiß, was sie dann tun. Vielleicht etwas, woran kein andrer Mensch denken würde. Doch, da fällt mir ein: wir haben noch nicht von Khasti-tine und dem andern fehlenden Kundschafter gesprochen. Wißt ihr nicht, wo sie eigentlich stecken?“
    „Ja.“
    „Nun?“
    „Es wurden zehn Kundschafter ausgesandt; acht sind bei den Nijoras gefangen; die beiden übrigen aber wurden ermordet.“
    „Von wem?“
    „Von den Nijoras natürlich.“
    „Das vermutet ihr?“
    „Wir vermuten es nicht bloß, sondern wir wissen es.“
    „Von wem?“
    „Von eurem Ölprinzen.“
    „Ah! Der hat es euch gesagt?“
    „Ja.“
    „Und ihr habt es geglaubt?“
    „Gewiß. Warum sollten wir es nicht glauben? Sie sind als Späher gegen die Feinde ausgezogen und von ihnen ertappt und erschossen worden. Das ist doch sehr einfach.“
    „Nicht so einfach, wie ihr denkt. Ich habe doch gehört, daß besonders Khasti-tine ein ausgezeichneter Späher gewesen sein soll?“
    „Nicht nur das. Er war trotz seiner Jugend ein Meister im Kundschaften.“
    „So! Und da ist es euch nicht aufgefallen, daß er jetzt, wo er sich nicht allein befand, sondern neun Gefährten bei sich hatte, so unvorsichtig gewesen sein soll, sich erwischen zu lassen?“
    Wolf sah Sam forschend in das Gesicht und fragte dann: „Was beabsichtigt Ihr denn eigentlich mit Euren Worten?“
    „Euch auf die Wahrheit zu bringen. Die Nijoras haben eure Späher nicht getötet.“
    „Wer denn?“
    „Der Ölprinz.“
    „Der – Ölprinz?“ wiederholte Wolf im Ton des absolutesten Unglaubens.
    „Ja, der Ölprinz“, bestätigte Sam.
    „Das ist ein Irrtum. Wer hat Euch das weisgemacht?“
    „Hört, Mr. Wolf, Sam Hawkens läßt sich nicht so leicht etwas weismachen!“
    „Mag sein; so seid Ihr erbittert gegen den Ölprinzen, und diese Erbitterung hat Euch auf eine ungerechtfertigte Vermutung, auf eine falsche Berechnung gebracht.“
    „Ich habe weder etwas vermutet noch etwas berechnet, sondern meine Behauptung gründet sich auf Tatsachen.“
    „Alle Donner! So redet doch! Was sind das für Tatsachen?“
    „Khasti-tine hat seine Sache ganz ausgezeichnet gemacht. Er beschlich den Häuptling der Nijoras so vortrefflich, daß dieser unbedingt in seine Hände fallen mußte; da aber kam ein anderer, ein ganz Unbeteiligter dazu und schoß ihn und seine Gefährten hinterrücks nieder.“
    „Und dieser Mörder soll – soll – euer Ölprinz gewesen sein?“
    „Soll es nicht gewesen sein, sondern ist es gewesen.“
    „Beweist es mir; beweist es!“
    „Nichts ist leichter als das. Es waren Zeugen dabei, zwei Männer, die es verhindern wollten, aber nicht verhindern konnten, weil es zu schnell geschah. Und diese Zeugen sitzen hier bei uns.“
    „Hier?“ fragte Wolf, indem sein Blick suchend im Kreis herumging.
    „Ja. Mr. Rollins und Mr. Baumgarten sind's. Fragt sie nur; laßt es Euch von ihnen erzählen.“
    Er wollte es doch noch nicht glauben; aber als der Bankier ihm den Vorgang genau und bis in das Einzelnste berichtet hatte, konnte er nicht länger zweifeln und rief nun um so grimmiger aus: „Also dieser Kerl, dieser Schurke ist es wirklich gewesen! Und den haben wir bei uns gehabt! Er hat sich in meiner unmittelbaren Nähe befunden, so daß ich ihm das Messer in das Herz hätte stoßen können. Und wir haben nichts geahnt, nichts, gar nichts!“
    „Ja, sogar bewaffnet habt ihr die Leute, hihihihi!“ lachte Sam in seiner sonderbaren Weise. „Habt das sehr gut gemacht, wirklich außerordentlich gut!“
    „Schweigt, Mr. Hawkens! Konnte man an so etwas denken! Ist so eine Frechheit für möglich zu halten? Kann ein Mensch, der unsre Kundschafter ermordet, sich dann zu uns wagen und Unterstützung von uns verlangen?“
    „Daß es möglich ist, habt Ihr soeben erfahren. Gut nur, daß Ihr die Anweisung zurückbehalten habt. Den Kerl selbst freilich habt Ihr laufen lassen, ihn mitsamt seinen beiden Helfershelfern.“
    „Ja, das habe ich leider; aber ich bin überzeugt, daß dies nur für einstweilen gilt. Sie werden uns, und zwar vielleicht schon morgen, wieder in die Hände laufen.“
    „Hm!“ brummte Sam.
    „Was brummt Ihr dazu?“
    „O, ich wollte damit nur sagen, daß oft nicht alles so geschieht, wie man es wünscht.“
    „Pshaw! Die Kerle sind ja hinter uns her und wir brauchen also nichts, gar nichts zu tun, als auf sie zu warten.“
    „Ganz richtig! Aber wenn ihr nun nicht warten könnt? Es kann leicht etwas geschehen, was euch anderweit vollständig

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